0183 - Das Knochenschiff
unbesorgt«, sagte Clint Perry zu ihm. »Du bist bald wieder auf den Beinen, Junge.«
Ted Hyland mußte getragen werden.
Alvin Sherman preßte sich ein Taschentuch gegen die Platzwunde.
»Entschuldigen Sie, daß wir Ihnen soviel Arbeit bereitet haben, Mr. Perry«, sagte er kleinlaut.
»Weiß dein Vater, daß du mit seinem Boot auf Zombie-Jagd gingst?«
»Nein.«
»Er wird aus allen Wolken fallen.«
»Das wollte ich nicht. Ich wollte mit meinen Freunden etwas Großes für Bexhill leisten.«
»Das ist aber gehörig in die Hose gegangen.«
»Ja, leider.«
Sobald die Jungen auf dem Polizeiboot waren, bestimmte Clint Perry einen Mann, der Shermans Boot nach Bexhill zurückbrachte. Wir kehrten zu Bill Conolly zurück, und ich rief zu Perry hinüber: »Jetzt bin ich auch dafür, daß das Sommerfest nicht stattfindet zumindest aber verschoben wird.«
Der Polizeichef nickte. »Wir werden darüber mit dem Bürgermeister sprechen.«
***
Sheila Conolly saß in der Hotelbar. Sie war mit ihren Gedanken bei Shao, und jedesmal wenn das Telefon läutete, glaubte sie, die Chinesin würde sich endlich melden. Aber Shao gab kein Lebenszeichen von sich.
Versonnen nippte Sheila an ihrem Orangenjuice. Sie fühlte sich beobachtet und blickte in die Runde. Niemand schien sich für sie zu interessieren.
Doch. Ein Mann.
Er saß allein an einem Tisch, und als er merkte, daß ihre Augen auf ihn gerichtet waren, hob er sein Glas und prostete ihr zu. Für gewöhnlich schmeichelte es Sheila, wenn Männer an ihr Gefallen fanden, doch diesmal erwachte sofort ihr Argwohn.
Der Mann sah zwar nicht aus wie Alain Delon, aber er konnte der Komplize jenes Burschen sein, der Shao fortgeholt hatte. Sheila behielt den Unbekannten im Auge.
Er erhob sich.
Sie sah es im Spiegel der Bar.
Sein Glas nahm er mit zu ihr. Bevor er sie ansprach, zupfte er noch schnell an seiner seidenen Schalkrawatte herum. Dann frage er: »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
»Nein«, erwiderte Sheila abweisend. »Vielen Dank.«
»Haben Sie was gegen Amerikaner?«
»Nur, wenn sie aufdringlich sind.«
»Sie sitzen hier so allein. Ich sitze dort drüben allein. Wozu soll das gut sein? Können wir aus unserer Einsamkeit nicht das Beste machen, indem wir uns zusammensetzen?«
Jetzt schaute ihn Sheila zum ersten Mal an. Er sah nicht übel aus, konnte sich aber nicht mit Bill messen. Bestimmt hatte er eine Menge Geld, doch Sheila Conolly war davon überzeugt, daß sie mehr Geld besaß. Schließlich gehörte ihr ein ganzer Chemiekonzern der ihr übrigens erst in jüngster Zeit einiges eingebrockt hatte: Ein gefährlicher Tierdämon hätte ihr zum Verhängnis werden sollen, weil in ihrer Firma Tests an Katzen vorgenommen wurden… [1]
»Tut mir leid, aus uns beiden wird nichts«, sagte Sheila kalt. »Und Sie würden mir eine Freude machen, wenn Sie sich damit abfänden.«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Na schön, dann eben nicht.« Er kehrte zu seinem Tisch zurück, und Sheila fragte sich, ob »Alain Delon« das auch getan hätte. War der Amerikaner harmlos?
Neben Sheila tauchte plötzlich ein etwa fünfzehnjähriger Junge auf.
Wie aus dem Boden gewachsen stand er da.
»Sind Sie Mrs. Conolly?«
»Ja«, antwortete Sheila. »Was gibt’s?«
»Ich habe eine Nachricht für Sie.«
Von Shao, dachte Sheila sofort. Der Junge gab ihr einen zusammengefalteten Zettel. Sheila öffnete ihn nervös. Es handelte sich tatsächlich um eine Nachricht von der Chinesin. Die Schrift sah zittrig aus, war vermutlich schnell und auf einer unbrauchbaren Unterlage geschrieben worden.
Ich habe eine haarsträubende Entdeckung gemacht und brauche nun Hilfe. Folge dem Jungen. Er wird dich zu mir führen. Shao.
Die lange Ungewißheit war zu Ende. Shao ging es gut. Sheila war so froh darüber, daß sie die Situation nicht gründlich überdachte, sonst wäre ihr aufgefallen, daß an der Sache ein Haken war, denn Shao hätte solch ein Schreiben eher an Suko als an sie gerichtet. Aber die Freude darüber, von Shao eine Nachricht erhalten zu haben, war so überschwänglich, daß dabei die Vernunft zu kurz kam.
Sheila gab dem Jungen für seine Dienste Geld. »Wo ist meine Freundin? Bring mich zu ihr.«
Der dunkelhaarige Junge lächelte freundlich und nickte. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Mrs. Conolly.«
Einen Moment überlegte Sheila, ob sie eine Nachricht für Bill zurücklassen sollte.
»Kommen Sie«, drängte der Junge, und sie rutschte vom Hocker.
In der Hotelhalle sah
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