0176 - Der Pestvogel
Wagenschlag auf und ließ sich in den Fond fallen.
Und dann sah der Taxifahrer den Pesttoten, der mit hölzernen Schritten herbeieilte.
»Des gibt's net!« entfuhr es dem Taxifahrer.
Er schaltete schnell. Sofort kurbelte er das Fenster nach oben, und er drückte auf alle vier Verriegelungsknöpfe. Der Wiedergänger erreichte das Fahrzeug.
Seine Pestfinger legten sich um die Türgriffe. Er wollte die Türen aufreißen. Das Taxi wackelte und schaukelte.
»Fahren Sie!« schrie Walter Riehs hysterisch. »So fahren Sie doch endlich weiter!«
Perplex glotzte der Taxifahrer den Untoten an. Der Schreckliche schlug mit den Fäusten auf das Wagendach, daß es wummerte.
Riehs verkroch sich heulend im Fußraum.
Der Pesttote wollte auf der anderen Seite versuchen, in das Fahrzeug zu gelangen. Als er vorn um den Wagen herumlaufen wollte, gab der Fahrer Gas. Das Taxi raste mit schrill quietschenden Pneus los.
Es erfaßte den gefährlichen Wiedergänger und schleuderte ihn weit zur Seite. Seine Arme wirbelten hoch, er drehte sich um die eigene Achse und knallte auf den Boden, Während der Wagen im Höllentempo um die nächste Ecke bog.
Grimmig knurrend erhob sich der Pesttote. Walter Riehs war ihm entkommen, aber es gab genug andere Menschen, auf die er seine furchtbare Krankheit übertragen konnte.
Hastig eilte er davon.
***
Als Inspektor Fuchs und sein Assistent Peter Strobl die Berggasse erreichten, standen zwei Funkstreifen mit rotierendem Blaulicht vor dem Haus, in dessen Hinterhof Felix Emo sein Leben verloren hatte.
Vor dem Haus drängten sich viele Neugierige. Gotthard Fuchs drängte sich durch die Menge. »Geht nach Hause, Leute! Hier gibt es nichts zu sehen! Sie behindern uns nur bei unserer Arbeit!«
Widerwillig machten die Menschen Platz. Im Hinterhof trat dem Inspektor ein uniformierter Polizist entgegen. Er salutierte flüchtig und gab dann seinen Bericht.
Fuchs begab sich zu der Leiche, die mit Packpapier zugedeckt worden war. Sein Assistent hob das Papier hoch. Emo war entsetzlich zugerichtet worden. Gotthard Fuchs beugte sich über den Leichnam und sah sich das Loch in dessen Brust genau an.
»Dieselbe Verletzung, wie wir sie schon kennen«, brummte der Inspektor. »Jetzt wissen wir, wo sie herrührt.« Er nickte, und Peter Strobl ließ das Packpapier, das er mit zwei Fingern hochgehalten hatte, los. Knisternd legte es sich wieder über den Toten.
Eine alte, grauhaarige Frau mit voluminösem Busen drängte sich heran. »Ich habe alles ganz genau gesehen, Herr Inspektor.«
Sie nickte und saugte ihr falsches Gebiß am Gaumen fest.
»Wie heißen Sie?« fragte Gotthard Fuchs.
»Biwonka. Ernestine Biwonka, Herr Inspektor. Alles habe ich gesehen. Von Anfang an. Ich dachte, ich wäre nicht ganz richtig im Kopf.«
»Wieso?«
»Na, wenn sich vor Ihren Augen ein Mann in einen riesigen Vogel verwandelt, was denken Sie sich da? Mein Mann, Gott hab ihn selig ich bin nämlich Witwe -, hat immer gesagt…«
»Können Sie den Mann, der sich in einen Vogel verwandelt hat, beschreiben, Frau Biwonka?« fiel ihr der Inspektor ins Wort.
»Ich wohne dort oben im ersten Stock. Die Fenster mit den Blumenkisten gehören zu meiner Wohnung. Eigentlich bin ich ja kurzsichtig, aber wenn mich etwas interessiert, setze ich meine Brille auf, und dann sehe ich wie ein Falke«, sagte Ernestine Biwonka. »Mein seliger Mann hat immer gesagt…«
»Bitte, bleiben Sie bei der Sache, Frau Biwonka.«
»Ja, gern, Herr Inspektor. Also ich bin gerade dabei, ein paar welke Blüten abzuzupfen, da fällt mir dieser Mann auf. Er schleicht wie ein Verbrecher durch den Hof und sucht einen Platz, wo er sich verstecken kann. Ich suche sofort meine Brille, kann sie in der Eile nirgends finden… Ehrlich gesagt, peinliche Ordnung war noch nie meine Stärke… Aber endlich finde ich die Brille doch und eile damit gleich wieder zum Fenster. Der Mann ist noch da. Ich kann ihn deutlich sehen. Er ist groß und breitschultrig. Sein Gesicht ist länglich. Er hat finstere Augen und einen verkniffenen Mund. Das ist kein Guter, denke ich, und da kommt Herr Emo nach Hause. Als ich merke, daß dieser Fremde auf ihn wartet, will ich ihn warnen, doch dann passiert etwas, das mir die Rede verschlägt.«
Daß so etwas bei dieser Frau auch vorkommen kann, ist ein Wunder, dachte Strobl, der Assistent.
Ernestine Biwonka plusterte sich auf und rollte mit ihren Knopfaugen. »Der Fremde wird auf einmal rundherum schwarz, Herr Inspektor. Ich traue meinen Augen
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