0179 - Notlandung auf Beauly II
hinaus.
Melbar Kasom brüllte wieder. In seinem Gürtel steckte das drei Zentner schwere Bruchstück des Landebeines. Der beweglich angehängte Auflageteller sah wie die Schneide einer gigantischen Axt aus - oder auch wie das abgeflachte Hiebende einer stachelbewehrten Keule. Osak warf sich zu Boden. Bittend erhob er die Hände und rief einen Gruß, von dem Atlan nur die Hälfte verstand. Diese Hälfte reichte aber völlig aus, um dem Lordadmiral zu beweisen, daß er sich wegen der Verständigungsprobleme umsonst gesorgt hatte. Der Langbart sprach ein stark gefärbtes Interkosmo. Er mußte von gestrandeten Raumfahrern der Neuzeit abstammen. Da Osak überdies bewies, wie stark ihn die Machtdemonstration beeindruckt hatte, murmelte Atlan erleichtert vor sich hin: „Na also! Die Bootsfrage wäre gelost. Ertruser - nimm den Baum und lege ihn dem Langbart zu Füßen. Verletze ihn aber nicht, verstanden! Zeige nochmals, wie stark die Helden von Ertrus sind."
Kasom grinste und führte den Befehl aus. Osak glaubte seinen Tod nahen, als der Stamm neben seinem Kopf auf den Boden krachte. Er blickte erst auf, als Kasom mtiefstem Baß sagte: „Steh auf, Schwächling. Atlan, der Gott des Blitzes und des Donners, will dich sprechen." Der zwei Meter große „Schwächling" richtete sich auf und ging zögernd auf den Hügel zu. Kasom folgte ihm. Atlan begann zu lächeln. Er hatte ein zweites Mal gewonnen.
„Wirst du ihnen vertrauen?" fragte Rhodan. Der Arkonide bemerkte, wie sehr der Terraner seinen Geist anstrengte.
„Ich brauche ihre Boote. Halte deine Augen offen."
„Sie sind offen", sagte Rhodan. Grübelnd sah er sich um.
„Ich meine, Terraner, du sollst die Langbärte überwachen. Du bist klug!" Perry lachte. Er schien sich schnell auf die neue Lage umzustellen. Ein gewisses Maß von Intelligenz blieb zurück. Sie war ausreichend für eine Beurteilung der jetzigen Situation, die keine besonderen Anforderungen an den Verstand stellte.
Osak kam auf der Kuppe an. Atlan lächelte immer noch. Dann begann er mit seiner Erklärung. Osak sah ein, daß die Metallburg der Unterweltdämonen unbedingt gefunden werden mußte, wenn der entführte Sohn des Blitzgottes gerettet werden sollte.
„Ich werde dich und das Rotstreifenvolk reich belohnen, Held Osak. Die Burg der Dämonen enthält Waffen und Zauberdinge, die mir gestohlen wurden. Keine andere Sippe wird mehr in der Lage sein, dich und das Rotstreifenvolk zu besiegen, denn du wirst so mächtig werden wie die Dämonen." Osak - er war ein wirklich kluger Mann - erwog diese verheißungsvollen Versprechen.
Anschließend erklärte er: „Wir sind deine Diener, Herr. Die Schiffe meines Volkes gehören dir. Ich kenne den Ort, wo die Dämonen hausen."
„Woher?" fragte Atlan überrascht. Osak machte eine umfassende Handbewegung. „Die Dämonen landeten während der Nacht. Sie besitzen ein riesiges Feuerboot. Sie landeten dort, wo die alte Burg der Verdammten steht. Sie wollen die Verdammten wieder quälen. Wir hören manchmal ihre Schreie." Die Erklärung war an sich verblüffend genug, aber der zweimal ausgesprochene Begriff „Landung" ließ Atlan aufhorchen. Was wußte der Wilde von einer „Landung"? Wie kam er dazu, diesen Begriff aus einer technisierten Welt zu gebrauchen? Warum hatte er nicht gesagt, die Dämonen wären aus den Wolken gekommen? Wieso „Landung"? Atlan ahnte etwas.
„Ach - du ahnst auch etwas?" meldete sich sein Logiksektor.
„Mein Kompliment! Ich bin schon lange davon überzeugt, daß diese Wilden nicht immer primitiv waren. Sie sind willkürlich verdummt worden. Nach dem Grad ihrer Ausrüstung und der beachtlichen Anzahl ihrer Schiffe zu urteilen, muß die Intelligenzabstumpfung in ihrem Falle vor wenigstens zwanzig Jahren Terrazeit eingesetzt haben. Sonst könnten sie sich noch nicht so gut an das primitive Leben angepaßt haben. Denke daran, wenn du an Bord gehst. Hier wird experimentiert. Es fragt sich nur, wer experimentiert." Atlan entschloß sich, diese Frage als sekundär zu behandeln. Jetzt kam es erst einmal darauf an, die jenseits des Meeresarmes stehende CREST mit ihren riesigen Vorratslagern zu erreichen.
Die Seemanschaft der Nomadenfahrer war gut, teilweise sogar erstklassig. Wenn die Männer des Rotstreifen-Volkes erst vor zwanzig bis dreißig Jahren Standardzeit durch die Einwirkung eines immer noch laufenden Experimentes verdummt worden waren, dann hatten sie sich sehr schnell mit den Tücken der Meere vertraut gemacht. Trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher