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0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

Titel: 0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod lädt ein zum Maskenball
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Spiegel baumelten zwei Schrumpfköpfe von Menschen, wie sie südamerikanische Indianer als Trophäen hersteilen. Auf dem Fußboden lagen vier Tigerfelle.
    Waxt ging zu einem Gestell in der Nähe des Fensters, auf dem ein Glaskasten in der Größe eines Schreibtisches stand. Im Inneren brannte eine Heizlampe.
    »Hier«, sagte er.
    Der Boden des Glaskastens war mit Sand und Steinen belegt. Sieben oder acht Schlangen unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Färbung lagen bewegungslos und teilweise ineinander verknäult zwischen den Steinen.
    »Sind sie alle giftig?«, fragte ich.
    »Alle, bis auf eine.«
    Ich sah mir den Deckel des Glaskastens an. Er war mit einfachen Riegeln gesichert.
    »Jeder, der in Ihr Zimmer kommt, kann an den Behälter heran und eine Schlange herausholen.«
    Der Abenteurer lachte verächtlich.
    »Versuchen Sie es mal! Sie werden mit Sicherheit gebissen.«
    »Aber Sie könnten eine Schlange herausholen, ohne gebissen zu werden?«
    »Ja…«, sagte er, stockte dann aber. Ich sah mich nach Evan Beverley um. Er stand auf der Türschwelle.
    »Mr. Beverley, da hier vermutlich ein Mordversuch vorliegt, werde ich die Mordkommission kommen lassen. Wir werden uns bemühen, Beweise dafür zu finden, dass die Schlange absichtlich in Ihr Badezimmer gebracht wurde, und wir werden versuchen herauszufinden, wer sie hineingebracht hat.«
    »Okay«, knurrte er. »Übermorgen können Sie das tun.«
    »Nein, es muss sofort gemacht werden. Der Täter kann sonst seine Spuren verwischen.«
    Er machte die scharfe Handbewegung, die für ihn charakteristisch war, wenn er eine Angelegenheit als erledigt betrachtete.
    »Ausgeschlossen! Reden Sie keinen Unsinn! Ich gebe morgen das Fest. Würde ein schönes Fest geben, wenn dabei Kriminalbeamte mit Lupen vor den Augen über den Fußboden kröchen!«
    »Bei einem Mordversuch muss sofort gehandelt werden, Mr. Beverley.«
    Wieder die Handbewegung.
    »Ich wünsche keine Untersuchung.«
    »Wenn es sich um einen Mordversuch handelt, bin ich verpflichtet, auch gegen Ihren Willen eine Untersuchung einzuleiten.«
    Er stieß sich von der Türschwelle ab wie ein Raubvogel, der sich auf seine Beute stürzt. Mit schnellen, großen Schritten kam er auf mich zu.
    »Ach nein«, fauchte er mir ins Gesicht. »Ich sagte, ich wünsche keine Untersuchung. Ich ziehe meine Beschuldigung zurück, haben Sie verstanden?« Er verzog seinen Mund zu einem ironischen Lächeln. »Es war kein Mordversuch! Es war ein Zufall. Bei mir stehen Fenster und Türen immer offen. Schlangen gibt es hier auch. Das Biest ist auf irgendeine Weise in mein Badezimmer gekrochen. Klar? Der Fall ist erledigt.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging aus dem Zimmer. Wenige Sekunden später hörten wir die Tür zu seinen Räumen hart ins Schloss fallen.
    »Es wird immer schlimmer mit ihm«, konstatierte Jane Beverley. »Wahrscheinlich werde ich nicht wieder einschlaf en können.«
    Crowell gab nur einen wütenden Knurrlaut von sich und stampfte hinaus.
    Beverleys Schwester Judith fiel über Waxt her.
    »Warum schaffst du dieses scheußliche Viehzeug nicht endlich ab«, keifte sie. »Nur dadurch kommt Evan auf so alberne Gedanken.«
    »Wenn die Schlangen nicht hier wären, käme er auf andere alberne Gedanken«, schimpfte Waxt zurück. »Er ist einfach verrückt. Er gehört in eine…«
    Phil und ich verließen das Zimmer. Auf dem Flur trafen wir den Butler Hanford, der damit beschäftigt war, die Schlange mithilfe einer Feuerzange fortzuschaffen.
    »Wo bringen Sie sie hin?«
    »In den Abfall. Mr. Beverley ordnete es an.«
    »Bringen Sie sie auf mein Zimmer, und bringen Sie einen kleinen Karton und etwas Bindfaden.«
    Hanford verzog keine Miene.
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Und noch eins«, sagte ich. »Der Teufel hole Sie, wenn Sie irgendwem sagen, dass Sie mir das Vieh gebracht haben.«
    ***
    Die Invasion auf Evan Beverleys Gelände begann morgens um fünf Uhr. Das Dröhnen von Lastwagenmotoren weckte uns. Wir stürzten ans Fenster.
    Zwanzig, dreißig Trucks, beladen mit Geräten und Arbeitern, krochen die Serpentinenstraße zum Haus hoch. Im Handumdrehen entwickelte sich eine hitzige Geschäftigkeit.
    Leitungen wurden gelegt, Scheinwerfer aufgestellt, Dekorationen aufgebaut. Die Arbeiter ergossen sich wie Ameisen auf das Gelände, trampelten über den gepflegten Rasen und ruinierten ihn im Handumdrehen. Schreien, Zurufe, Gehämmer erfüllte die Luft.
    Etwa um sieben Uhr kroch eine neue Autoschlange die Straße hoch.

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