0172 - Ghouls in der U-Bahn
erholen. Nun war er wieder obenauf und suchte verzweifelt nach Xorron, der irgendwo auf der Erde sein Grab oder seinen Unterschlupf haben mußte. Asmodina wußte den Ort, allerdings dachte sie nicht daran, ihn Dr. Tod zu verraten. Und so machte sich Solo Morasso daran, Xorron allein zu finden, ohne fremde Hilfe.
Spuren hatte es gegeben, aber sie waren wieder im Sande verlaufen. In Deutschland, in der Gruft der Leichenräuber, hatten zwei Ghouls gehaust, die angeblich Bescheid wissen sollten, weil sie schon uralt waren. Doch der Geisterjäger John Sinclair war der Mordliga wieder in die Quere gekommen und hatte dem Ghoulspuk ein Ende bereitet. Dabei hatte Dr. Tod sogar schon ein Sarglager in einem Bunker einrichten lassen, damit die Zombies und Ghouls, die von Xorron angeführt wurden, Unterschlupf fanden.
Vorbereitet hatte er wirklich alles sehr gut, nur der Erfolg zeigte sich noch nicht. Vielleicht hatten sie jetzt Glück, denn Dr. Tod hatte erfahren, daß in einem zugemauerten Verlies in der Londoner Kanalisation Ghouls hausen sollten. Das Verlies war vor einigen Hundert Jahren geschaffen worden, und Dämonen überlebten die Zeit, auch wenn sie nichts bekamen.
Die Ghouls konnten unter Umständen etwas über Xorron wissen, deshalb ließ Dr. Tod sie frei. Zwei hatte er schon befreit, doch die waren zu jung, sie hatten nichts gewußt.
Auf Umwegen war Solo Morasso nach England gelangt, und heimlich drang er in London ein, wo sein Erzfeind John Sinclair lebte. Er hatte einfach nicht daran vorbeigekonnt und zwei Killer damit beauftragt, ihm John Sinclair zu bringen. Er wollte den Geisterjäger als Nahrung für die Ghouls haben.
Vielleicht schafften es die Männer. Dämonen und andere Schwarzblüter hatten dies bisher nicht fertiggebracht, weil sich Sinclair inzwischen zu gut auf sie eingestellt hatte.
Die Mauer fiel.
Noch ein letzter Streich, und ein riesiger viereckiger Stein polterte zu Boden.
Tokata drehte sich um. Er sah aus wie immer. Trug die Maske vor dem verwesten Gesicht und den dicken Panzer, der aus einem seltsamen Leder bestand, dessen Herkunft selbst Dr. Tod unbekannt war. Tokata besaß nur einen Arm, der zweite, der linke, war ihm durch den Bumerang abgeschlagen worden.
Lady X hielt sich hinter dem Führer der Mordliga auf. Sie hieß mit bürgerlichen Namen Pamela Barbara Scott und war eine ehemalige Terroristin gewesen, bevor sie zur Mordliga stieß. Dr. Tod nahm sie gern mit, denn sie konnte sich als ein Mensch unter den Menschen bewegen, ohne daß es auffiel. Bei Dämonen war dies nicht der Fall. Tokata hätte überall eine Panik hervorgerufen.
Langsam nur senkte sich der Staub, so daß Lady X und Dr. Tod erst jetzt einen Blick auf die Öffnung werfen konnten.
Sie sahen nichts. Es war nur finster. Vom nächsten Kanal fiel auch so gut wie keine Helligkeit in das unterirdische Verlies.
»Licht! Wir brauchen Licht!« befahl Morasso.
Lady X nahm ihre Taschenlampe vom Gürtel und reichte sie ihrem Boß.
Sie trug ihre Standardkleidung. Eine enge Hose, einen dunklen Pullover, und halbhohe Stiefel. Ihre schwarze Haarflut war wild und ungebändigt.
Sie war eine Frau, die Dynamit in den Adern hatte, aber auch brandgefährlich und ohne Gefühl. Schon mancher Mann war auf sie reingefallen, und danach hatte es für ihn ein böses Erwachen gegeben.
Lady X nutzte die Männer eiskalt aus. Sie hatte früher mit ihnen gespielt und tat es heute noch, falls sie dazu Gelegenheit bekam. Dabei hatte sie ein Herz aus Stein. Als Mensch war sie ebenso gefühllos wie ein Dämon aus der Dimension des Schreckens.
Dr. Tod schaltete die Lampe an. Im breiten Strahl tanzten noch zahlreiche Staubteilchen. Winzig, nur mehr flimmernde Reflexe.
Lady X trat an ihren Boß heran, um einen besseren Blick in den Raum werfen zu können, der noch vor wenigen Minuten durch eine Wand verdeckt gewesen war.
Der Strahl verlor sich in einem alten Schacht. Ein nahezu bestialischer Gestank drang Dr. Tod und Lady X entgegen. Beide waren sie Menschen, und es war ihnen fast unmöglich, Atem zu holen. Dieser Geruch brachte sie fast um.
Dr. Tod hatte sich besser in der Gewalt als die Frau. Er schüttelte nur den Kopf und ging sogar noch näher heran.
Etwas schimmerte bleich.
Knochen!
Die Gebeine lagen direkt neben einer Rinne, die wohl vor 200 Jahren mal als Abfluß gedient hatte. Jetzt befand sich kein Wasser oder Abwässer darin, sondern nur trockener Schlamm.
Fahl glänzten die Gebeine. Tier- und Menschenknochen waren miteinander
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