0175 - Der unheimliche Totengräber
oder Knochenmehl.
Einige Grabsteine waren auch umgekippt. Zum Teil hatte das Unkraut sie überwuchert. Einmal wäre ich fast über einen gestolpert. Ein paar Yards weiter blieb ich überrascht stehen.
Vor mir befand sich ein Sarg. Vielmehr das, was von ihm übrig geblieben war.
Daß es ein Sarg war, konnte ich erst beim zweiten Hinsehen erkennen, denn er war mit einem harten Gegenstand zerhämmert worden und lag in seinen Einzelstücken vor mir.
Ich schüttelte den Kopf. Wer tat so etwas und vor allen Dingen, warum?
Ich bückte mich und schaute mir die Teile etwas näher an. Neu war der Sarg bestimmt nicht, ich entdeckte keine hellen Bruchstellen, die Totenkiste hatte wirklich ihre Jahre auf dem Buckel. Ein steinerner Sarkophag auf diesem Friedhof und ein Sarg aus Holz. Paßte das überhaupt zusammen?
Die Lösung konnte mir sicherlich der unheimliche Totengräber geben, aber der war nicht zu sehen. Überhaupt hatte ich diesen Gegner noch nicht zu Gesicht bekommen. Bisher war er für mich ein Phantom, ein Spukbild geblieben.
Darüber ärgerte ich mich, kam wieder hoch und schaltete die Lampe an.
Der Strahl teilte vor mir die Dunkelheit, glitt an einem Baumstamm vorbei und traf auf ein Hindernis. Ich schaute genauer hin, wobei ich bemerkte, daß der helle Lichtfinger auf dem Hindernis zu einem Kreis mit ausgefaserten Rändern geworden war.
Ich bewegte ihn hin und her. Ein Stamm war es nicht, den ich getroffen hatte, sondern eine Wand.
Es wurde interessant. Ich mogelte mich mit zwei langen Schritten an einem Baum vorbei und pfiff leise durch die Zähne. Mit einer Hütte hatte ich wirklich nicht gerechnet. Zudem hatte der Herzog davon kein Wort erwähnt?
War diese Hütte vor mir vielleicht der Schlupfwinkel des Totengräbers?
Das wäre wirklich gut gewesen. Als ich die Lampe hin und herbewegte und die Wand in größeren Abschnitten ausleuchtete, mußte ich feststellen, daß diese Hütte ebenfalls ihre Jahre auf dem Buckel hatte.
Sie war verfallen, das Dach fehlte zum Teil, da hingen die Fensterläden schief, und der Tür ging es nicht anders.
Und doch konnte diese Hütte, so alt sie auch war, noch als Unterschlupf dienen, falls man nichts anderes mehr hatte.
Es schien sich niemand hier aufzuhalten, jedenfalls hörte ich nichts.
Allerdings brauchte das nicht zu bedeuten, daß auch keiner in der Nähe war, ein Gegner konnte sich sehr leicht im Innern der Hütte verborgen halten.
Nach allen Seiten sichernd schaute ich mich um, als ich langsam auf die Behausung zuschritt. Irgendwo im Dunkel konnte die Gefahr lauern, und mich beschlich ein unangenehmes Gefühl, wie es jedem anderen Menschen auch ergangen wäre, denn so abgebrüht war ich längst nicht geworden.
Vor der Tür blieb ich stehen. Sie hing nicht nur schief in den Angeln, sondern war zudem noch offen.
Ich hob den rechten Arm. Der Strahl bewegte sich und stach jetzt in die Hütte hinein.
Um besser sehen zu können, ging ich vor bis zur Schwelle. Staub tanzte.
Ein altes Bett fiel mir auf, ebenso ein Tisch, ein Regal und auch ein Stuhl.
Nur ein Mensch befand sich nicht hier.
Vorsichtig bewegte ich mich weiter. Dabei ging ich auf Zehenspitzen.
Dreck und kleinere Steine knirschten unter meinen Sohlen. Spinnweben fuhren über mein Gesicht.
Ich blies sie weg.
Schließlich blieb ich stehen. Ungefähr zwei Schritte hinter der Türschwelle. Die Lampe hatte ich in die linke Hand gewechselt, damit ich mit der rechten schneller an meine mit Silberkugeln geladene Waffe herankam.
So vorsichtig ich auch gewesen war, es hatte nichts genützt. Der Gegner überrascht mich doch.
Ich zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als ich den Druck in meinem Nacken spürte, und eine zischelnde Stimme mir befahl:
»Beweg dich nicht!«
***
Harry, der Butler, war entsetzt! Bisher hatte er nicht so recht glauben wollen, daß tatsächlich eine Gefahr bestand, nun sah er diesen Unheimlichen mit eigenen Augen.
Es war eine große eckige Gestalt mit gewaltigen Händen. Die Finger der Rechten hielten den Griff eines Spatens umklammert, die Linke war zur Faust geballt. Erbarmungslos starrten die grauen Augen des Totengräbers den Butler an. Kein Leben zeigte sich in den Pupillen, und der schmale Mund bildete nur mehr eine Kerbe im Granitgesicht des Zombies.
Harry war an sich ein mutiger Mensch. Doch als er diesen Gegner sah, da zitterten ihm doch die Knie. Er hatte sogar Mühe, Luft zu holen, und eine schier übermenschliche Überwindung kostete es ihn, die Frage zu
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