0182 - Mord ist kein Geschäftsbetrieb
Ansatz der Bewegung, denn der Fremde schmetterte den Pistolenlauf gegen Freds Kopf, und Honnan brach zusammen wie vom Blitz getroffen. Ohne seinem Opfer auch nur einen Blick zu gönnen, drehte sich der Mann um, ging zum Eingang zurück und lehnte sich wieder an den Rahmen. Mit einer Hand kramte er einen Kaugummi aus der Tasche, wickelte ihn aus und schob ihn sich in den Mund.
Es sah so aus, als warteten die Pistolenhelden auf irgendjemanden, und ich täuschte mich nicht in der Annahme. Von der Straße her hörte ich das Quietschen von Autobremsen, das Zuschlägen von Türen. Gleich darauf betraten zwei neue Akteure die Szene.
Der Erste war ein großer muskulöser Mann um die Vierzig, mit einem Kinn wie ein Schmiedehammer. Unter seinen buschigen, schwarzen Augenbrauen funkelten graue Augen. Er strahlte so viel Energie und Brutalität gleichzeitig aus, dass er mit einer entsprechenden Uniform auf dem Leib die Rolle eines Generals hätte spielen können, der eine schwierige Stellung des Feindes unter allen Umständen und ohne Rücksicht auf Verluste zu stürmen entschlossen ist.
Der Mann in seiner Begleitung konnte kaum älter als fünfundzwanzig Jahre sein. Er trug einen schwarzen Trenchcoat und einen dunklen Hut. Die Haut seines Gesichts war hellbraun und seine Augenwimpern waren lang wie die eines Mädchens. Wenn Teufel schön sein können, so sah er aus wie ein schöner Teufel.
»Erledigt?«, fragte der Vierzigjährige, der offensichtlich der Boss des Vereins war.
Der kleinere der Pistolenhelden nickte. »Klar, sonst hätten wir doch nicht angerufen!«
»Was ist mit dem da?« Er zeigte auf Honnan, der noch reglos auf dem Boden lag.
»Wurde frech«, knurrte der Gummikauer.
»Tot?«
»Kommt auf die Dicke seines Schädels an.«
Der Chef zuckte die breiten Schultern, als wolle er ausdrücken, dass es ihm gleichgültig sei, ob Honnans Schädeldecke ihn vor dem Tod bewahren konnte. Er ließ seinen Blick von einem zum anderen gehen.
»Habt ihr euch euren Chef angesehen?«, fragte er.
Als keiner antwortete, sagte ich: »Hm, ich habe ihn gesehen. Ihr habt ihm keine Chance gelassen.«
Der Blick des Mannes fasste mich.
»Wer bist du?«
»Larry Hunt, und ich nähme verdammt gern meine Arme herunter, wenn du nichts dagegen hast, ’ne Kanone habe ich nicht bei mir«.
Er nickte knapp mit seinem schweren Schädel. Ich ließ die Arme sinken und rieb mir die schmerzenden Muskeln. Die anderen folgten meinem Beispiel. Sofort warf der Boss den Kopf herum.
»Euch habe ich es nicht erlaubt!«, knurrte er. Sofort schoben sich die Arme in die Höhe.
Die grauen Augen richteten sich erneut auf mich.
»Trauerst du deinem Boss nach?«
»Ich habe gut bei ihm verdient, und es wird mir verdammt schwerfallen, einen neuen Job dieser Qualität zu finden«.
»Wie gut?«,, pfiff er mich an. »Antworte!«
Ich erlaubte mir ein Grinsen. »Nur die Ruhe! Ich antworte immer, wenn der Frager ’ne Kanone in der Hand hält. Willst du es genau wissen? Also, er zahlte mir fünfhundert im Monat, hin und wieder einen oder zwei Hunderter für Extraausgaben und zwanzig Prozent von einer bestimmten Summe, die ich bei einem bestimmten Mann kassieren musste, aber das ist bisher nur zweimal vorgekommen.«
»Wie hieß der Mann?«
»Richard Nelson, Howard Street 112.«
Er wandte dem jungen Burschen den Kopf zu, nickte und der Knabe produzierte ein Notizbuch und einen Bleistift hervor. Er schrieb Namen und die Adresse auf, »Wann warst du zum letzten Mal bei Nelson?«
»Heute«, antwortete ich freundlich.
»Wie viel?«
»Zweitausend«, grinste ich. »Sie befinden sich je zur Hälfte in meiner linken und meiner rechten Brusttasche, und da du sie mir ohnedies abnehmen wirst, erspare ich dir gern die Mühe, danach zu suchen.«
Er trat an mich heran, griff mir in die Jacke und zog Nelsons Geld ans Tageslicht. Achtlos stopfte er es in die Taschen seines Mantels.
Dann wandte er sich an Lemmon, der als nächster in der Reihe stand.
»Wen hast du abkassiert?«
Sid Lemmon spie statt einer Antwort eine Flut von unflätigen Beschimpfungen hervor. Der Boss ballte die Faust, schlug mitten in Lemmons Gesicht, und zwar mit solcher Wucht, dass Sid eine volle Drehung um sich selbst machte, bevor er zu Boden stürzte. Der Gangsterführer trat an den Liegenden heran, stieß ihm die Stiefelspitze in die Rippen und sagte: »Wen hast du kassiert? Ich rate dir, eine vernünftige Antwort zu geben, anderenfalls wirst du sie in spätestens fünf Minuten
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