0181 - Blutige Dollars
schurrte das Rad, tanzte die Kugel und erklangen die eintönigen Stimmen der Croupiers, die mit unglaublicher Geschicklichkeit ihre Harken handhabten, mit denen sie den Verlust einzogen und den Gewinn auszahlten.
An einem Tisch stand auch Mrs. Hurst. Ich war erstaunt über ihr Aussehen. Sie trug ein zitronengelbes Gesellschaftskleid, das ihr ausgezeichnet stand und zu dem ihre etwas bräunlichen Haut und das weiße Haar angenehm kontrastierten.
Als sie Phil sah, schüttelte sie fast unmerklich den Kopf. Der Mann war also nicht gekommen, wenigstens noch nicht. Wir sagten Mr. May, er solle sich nicht stören lassen. Wenn wir ihn brauchten, würden wir uns melden. Dann schlenderten wir herum und beobachteten.
Es war eine sehr gemischte Gesellschaft. Bekannte Millionäre saßen neben berufsmäßigen Spielern und schönen Frauen, die nur darauf aus waren, den Gewinnern ihr Geld auf andere Art wieder abzunehmen. Auch eine Menge von jungen Leuten, die die zwanzig kaum oder noch nicht einmal überschritten hatten, trieben sich herum.
Das waren die Töchter und Söhne reicher Eltern, die zu viel Taschengeld bekamen oder zu viel Kredit hatten, mit ihren Freundinnen und Freunden, die sich von ihnen freihalten ließen.
»Man sollte ihnen den Hintern versohlen«, murmelte mein Freund, und ich war vollkommen seiner Ansicht, aber leider darf man das nicht, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.
Gerade vor uns schlenderte so ein Pärchen von Tisch zu Tisch. Das Mädel war bestimmt nicht älter als achtzehn und eine kleine Schönheit mit einem pikanten Gesichtchen unter einem pechschwarzen Lockenkopf. Sie trug eine bestimmt echte Perlenkette und eine Armbanduhr, die mit herrlichen Rubinen besetzt war. Der Jüngling, der sie begleitete, gefiel mir gar nicht. Er war das Material, aus dem später gewerbsmäßige Playboys entstehen. Männer, deren einziges Geschäft es ist, sich mit reichen Frauen anzufreunden, sie sogar unter Umständen zu heiraten, um sich dann, wenn sie genügend auf die Seite gebracht haben, auf die Schnelle scheiden zu lassen.
Er blickte sich suchend um, als erwarte er jemand. Das Mädchen wollte sich ein paarmal auf einen gerade frei gewordenen Stuhl setzen, aber er protestierte und zog sie mit sich weiter.
Dann verschwanden die beiden hinter einer kleinen Gruppe, und als sie wieder zum Vorschein kamen, steuerten sie zielbewusst auf den nächsten Roulettetisch zu. Das Mädchen nahm Platz, während der junge Mann hinter ihr stehen blieb und ihr geflüsterte Ratschläge gab.
Die Kleine hatte offensichtlich Glück. Ich beobachtete, dass unter fünf Zahlen, die sie einsetzte, drei kamen, und da sie jedes Mal fünfzig Dollar riskiert hatte, war dass ein recht hübsches Sümmchen. Ihre Wangen waren vor Eifer gerötet, und ihre Augen lachten.
Wenn sie nicht so verzweifelt jung gewesen wäre, hätte ich mein Vergnügen daran gehabt.
Als sich das Blatt zu wenden begann uns sie anfing zu verlieren, hörte sie auf, und da war es ihr Begleiter, der den Stuhl einnahm. Er war im Begriff, den dicken Packen Scheine, den Gewinn seiner Freundin, zu beschlagnahmen als diese das Geld lachend kassierte und in ihre Handtasche stopfte, die sie kaum zu schließen vermochte. Der Junge machte ein böses Gesicht und griff in die eigene Tasche.
Er spielte wild und sprunghaft und dementsprechend verlor er. Ein Fünfziger nach dem anderen wurde vom Rechen des Croupiers weggefegt. Immer wieder griff er in die Tasche, und da rutschte plötzlich etwas heraus und fiel zu Boden.
Es war eine einzelne Spielkarte, der Herz-Bube.
»Verzeihung, aber Sie haben das soeben verloren.«
»Ich? Da müssen Sie sich irren.«
Aber sein Gesicht hatte sich vor Verlegenheit gerötet, und die Hand, die den nächsten Einsatz machte, zitterte.
Gleich danach stand er auf, nahm den Arm des Mädchens, und ich hörte, wie er flüsterte:
»Komm, June, wir gehen tanzen und etwas trinken. Vom Spielen habe ich jedenfalls die Nase voll.«
Sie lachte fröhlich, griff in ihre Handtasche und drückte ihm ein Päckchen Scheine in die Hand.
»Hier, mein Junge, da hast du deinen Verlust wieder und noch etwas dazu.«
Wir folgten den beiden, die sich auf dem Unterdeck in eine verschwiegene Ecke setzten.
»Was machen wir nun?«, fragte Phil. »Wenn wir das Bürschen hier stellen, so spielt es verrückt, und das möchte ich nicht.«
»Ich auch nicht. Warten wir also. Es ist schon ein Uhr, und ewig werden die beiden ja nicht bleiben.«
Auch wir setzten uns und
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