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0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

Titel: 0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod lädt ein zum Maskenball
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die auf der anderen Seite der Halle lag. Sie mündete in einen Korridor, ähnlich dem unseren, nur dass weniger Türen davon abgingen.
    Im Korridor quirlte die gesamte Beverley-Sippe durcheinander: Jane in einem Négligé, Beverleys Schwester Judith in einem Morgenrock aus Seide, aus dem ihr scharfer, böser alter Kopf ragte, als gehöre er nicht dazu, sondern sei nur versehentlich aufgesetzt. Waxt trug einen normalen Schlafanzug, Jack Roberts hatte einen Bademantel an, und der alte Jonathan Crowell war noch vollständig bekleidet.
    »Es war in Onkel Evans Zimmer!«, schrie Jane Beverley.
    »Der Henker mag wissen, was der alte Narr wieder angestellt hat«, fluchte Crowell.
    »Welches Zimmer ist es?«, fragte ich.
    »Dieses!« Jane und Roberts zeigten es mir.
    »Bitte, machen Sie Platz!«
    Ich drängte mich durch und ging auf die Tür zu. Bevor ich sie erreichte, wurde sie von innen geöffnet.
    Evan Beverley stand auf der Schwelle. Er trug keine Jacke, und zum ersten Mal sah ich ihn ohne die Sonnenbrille. Er hatte graue buschige Augenbrauen und kleine, tief in den Höhlen liegende Augen von unbestimmter Farbe. In der rechten Hand hielt er eine schwere Pistole, während er mit der linken Hand irgendetwas hochhielt, das auf den ersten Blick aussah wie ein buntes Band von zwei Fuß Länge.
    Er schien schwer erregt. Seine Brust ging auf und ab, und er stieß den Atem keuchend hervor.
    Ich ging auf ihn zu.
    »Mr. Beverley…«, sagte ich.
    Er sah an mir vorbei.
    »So habt ihr es euch also gedacht«, stieß er hervor.
    Mit einer wütenden Bewegung warf er das bunte Ding gegen die Gruppe seiner Verwandten, und erst jetzt erkannte ich, was es wirklich war: eine Schlange mit zerschmettertem Kopf.
    Die Frauen kreischten, wahrscheinlich auch Jack Roberts. Crowell wich fluchend zurück.
    »Das ist ja…«, rief Henry Waxt.
    Beverleys Hand mit der Pistole flog hoch. Er zielte eindeutig auf Waxt.
    Ich stand nahe genug vor ihm, um ihm mit einem wuchtigen Schlag die Hand hochzuschlagen. Der Schuss dröhnte in dem schmalen Flur. Von der Decke rieselte Kalk. Im nächsten Augenblick hatte ich dem Millionär die Waffe entwunden.
    Er wollte sich aus meinen Armen losreißen.
    »Lassen Sie mich, G-man!«, wütete er. »Ich werde diesem Lumpen zeigen, was es bedeutet, mir eines von seinen verdammten Biestern in mein Badezimmer zu schmuggeln.«
    »Beruhigen Sie sich!«
    Phil kam mir zur Hilfe und packte zu. Unter seinem Griff wurde Beverley plötzlich ruhig.
    »Schon gut«, sagte er. »Lassen Sie los!«
    Wir ließen die Hände sinken.
    »Erzählen Sie!«, verlangte ich.
    »Gibt nicht viel zu erzählen. Das Vieh dort befand sich in meinem Badezimmer und stürzte sich auf mich, als ich hineinging. Ich konnte gerade noch entkommen, holte die Pistole aus der Nachttischschublade und zerschoss ihm den Kopf. Wer die Schlange in mein Badezimmer gebracht hat, das ist keine Frage.«
    Wieder richtete sich sein Blick auf Henry Waxt.
    Die Schlange lag auf dem roten Teppich des Korridors. Ihre leuchtenden Farben begannen zu verblassen.
    »Halten Sie sich Schlangen?«, fragte ich Waxt.
    Er war sehr bleich im Gesicht.
    »Ja, ich habe ein Terrarium in meinem Zimmer. Es sind Tiere, die ich mir von einer Reise mitgebracht habe.«
    »Giftschlangen?«
    »Ja, auch Giftschlangen.«
    Ich zeigte auf das tote Reptil.
    »Ist das eine Schlange aus Ihrem Terrarium?«
    Er bückte sich und sah sich das tote Vieh an.
    »Nein«, sagte er dann. »Ich glaube nicht.«
    »Du verdammter Lügner!«, schrie Beverley.
    »Warum sagen Sie ,glauben’? Wissen Sie es nicht mit Bestimmtheit?«
    Er wurde wütend. »Nein, ich weiß es nicht mit Bestimmtheit. Ich kümmere mich um das Zeug nicht sehr. Ein Diener versorgt sie. Ich wollte die Schlangen immer schon abschaffen, aber ich fand niemanden, der sie haben wollte.«
    »Sehr gut hört sich das nicht an, Mr. Waxt. Wer sich so ungewöhnliche Haustiere wie Schlangen hält, kennt seine Lieblinge gewöhnlich sehr genau.«
    »Es war damals eine Laune. Ich sagte Ihnen doch, dass die Biester mich nicht mehr interessieren.«
    »Wollen Sie mir bitte Ihr Zimmer zeigen?«
    »Selbstverständlich.« Er ging voran, Phil und ich folgten ihm, und die ganze Beverley-Sippe zog hinterher.
    Die Räume im sogenannten Familien-Flügel waren größer als die Gästezimmer auf der anderen Seite.
    In Waxts Zimmer hingen die Wände voll von allem nur denkbaren exotischen Zeug, angefangen von Tanzmasken, Negerspeeren bis zu Tiergeweihen und Jagdwaffen. Über einem

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