0183 - Das Knochenschiff
kämpfte indessen mit zwei Untoten. Er drängte sie von Alvin Sherman und Ted Hyland ab. Einem der beiden Zombies gelang es, den Hünen zu packen. Suko setzte sich kraftvoll zur Wehr, aber der Gegner war stärker.
Da der Zombie-Pirat Sukos Oberarme umschlungen hielt, war der Chinese stark in seiner Bewegungsfreiheit beeinträchtigt. Diese Gelegenheit wollte sich Zombie Nummer zwei nicht entgehen lassen. Er richtete seinen Säbel gegen Sukos voluminöse Brust.
Als ich das sah, spannte sich meine Kopfhaut.
Der Untote legte sein ganzes Gewicht in den Rammstoß.
Ich wollte mich dazwischen werfen, aber da legte sich eine Zombie-Hand hart auf meine Schulter und riß mich herum. Diesmal war mein Gegner mit keinem Säbel, sondern mit einem handgeschmiedeten Dolch bewaffnet. Er wollte mir das Ding zwischen die Rippen jagen.
Ich fing seinen Dolcharm mit gekreuzten Armen ab. Wir trugen einen erbitterten Kampf um die Waffe aus. Der lebende Leichnam riß sein Maul auf. Ein übler Verwesungsgestank stieg mir in die Nase. Rasselnde Laute drangen aus der Kehle des Zombie-Piraten. Ich ließ blitzschnell den Dolcharm los. Damit hatte mein Gegner nicht gerechnet. Er wußte mit der Waffe einen Moment lang nichts anzufangen.
Die geringe Zeitspanne reichte mir.
Ich schob dem Zombie-Piraten die Beretta in den Mund und drückte ab. Sein halber Schädel flog davon. Er war erledigt, und ich konnte mich endlich um Suko kümmern, doch das war nicht mehr nötig. Der Chinese hatte sich bereits selbst geholfen. Da ein Zombie ihn festhielt, hatte sich Suko das zunutze gemacht. Er hatte beide Beine angezogen und sie waagerecht gegen den Angreifer geschnellt. Der Zombie wurde zurückgestoßen, prallte gegen die Reling, verlor das Gleichgewicht und kippte rücklings über Bord. Fast gleichzeitig krümmte sich Suko. Er nahm den Oberkörper tief nach unten. Dadurch flog der Zombie, der ihn festhielt, über ihn drüber. Hart landete der Untote vor meinen Füßen. Ich brauchte nur noch meine Beretta auf ihn abzufeuern, dann war auch er nicht mehr gefährlich für uns.
»Vorsicht, Suko!« schrie drüben plötzlich Bill Conolly.
Der Chinese drehte sich mit einer Schnelligkeit um, die man ihm wegen seiner Leibesfülle nicht zugetraut hätte. Ein Untoter warf sich auf ihn. Suko ging in die Hocke. Er fing den lebenden Leichnam mit beiden Armen auf, stemmte ihn hoch, nützte dessen Schwung und schleuderte ihn ins Meer.
»Das hast du großartig gemacht!« rief ich meinem Freund und Kampfgefährten zu.
»Gelernt ist eben gelernt«, gab er zurück.
Im Moment waren keine weiteren Zombie-Piraten mehr an Bord. Aber es versuchten immer wieder welche, heraufzukommen. Wir schossen sie ab, wo wir Gelegenheit dazu hatten. Ihre Reihen lichteten sich merklich.
Ich wechselte das Magazin der Beretta und machte weiter. Manchmal hing ich weit über die Reling, und ich feuerte auf die Zombie-Schädel wie jemand anders auf dem Jahrmarkt auf Luftballons.
Als die lebenden Toten begriffen, daß sie uns nicht gewachsen waren, räumten sie das Feld. Das ging ganz einfach vonstatten. Sie tauchten unter und nicht mehr auf.
Zunächst trauten Suko und ich dem Frieden natürlich nicht. Wir dachten an einen Trick unserer Gegner, der in einem Überraschungsangriff gipfeln würde, doch die Attacke blieb aus, und wir konnten uns endlich der drei verletzten Jungen annehmen.
Sie hatten ihr Schicksal zu unbekümmert herausgefordert, das hätten sie lieber nicht tun sollen. Aber ich ersparte es mir, ihnen Vorwürfe zu machen. Sie wußten jetzt selbst, was sie falsch gemacht hatten.
***
Ted Hyland hatte es am schlimmsten erwischt. Alvin Sherman hatte die leichteste Verletzung abgekriegt. Es bestand für alle drei Jungen keine unmittelbare Lebensgefahr. Dennoch war klar, daß Sherman, Hyland und Winger so schnell wie möglich ins Krankenhaus mußten.
Richtig harmlose Verletzungen gibt es nicht. Wenn sie nicht behandelt werden, kann aus allem etwas Ernstes werden.
Das Polizeiboot mit Clint Perry an Bord stoppte an der Steuerbordseite. Der Polizeichef sprang zu uns herüber. Er sah mich mit großen Augen an. »Donnerwetter, John, Sie und Ihr Freund verstehen zu kämpfen. Ich habe Sie noch nie in Aktion erlebt.«
Suko grinste. »Entweder wir tun etwas ganz oder wir lassen es bleiben.«
»Ein vernünftiger Standpunkt«, sagte Perry. Er gab seinen Männern Befehl, die Verletzten auf das Polizeiboot zu schaffen. Sie machten mit George Winger den Anfang. Er jammerte. »Sei
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