0181 - Blutige Dollars
Restaurant, an der Tanzfläche vorbei und durch die Spielzimmer. An den Kartentischen saßen ein paar Leute und spielten Bridge um einen Cent je Punkt. Von dem Mann mit der Kartoffelnase fanden wir keine Spur.
Auch Mrs. Hurst sah ich nicht, aber auf die hatte ich auch nicht besonders aufgepasst. Wahrscheinlich hatte sie sich in irgendeine Ecke verzogen.
Als wir wieder nach oben kamen, war die Mordkommission da. Ich versprach June Vanderloo, sie aus dem Spiel zu lassen, und flüsterte Phil zu, er solle das ebenfalls tun. Es hatte keinen Zweck, das Mädchen in diesen Fall zu verwickeln. Sie würde durch die Presse geschleift werden, und ich konnte mir denken, was ihr Vater dazu sagen würde. Ich nahm ihr nur das Wort ab, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Sie bedankte sich überschwänglich und versprach gelegentlich etwas von sich hören zu lassen.
Das Vordeck war jetzt strahlend hell erleuchtet. Dicht an der Reling lag Fred Clairmond, seine Augen blickten mit einem Ausdruck des Erstaunens ins Leere.
»Schädelbruch, hervorgerufen durch Schlag mit einem stumpfen Gegenstand«, sagte der Polizeiarzt Dr. Chrysler. »Ich möchte annehmen, die Mordwaffe sei ein mit Schrot oder etwas Ähnlichem gefülltes Säckchen oder ein stark gepolsteter Totschläger gewesen. Es ist keine Wunde vorhanden, aber die Schädeldecke ist genau auf dem Scheitel eingedrückt.«
»Haben Sie den Mörder gesehen?«, fragte Lieutenant Crosswing. »Man sagte mir, Sie hätten sich mit dem jungen Mann unterhalten, als es passierte.«
»Leider nicht Lieutenant. Es war stockfinster. Ich weiß nur, dass er größer als ich und sehr kräftig war, sonst hätte er es nicht fertig bekommen, mich über die Reling zu drücken. Leider habe ich ihn im Wasser verloren.«
»Und er ist auch nicht wieder zum Vorschein gekommen. Hoffentlich ist er ertrunken«, war des Lieutenants wenig frommer Wunsch. »Dann hätte der Henker die Arbeit gespart.«
»Ich fürchte, Ihre Hoffnung ist eitel«, meinte ich. »Ich hörte, während ich noch im Wasser hing, ein Motorboot und halte es für wahrscheinlich dass der Kerl aufgefischt wurde und damit abgedampft ist.«
»Wissen Sie wenigstens, wie der Junge da hieß?«
»Ja, Fred Clairmond.« Ich gab ihm die Adresse.
»Und nun möchte ich gerne wissen, was Sie mit ihm zu verhandeln hatten. Wenn einer totgeschlagen wird, während er sich mit dem G-man Jerry Cotton zu einer vertraulichen Besprechung ins Dunkle zurückzieht, so muss der Mörder der Ansicht gewesen sein, dass es nicht gut für ihn wäre, wenn der Junge zu viel redete. Es muss auch etwas sehr Gefährliches gewesen sein, sonst hätte man sich gehütet, ausgerechnet in Ihrer Gegenwart einen Mord zu begehen.«
»Da haben Sie Recht, Lieutenant, aber diese Frage möchte ich Ihnen nur unter vier Augen und an einem Platz beantworten, wo ich sicher bin, dass niemand zuhört.«
»Ich verstehe«, brummte er.
Lieutenant Crosswing ist einer der Detective-Officers mit Verstand. Man kann mit ihm reden, und man kann sich auf ihn verlassen.
Gerade legte ein zweites Polizeiboot an, dem ein ganzer Schwarm von Beamten entquoll.
»Nanu. Warum dieses Aufgebot?«, fragte ich.
»Wir können jetzt nicht alle Leute, die hier sind, vernehmen, aber ich will ihre Namen und Adressen haben. Dann können wir uns die heraussuchen, die wir uns vornehmen wollen.«
»Sehen Sie zu, dass Sie keine falschen Namen und keine falschen Adressen bekommen«, entgegnete ich. »Es sind eine Menge Leute da, denen es verzweifelt peinlich sein wird, wenn herauskommt, dass sie sich heute Abend amüsiert haben.«
»Wieso?«, fragte Crosswing, und da merkte ich, dass ich einen Schnitzer gemacht hatte, aber ich redete mich heraus.
Er sah mich einen Augenblick mit gerunzelter Stirn an und meinte:
»Ich glaube, Cotton, Sie haben da noch etwas, was Sie verheimlichen. Na, mir soll es egal sein. Jedenfalls war der Mörder hier im Club und ist es vielleicht noch. Wissen Sie eigentlich, wem der Laden gehört? Dieser May mit der mexikanischen Visage behauptet, er sei der Inhaber, aber ich glaube ihm das nicht. Ich halte ihn für einen Strohmann.«
»Davon habe ich wirklich keine Ahnung«, log ich.
Ich hatte nicht die geringste Lust, Valorio Schwierigkeiten zu machen. Er war ein nicht zu unterschätzender Verbündeter und musste eine Heidenwut auf die Geldfälscherbande haben, die ihm heute Abend das Geschäft verdorben hatte.
Der Erste, den ich am Morgen im Office traf, war Miles King vom
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