0175 - Amoklauf der Cyborgs
Kilometern hinweg ging das Telefonat per Satellit hinüber zum europäischen Kontinent- und hatte als Gegenstation Schloß Montagne im Loire-Tal.
»Der Professor befindet sich in Florida, in St. Petersburg«, lautete die Antwort aus dem fernen Frankreich. Der General stützte die Ellbogen auf den niedrigen Tisch. »Können Sie mir die genaue Adresse mitteilen?« fragte er. »Es geht um ein weltbewegendes Problem.«
»Wenn jemand Professor Zamorra sprechen will, handelt es sich immer um weltbewegende Probleme«, sagte dieser Bois nachdrücklich, und der General war sich nicht ganz sicher, ob er nicht auf den Arm genommen wurde. »Warten Sie einen Moment, ich suche die Adresse und die Telefonnummer des Hotels heraus…«
»Ich habe Zeit«, sagte der General. Er hatte tatsächlich Zeit; die Kosten des Transkontinentalgesprächs zahlte immerhin der Steuerzahler. Nach einigen Augenblicken ertönte Bois’ Stimme wieder. Er nannte dem General das Hotel, in dem Zamorra und Nicole abgestiegen waren.
Darauf, sich für die Auskunft zu bedanken, verzichtete der General großzügig. Er legte auf, wählte erneut und hatte einige Zeit zu warten, bis er endlich durchkam. Offenbar telefonierten zwanzig bis dreißig Leute gleichzeitig mit dem Hotel.
»Bedaure, aber Professor Zamorra ist zu einem Ausflug aufgebrochen. Per Hubschrauber…«
Der General legte die Stirn in Falten. Das mußte ja ein schwerreicher Zeitgenosse sein, der per Helikopter Ausflüge unternehmen konnte… »Bitte hinterlassen Sie ihm meine Telefonnummer. Er soll unverzüglich anrufen, sobald er zurückkehrt. Das Pentagon benötigt seine Unterstützung.«
Dann legte er abermals auf.
Pech gehabt. Wer konnte wissen, wann dieser superreiche Hubschrauber-Professor von seinem Ausflug zurückkehrte! Anscheinend ließ sich mit der Gespenster-Spinnerei doch eine Menge Geld verdienen! Aber für die nächsten Stunden würde sich Fünf-Sterne-General Joanna Rass eine andere Methode einfallen lassen müssen, Colonel Balder Odinsson zurückzubekommen…
Der Genral erhob sich. Knapp nickte er Delger zu. »Danke, Sergeant, ich brauche Sie nicht mehr«, sagte er hoheitsvoll.
Delger, der ihm die Telefonnummer von Château Montagne geliefert hatte, entfernte sich gehorsamst. Er selbst hatte noch eine andere Nummer ausgegraben. Der Anschluß gehörte einem gewissen Professor Bill Fleming.
Er ahnte in diesem Moment noch nicht, daß er lediglich das Vergnügen haben würde, auf den automatischen Anrufbeantworter zu stoßen…
***
Zamorra schrie unwillkürlich auf. Es brannte wie Feuer! Wuchtig war er gegen den Meegh geprallt, hatte die Arme leicht ausgebreitet und das Schattenwesen blitzschnell umklammert.
Ein Schatten, der körperlich existent war!
Wie Feuer durchraste ihn der Schmerz, aber Zamorra ließ seinen Gegner nicht los. Die Aufprallwucht seines Körpers hatte das Ungeheuer zurückgetrieben, fort von Nicole, und das war zunächst die Hauptsache. Daß es das erste Mal war, daß ein Mensch einen Meegh berührte, war nebensächlich. Ein eigentümlicher Pfeiflaut erklang. Zamorra unterdrückte den Schmerz und verstärkte den Druck seiner Arme. Er preßte den Meegh an sich und stellte fest, daß er in den Schatten einzudringen begonnen hatte.
War es tatsächlich nur eine Art Schutzschirm - oder hatte der Meegh im Augenblick der Berührung begonnen, Zamorra zu verschlingen wie eine fleischfressende Pflanze es tut?
Keine Sekunde lang vergaß der Meister des Übersinnlichen, es mit einem dämonischen Wesen zu tun zu haben, und seine Lippen formelten Zauberworte der Weißen Magie.
Blitze umzuckten die beiden ineinander verkrallten Gestalten, die sich heftig hin und her bewegten. Irgendwie schaffte es das Amulett, ein Schirmfeld aufzubauen. Jenes Zamorra inzwischen wohlbekannte grüne Irrisieren hüllte ihn ein, floß aus der silbernen Scheibe und wurde immer stärker. Jetzt war es der Meegh, der schrie. Die Energie des Amuletts vermochte ihn nicht zu vernichten, schien ihm aber doch irgendwie zu schaffen zu machen. Unbegreifliche Kräfte kämpften gegeneinander, und Zamorra versuchte zu erkennen, was seine Hände ertasteten.
Wer oder was war der Meegh? Wie sah er unter seinem Schattenschirm aus, woraus war er beschaffen?
Er konnte es trotz der direkten Berührung nicht erkennen!
Die Arme des Dämonischen tasteten jetzt ihrerseits nach dem Professor, krochen an seinem Rücken empor zu seinem Hals. Zamorra erkannte die Absicht. Der Dämon wollte ihn
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