0181 - Blutige Dollars
Telefonzelle und rief die Stadtpolizei an. Ich ließ mich mit dem Erkennungsdienst verbinden und fragte, ob dort eine gewisse Alma Hurst registriert sei. Es dauerte nicht lange, bis ich die Auskunft hatte.
Alma Hurst hieß bis vor sieben Jahren Alma Crown und war damals eine berüchtigte Taschendiebin. Sie war bedeutend jünger, als sie aussah, nämlich erst 42 Jahre. Vor sieben Jahren heiratete sie und war seitdem nicht mehr aufgefallen. Ihr Mann, ein Abteilungsleiter bei Woolworth, war vor fünf Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls gestorben.
Ich bedankte mich, setzte mich in mein Taxi und überlegte. Taschendiebstahl und Falschgeldvertrieb sind Dinge, die himmelweit auseinander liegen.
Ein Taschendieb, selbst wenn er noch so geschickt ist, bleibt immer ein kleiner Fisch. Etwas anderes ist es, wenn man sich mit einem Falschmünzerrackett einlässt. Wie die Frau dazu kam, war mir unerklärlich, aber ich würde es sehr schnell herausfinden.
An der Tür des Fachwerkhauses gab es keine elektrische Klingel, sondern einen altmodischen Klopfer. Es hallte dumpf, als ich ihn niederfallen ließ.
Mrs. Hurst öffnete und blickte mich fragend an. Ohne Hut und in einem geblümten Hauskleid sah sie bedeutend besser aus. Sie stützte die rechte Hand auf die Hüfte und lehnte mit der linken Schulter gegen die Türfüllung.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Verzeihen Sie, Mrs. Hurst, aber ich möchte mich gerne fünf Minuten mit Ihnen unterhalten, und es wäre sehr verständig von Ihnen, wenn Sie mir diese Unterhaltung zugestehen.«
Sie wankte und wich nicht.
»Sie sind ein tüchtiger junger Mann, wie? Gehen Sie ein Haus weiter. Ich brache niemanden zum Teppichklopfen, und ich will weder Weihnachts- noch Neujahrskarten kaufen. Dazu ist es noch zu früh.«
»Wenn Sie nicht anders wollen…«, erwiderte ich lächelnd und zog wieder meinen Ausweis aus der Tasche. »Mein Name ist Phil Decker, und, wie Sie sehen, bin ich Special-Agent beim FBI. Vielleicht genügt das, um Sie anderer Meinung werden zu lassen.«
»Soso, Sie sind ein G-man.« Sie lächelte und wurde dabei ein paar Jahre jünger. »Da darf ich Sie ja gar nicht ab weisen, und ich will es auch gar nicht. Ich benutze die gute Gelegenheit, um die Bekanntschaft eines G-man zu machen. Kommen Sie bitte herein.«
Sie führte mich in ein nettes, etwas altmodisches Wohnzimmer. Über dem Sofa hing eine lebensgroße Fotografie eines Mannes, dem man sofort ansah, dass er irgendwo in Kundendienst gemacht hatte. Dies war wohl der verstorbene Mr. Hurst.
»Setzen Sie sich und machen Sie es sich bequem«, sagte sie. »Ich hoffe doch, dass auch ein G -man im Dienst sich manchmal ausruht, oder sollte Ihr Besuch persönlicher Natur sein?«
»Leider nicht Mrs. Hurst.«
»Also dann fangen Sie an. Ich kann mir nicht vorstellen, gegen die Bundesgesetze verstoßen zu haben.«
»Wenn ich Sie so ansehe, kann ich das auch nicht, und ich wünsche, dass Sie auf meine Fragen eine befriedigende Antwort wissen.«
»Also fragen Sie.«
Ich nahm die Zigaretten aus der Tasche bot ihr eine an und gab uns beiden Feuer.
»Auf die Gefahr hin, indiskret zu sein. Von was leben Sie eigentlich, Mrs. Hurst?«
»Sie sind wirklich indiskret, aber ich kann Ihnen die Antwort geben. Mein verstorbener Mann«, - sie warf einen verschleierten Blick auf das Bild des seligen Mr. Hurst - »hinterließ mir eine Lebensversicherung, und außerdem erhalte ich eine Pension von seiner Firma, bei der er über zwanzig Jahre beschäftigt war.«
»Und darf ich sie fragen, woher die beiden Fünfzig-Dollar-Scheine stammen?« Ich nahm sie aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. »Wurden sie Ihnen mit der Pension ausgezahlt oder mit der Lebensversicherung?«
Sie lächelte immer noch, aber es kam mir so vor, als ob dieses Lächeln gezwungen wäre.
»Wie meinen Sie das? Wie kommen Sie überhaupt auf den Gedanken, diese Scheine gehörten mir?«
»Weil Sie damit bei Hilda Hutchinson und bei De Pinna bezahlt haben.«
»Ist es etwa verboten, mit Fünfzig-Dollar-Scheinen zu bezahlen?«, fragte sie herausfordernden. »Wissen Sie, Mr. Decker, ich habe dieses lächerliche Verhör satt. Ich fordere Sie auf, mein Haus zu verlassen. Weiteres werden Sie von meinem Anwalt hören.«
Ich stützte meinen Ellbogen auf und mein Kinn in die hohle Hand. Dabei sah ich sie nachdenklich an.
»Sie haben es wirklich nicht nötig, sich so aufzuspielen, Mrs. Hurst. Hießen Sie nicht früher Crown und standen Sie nicht sechsmal wegen
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