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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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»Töte John Sinclair!«
    Der Pesttote setzte sich in Bewegung, um diesen Befehl auszuführen!
    ***
    Walter Riehs, der Katakombenführer, starrte fassungslos auf die beiden Skelette und auf den toten Küster. Er war zutiefst erschüttert und wurde mit der Tatsache nicht fertig, daß die Pesttoten nach so vielen Jahren aus ihrer Grabkammer ausgebrochen waren.
    Aber das Loch in der Mauer, die zwei Skelette und der tote Manfred Mock waren deutliche Beweise dafür, daß es wirklich geschehen war. Ungeheuerlich war das. Was für unvorstellbare Kräfte mußten hier im Spiel sein?
    Riehs fiel ein, daß die rothaarige Frau immer noch auf ihre Handtasche wartete. Während des Rundgangs mit John Sinclair war ihm die Tasche nicht aufgefallen.
    Er suchte sie noch einmal, und gleich anschließend wollte er dafür Sorge tragen, daß Manfred Mock aus den Katakomben geholt würde. Außerdem mußte man die beiden Skelette in die Grabkammer zurücklegen, das Loch zumauern und die Wand mit Weihwasser besprengen.
    Zwischen zwei Kindersärgen, in denen Mitglieder des Kaiserhauses bestattet waren, entdeckte Riehs die Handtasche. Er nahm sie an sich und machte kehrt. Noch nie hatte er in diesen Katakomben Angst gehabt. Stets waren sie für ihn eine vertraute Umgebung gewesen. Doch plötzlich beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl. Furcht war das.
    Er ging schneller.
    Da war hinter ihm auf einmal ein knirschendes Geräusch.
    Walter Riehs wirbelte herum und sah einen Pesttoten!
    ***
    Der Wiedergänger kam auf ihn zu. Riehs starrte ihn entgeistert an. Er schluckte trocken. Würde er nun so enden wie Manfred Mock? Im Moment war er unfähig, sich zu bewegen.
    Die zerlumpte Gestalt hager und grauenerregend näherte sich dem Katakombenführer mit schleifenden Schritten. Der kalte Schweiß brach Walter Riehs aus allen Poren.
    Er stand Todesängste aus. Dies war seine erste Begegnung mit dem nackten Grauen, und er befürchtete, sie nicht zu überleben.
    Der Untote machte einen schnellen Schritt vorwärts.
    Riehs drehte die Handtasche am Tragriemen über seinem Kopf und schlug damit zu. Die Tasche hatte messingverstärkte Ecken.
    Zwei davon schrammten über die häßliche Fratze des Wiedergängers.
    Sofort klaffte eine der großen Pestbeulen auf, und eine gelbliche Flüssigkeit trat aus der Wunde aus. Schneller, immer schneller drehte Walter Riehs die Tasche, aber er konnte den Untoten damit nicht von sich fernhalten. Der Schreckliche stieß den Arm nach oben. Der Tragriemen wickelte sich darum herum. Ein kraftvoller Ruck, und Walter Riehs war die Tasche los.
    Der Pesttote streifte den Riemen ab und schleuderte die Tasche hinter sich. Riehs wandte sich gehetzt um und gab Fersengeld.
    Keinen Gedanken verschwendete er mehr an die Handtasche. Er trachtete nur noch, sein Leben zu retten und hoffte inständig, daß ihm nicht ein anderer Untoter den Fluchtweg abschnitt.
    Wie von Furien gehetzt jagte der Katakombenführer auf den Ausgang zu. Der Untote war ihm dicht auf den Fersen. Riehs forcierte sein Tempo. Es gelang ihm, die Distanz zwischen sich und dem unheimlichen Verfolger geringfügig zu vergrößern.
    Endlich kam die Treppe.
    Walter Riehs hetzte sie hoch.
    Ein schwere Tür.
    Riehs warf sie hinter sich zu und schloß sie blitzschnell ab. Der Schweiß rann ihm in breiten Bächen über das Gesicht. Er war völlig außer Atem und japste heftig nach Luft. Der Wiedergänger warf sich ungestüm gegen die Tür. Er rüttelte wütend daran und schlug mit seinen harten Fäusten dagegen.
    Riehs schleppte sich die restlichen Stufen zum Domplatz hinauf.
    Die rothaarige Frau war nicht mehr da, aber das fiel dem Katakombenführer nicht auf. Er war viel zu sehr durcheinander.
    Erschöpft lehnte er sich an die rauhe Sandsteinwand. Unten gebärdete sich der Pesttote wie verrückt, und es gelang ihm, die widerstandsfähige Tür aufzubrechen. Nie hätte Walter Riehs das für möglich gehalten.
    Die Panik befiel ihn sofort von neuem. Wilder, heftiger. Er sah den grauenerregenden Schädel des Pesttoten und drehte durch.
    Kraftvoll stieß er sich von der Dommauer ab.
    Er rannte fort, ohne zu sehen, wohin. Die Furcht machte ihn blind, denn der personifizierte Tod war hinter ihm. Ein Wagen, ein Taxi. Riehs übersah es in seiner großen Aufregung.
    Der Taxifahrer mußte scharf abbremsen.
    »Hast an Vogel?« schrie er wütend zum Seitenfenster heraus.
    »Hilfe!« keuchte Walter Riehs verstört. »Hilfe! Helfen Sie mir! Dieses Ungeheuer will mich umbringen!« Er riß den

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