0177 - Der Gangster, dem New York gehörte
Mordes hingerichtet zu werden, den ich nicht begangen hatte. Ich beschloss, mich der Polizei zu stellen.«
Er schloss mit einer leichten Handbewegung.
»Hier bin ich!«
»Sie haben also Hoogan nicht gesehen, Alvaron?«, fragte ich.
»Doch, er sah aus dem Fenster, als ich das erste Mal bei ihm war.«
»Und beim zweiten Mal?«
»Ich war kein zweites Mal bei ihm.«
Ich beugte mich über den Schreibtisch vor.
»Etwas stimmt an Ihrer Geschichte nicht, Alvaron. Mein Freund und ich saßen gestern Abend hinter dem Fenster eines Hauses, Hoogans Wohnung gegenüber. Sie waren es, der aus dem Auto stieg, an dessen Steuer Slim Gunney saß. Sie gingen in das Haus, und es besteht kein Zweifel daran, dass Sie es waren, der Hoogan tötete.«
Das Lächeln in seinem Gesicht erlosch. Er sah ratlos aus.
»Das muss ein schreckliches Missverständnis sein. Ich war nicht in Hoogans Wohnung.« Er hielt mir seine weißen gepflegten Hände hin.
»Ich habe noch nie einen Mann umgebracht. Ich habe Diebstähle, Einbrüche begangen, und ich habe auch zeitweise Heiratsschwindel getrieben, aber ich habe nie jemanden getötet. Sie müssen mir glauben.«
Phil und ich hatten Rodrigo Alvaron mit eigenen Augen gesehen. Unser Schwur vor einem Gericht hätte ihn auf den elektrischen Stuhl gebracht.
Und dennoch schien dieser Mord nicht so einfach zu klären zu sein, wie es den Anschein hatte.
»Wissen Sie, wie das Hotel hieß, in dem Sie untergebracht worden waren?«
»Nein, aber ich finde es wieder. Es lag in der 98. Straße.«
»Gut, kommen Sie!«
Wir packten ihn in den Jaguar, brausten zur 98. und fuhren dann langsam die Straße entlang.
»Hier«, erklärte schließlich Alvaron und zeigte auf ein dreistöckiges, verkommen aussehendes Haus, über dessen Eingang ein verwaschenes Schild hing:
Zimmer frei.
Es war eines dieser Hotels allerletzter Klasse.
Wir gingen hinein. Die Tür war nicht verschlossen, aber in dem kleinen Empfangsraum zeigte sich niemand.
»Hallo!«, rief ich.
Nichts rührte sich.
»Ausgestorben oder ausgeflogen«, brummte Phil neben mir.
»Zeigen Sie uns Ihr Zimmer!«, forderte ich den Juwelendieb auf. Wir gingen zur dritten Etage hoch. Es begegnete uns niemand.
»Das hier ist es«, erklärte Alvaron und zeigte auf eine Tür, auf der mit gewöhnlicher Kreide die Nummer 33 aufgemalt war.
Ich drückte die Klinke herunter. Die Tür ließ sich öffnen. Der Juwelendieb, der mir über die Schulter sah, stieß einen leisen Schrei aus, denn mitten im Zimmer auf dem schmutzigen und abgetretenen Teppich lag ein Mensch. '
***
Es war Rag Tyme, der Kunstschütze aus Chicago, und er war tot. Ich untersuchte ihn flüchtig. Sein Körper war unverletzt, aber sein Hinterkopf sah scheußlich aus. Um ihn herum lagen die Splitter der Wasserkaraffe, mit der Alvaron ihn niedergeschlagen hatte.
»Es sieht so aus, als hätten Sie ihn gut getroffen«, stellte ich fest, »zu gut sogar.«
Rodrigo Alvaron hatte sein weltmännisches Benehmen und seine Gelassenheit verloren. Er war kalkweiß im Gesicht.
»Unmöglich kann ich ihn getötet haben«, murmelte er. »Die Wasserkaraffe zerbrach sofort. Solch ein Schlag ist doch nicht tödlich.«
»Anscheinend doch«, knurrte Phil.
Alvaron krampft aufgeregt die Hände zusammen.
»Es war gar nicht diese Stelle, an der er zusammenbrach«, schrie er. »Es war viel näher am Waschbecken. Dort hat die Karaffe gestanden.« Er zeigte auf den Waschtisch. »Wenn ich einen so weiten Weg gehabt hätte, um an ihn heranzukommen, hätte ich es nie riskiert. Bedenken Sie doch, dass er eine Pistole besaß.«
»Ich sehe nichts von der Pistole.«
Alvaron fasste meinen Jackenärmel. Seine Unterlippe zitterte. »Irgendwer versucht, mich reinzulegen«, stammelte er. »Es ist wahr, was ich Ihnen erzähle, G-man. Sie können den Wirt dieser Bude fragen. Er hat gesehen, wie ich dieses Zimmer beziehen musste. Er hat den Rothaarigen gesehen. Er kann alles bestätigen, was ich gesagt habe.«
»Okay«, antwortete ich. »Sehen wir uns nach dem Wirt um.«
Wir fanden ihn in einem Zimmer im Erdgeschoss. Er trug ein Schlafanzug, und er lag im Bett. Das Kopfkissen war mit Blut getränkt, denn der Mann hatte zwei Kugeln im Kopf und war tot. Er musste schon vor Stunden erschossen worden sein, denn sein Körper war bereits steif und kalt.
»Kein Zeuge mehr für Sie, Alvaron!«
Er brach glatt in die Knie und hob die Hände gegen uns, als wolle er um Gnade flehen. Sein Blick bekam den irrsinnigen Ausdruck eines gestellten
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