0181 - Blutige Dollars
sein Mörder mich gekannt und uns belauscht haben, zweitens war der »Ramona Club«, wenn auch nicht das Hauptquartier, so doch ein Treffpunkt für die Falschmünzerbande.
Falschmünzer sind gewöhnlich ebenso wenig Mörder wie Spieler, aber sie haben fest angestellte oder auch von Fäll zu Fall gemietete Killer, die unbequeme Personen aus dem Weg räumen. Es war bezeichnend, dass der Kerl nicht versucht hatte, auch mich zu erledigen. Ich sagte schon öfter, dass berufsmäßige Gangster es ängstlich vermeiden, einen G-man zu töten, weil es kein sichereres Rezept gibt als diese Tat, um sie auf den Stuhl oder in die Gaskammer zu bringen.
»Weiß Mr. Valorio Bescheid?«, fragte ich.
»Ja, Wir haben bereits den ganzen Betrieb lungestellt. Wenn die Cops kommen, so werden sie nichts zu beanstanden finden. Mr. Valorio konnte leider nicht warten. Er hatte eine wichtige-Verabredung und ist vorhin weggegangen.«
Im Stillen grinste ich. Valorio hatte sich dünn gemacht. Kein Mensch würde seinen Namen nennen und niemand darauf kommen, dass hier eine Spielhölle war. Mr. May würde den Chef machen, wenn die Mordkommission kam, und er würde von nichts wissen.
Ich gab ihm keine Antwort. Ich kniff nur das linke Auge zu und grinste. Er verstand und war zufrieden.
Vielleicht werden Sie entrüstet sein, dass ich mir vorgenommen hatte, Valorios Geschäfte nicht zu stören. Ich hatte mir die Gäste angesehen. Es waren ausnahmslos reiche Leute, denen auch ein großer Spielverlust nicht weh tat, oder gewerbsmäßige Spieler, und die würden jederzeit eine Gelegenheit finden, um ihre Schäfchen zu rupfen. Der »Ramona Club« als solcher interessierte mich sehr wenig, umso mehr dagegen die Mitglieder der Rtlschgeldbande, die sich den Betrieb zunutze gemacht hatten, um ihre Blüten zu verteilen.
»Ist seit dem Mord jemand von Bord gegangen?«, fragte ich.
»Leider ja. Ich habe unsere Boote sofort gestoppt, aber da war noch ein fremdes Schnellboot, das ablegte, bevor wir es verhindern konnten. Wir hätten Gewalt anwenden müssen, und dazu hatten wir kein Recht.«
Natürlich war es möglich, dass irgendjemand, der hier im Interesse seines guten Rufes nicht gesehen sein wollte, sein Privatboot benutzt hatte, um sich zu drücken, aber viel wahrscheinlicher war, dass gerade die Leute, die ich hatte fassen wollen, mit diesem Boot das Weite gesucht hatten.
Ich trank noch einen Schluck und ging nach oben. Das Vorderdeck war durch Leute der Mannschaft abgesperrt. Die Musik schwieg, und der Tanz hatte aufgehört. Die Gäste saßen tuschelnd und schlecht gelaunt umher und tranken beträchtliche Mengen von scharfen Sachen, was ich ihnen in Anbetracht der Lage nicht übel nehmen konnte.
Jemand fasste mich am Arm, und ich fuhr herum. Es war June Vanderloo. Sie hatte Tränen in den Augen und schluchzte.
»Sie sind ein -G-man, nicht wahr?«
»Ja, ich heiße Cotton.«
»Ich mache mir die größten Vorwürfe, Mr. Cotton. Hätte ich Fred nicht zugeredet, die Wahrheit zu sagen, er wäre sicherlich noch am Leben.«
»Früher oder später hätte er doch ein gewaltsames Ende genommen«, meinte ich. »Leute wie er stehen immer mit einem Fuß im Grab, auch wenn sie selbst das nicht glauben wollen. Machen Sie sich keine Gedanken. Wie sind Sie eigentlich an ihn gekommen?«
»Er wurde mir von einer Freundin vorgestellt und machte mir am gleichen Abend eine Liebeserklärung. Heute weiß ich, dass es sehr dumm war, mich mit ihm einzulassen. Er tanzte herrlich und konnte furchtbar nett sein. Das bestach mich. Ich merkte kaum, dass er mich dauernd anpumpte, und erst heute kam mir zu Bewusstsein, dass etwas nicht stimmte. Ich bin sicher, er suchte jemand und fand ihn auch. Danach hatte er plötzlich Geld.«
»Sie sprachen vorhin von einem Mann, mit dem er ein paar Worte gewechselt hatte. Können Sie diesen Man wenigstens beschreiben?«
»Das ist sehr schwer. Ich konnte ja nicht wissen, dass ich danach gefragt würde. Er war groß, dick und glatzköpfig. Er trug eine Brille und hatte eine Nase, die mir komisch vorkam. Sie war kurz, und ich musste unwillkürlich an eine Kartoffel denken.«
»Was die beiden zusammen sprachen, haben Sie wohl nicht gehört?«
»Nein. Fred sagte: entschuldige mich einen Augenblick, und so hatte ich keine Ursache zuzuhören.«
»Würden Sie diesen Mann wieder erkennen?«
»Ganz bestimmt.«
»Dann wollen wir mal versuchen, ob wir ihn finden.«
Ich nahm ihren Arm, und wir schlenderten durch das ganze Schiff. Durch das
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