0179 - Notlandung auf Beauly II
Atlan schaute zu dem nur nebelhaft erkennbaren Uferstreifen hinüber, hinter dem das Raumschiff verschwunden war. Die CREST mußte weiter südlich, und zwar am Ende des Meeresarmes gelandet sein. War sie von den Unbekannten entdeckt worden? „Ganz sicher", antwortete Atlans Logiksektor. „Man muß sie schon bei der Landung geortet haben. Mache dich auf einige Unannehmlichkeiten gefaßt."
Atlan beruhigte den Chef des Rotstreifenvolkes mit dem Hinweis, der Besitzer des fliegenden Feuerbootes sei ein guter Halbgott gewesen, der ihm, Atlan, hätte zeigen wollen, daß man sich auf dem rechten Kurs befand. Osak glaubte die Erklärung.
Schließlich war kein Unheil geschehen. Zutiefst besorgt kehrte der Arkonide an Deck zurück. Die Besatzung der OSAK verhielt sich vertrauensvoll. Kasom und Perry Rhodan hatten sich in das Bordleben hineingefunden, obwohl es der Ertruser nicht unterlassen konnte, sämtliche Männer der Reihe nach zum Zweikampf aufzufordern.
Er machte sich ein Vergnügen daraus, mit drei Sätzen von dem erhöhten Achterkastell bis zur Back zu springen, oder drei bis vier Nomadenfahrer gleichzeitig in die Luft zu werfen und sie wieder aufzufangen.
Für Melbar Kasom schien die Seefahrt sehr spaßig und abwechslungsreich zu sein. Rhodan verhielt sich zurückhaltender.
Er saß zumeist auf dem schmalen Ausleger des Bugspriet, schaute in das rauschende Wasser hinunter und grübelte.
„Ertruser..." Atlans Ruf wurde von dem Giganten gehört. Er sprang zum Achterdeck hinauf. „Begib dich in den Mastkorb und halte Ausschau. Wir müssen bald die Burg der Verdammten sehen. Hast du scharfe Augen?"
„Die besten, die es gibt", behauptete Kasom. „Ich gehe, Sir. Ich nehme einige Langspeere mit."
„Weshalb?" Kasom überlegte angestrengt. Er hatte schon wieder vergessen, wozu er die primitiven Wurfgeschosse verwenden wollte.
„Nun, dann lasse ich es eben sein", erklärte er mürrisch. Mit flackernden Augen blickte er um sich. Atlan griff unauffällig zur Waffe. Er fühlte, daß er den Ertruser scharf im Auge behalten mußte. Je länger die Emotiostrahlung auf Kasoms Gehirn einwirkte, um so mehr brachen bei ihm unkontrollierbare Triebe durch. Kasom entfernte sich und sprang in die Großwanten hinauf.
Atlan sah ihm besorgt nach. Osak kam wie zufällig näher. Seine Männer arbeiteten an den Brassen. Die Holzblöcke quietschten.
Der Stand des mächtigen Großsegels wurde korrigiert.
„Der Halbgott wird gefährlich, Herr", stellte Osak fest. „Er hat einem Mann den Arm gebrochen. Er wollte mit ihm spielen, sagte er. Kannst du den ertrusischen Helden zur Ordnung rufen?"
Atlan nickft nur. Es wurde höchste Zeit, die Seefahrt zu beenden. Der Lordadmiral schlenderte über das Hauptdeck, erklomm das Vorkastell und blieb hinter Rhodan stehen.
„Worüber denkst du nach, Freund?" fragte er leise.
Rhodan drehte den Kopf. Ein wilder Bart umrahmte sein Gesicht. Die Augen glänzten fiebrig. „Freund ...? Ich danke dir.
Worüber ich nachdenke?" Er bewegte die Hände, als wollte er etwas ergreifen. Dann schüttelte er verzagt den Kopf. „Es gelingt mir nicht, jenen zu fassen, der mich quält. Was ist mit mir? Hast du einen Rat für mich?"
„Du solltest mehr schlafen, Terraner. Es hilft dir. Bald sind wir da. Ich werde die Burg der Dämonen finden."
Rhodan schwieg. Er sagte auch nichts, als sich der Arkonide leise entfernte. Zu diesem Zeitpunkt ließ Osak sein Schiff abfallen.
Nach dem Manöver fiel der Wind fast von achtern ein. Nach der üblichen Mittagsflaute frischte es wieder auf. Der Wind drehte etwas nach Ost. Osak war zufrieden.
Hinter dem großen Fahrzeug glitten die achtzehn anderen Schiffe des Rotstreifenvolkes durch die Fluten. Das nahe Land, auf dem jetzt schon Einzelheiten zu unterscheiden waren, hatte Angst und Unruhe geweckt. Die Besatzungen der anderen Segler wußten, daß der Gott des Blitzes die Burg der Verdammten aufsuchen wollte. Man fragte sich erregt, ob er wohl Hilfe verlangen würde. Man ahnte nicht, daß Atlan nicht den geringsten Wert darauf legte, die Nomadenfahrer in der Nähe zu wissen.
Der Nachmittag verging. Kurz vor Sonnenuntergang umrundete die OSAK ein weit in die See hinausragendes Vorgebirge. Es wurde still an Bord: Atlan sah starr zu den Turmbauten einer Stadt hinüber, die Unbekannte entlang der Küste erbaut hatten. Es war eine große, moderne Stadt. „Die Burg der Verdammten", flüsterte Osak. „Herr, wir fahren nicht weiter. Wohin willst du?" Atlan vertröstete den
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