0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
wie Front selber in diesem Augenblick. Entweder war er krank — oder sonstwas mochte die Ursache für seinen Zustand sein.
Der Detektiv erhob sich, sah sich um und nahm eine Wasserschüssel. Er riß eilig ein billiges, kariertes Küchenhandtuch von einem Haken und trug beides zu dem Mann.
Front verstand einiges von erster Hilfe. Er zählte den Pulsschlag des Mannes und prüfte sehr unzureichend dessen Körpertemperatur, indem er ihm die Hand auf die Stirn legte.
Fieber hatte er nicht. Jedenfalls kein sehr hohes. Die Temperatur konnte allenfalls ein bißchen höher als normal sein. Der Pulsschlag war viel zu schwach und vor allem zu langsam.
Ein paar Minuten lang hantierte Front emsig herum. Eine Vergiftung erschien unwahrscheinlich. Erstens fand Front keinerlei Anzeichen dafür, zweitens sah man auch nirgends benutztes Geschirr, das auf eine kürzlich genossene Mahlzeit hätte schließen lassen. Immerhin, da war die Kaffeetasse.
Front schnupperte und tauchte sogar die Zungenspitze in den geringen Rest Kaffee, der sich noch in der Tasse befand. Das einzige, was er schmeckte, war, daß es sich um eine gute Sorte handeln mußte.
Er stellte die Tasse, die er nur mit seinen, vom Taschentuch bedeckten Fingerspitzen berührt hatte, zurück:, als er hörte, daß sich der Mann bewegte.
Im Nu war Front wieder bei ihm, schob ihm die Hand unter den Kopf und stützte ihn. Die abwesenden Augen gewannen allmählich einen lebhafteren Ausdruck. Und dann krächzte der Mann:
»Verdammt, geht mir's dreckig.«
Front lachte, packte zu und setzte den Mann auf einen Stuhl. Behutsam zog er seine stützenden Hände weg und wartete, bis er sah, daß der Mann nicht herunterfallen würde.
Mit dem geübten Instinkt des Detektivs machte er sich auf die Suche. Er fand die Whiskyflasche im linken oberen Fach des Küchenschranks. Ein Gläschen stand im Fach herunter. Er schenkte ein.
»Da«, sagte er. »Whisky. Könnte nicht schaden. Wie wär‘s?«
Wortlos hob der Mann seine zitternde Hand und griff nach dem Glas. Er trank dreimal, bevor er das Gläschen geleert hatte.
»Das tut gut«, seufzte er. Und plötzlich setzte sein Bewußtsein wieder ein. »He«, fügte er hinzu, »wer sind Sie denn?«
Front merkte, daß er seinen Hut noch trug. Er nahm ihn ab und legte ihn auf den Küchentisch.
»Mein Name ist Front«, sagte er. »Axel Front. Ich bin bei dieser Agentur beschäftigt.«
Er hielt Eather die Karte des Detektiv-Instituts hin, bei dem er angestellt war. Eather griff danach, hob sie an die Augen und entzifferte mit leicht zusammengezogenen Augen den Text.
»Also ein Privatdetektiv«, murmelte er. »Wie kommen Sie denn aber in meine Wohnung? Ich habe Sie doch nicht hereingelassen?«
»Nein, dazu waren Sie wirklich nicht in der Lage. Ich klingelte zwei- oder dreimal, aber es kam niemand. Dafür hörte ich Sie stöhnen. Na schön«, er zuckte die Achseln, »versetzen Sie sich in meine Lage. Niemand öffnet aufs Klingeln, aber man hört deutlich, daß jemand stöhnt. Sie können mich natürlich anzeigen. Ich hielt es nämlich wegen Ihres Stöhnens für angebracht, meinen Dietrich zu gebrauchen und gewaltsam in Ihre Wohnung einzudringen.«
»Aha«, brummte Eather. »Nein, nein, wo denken Sie hin? Ich werde Sie doch nicht für eine gute Tat in Schwierigkeiten bringen. Sie haben mich wieder auf die Beine gebracht?«
»Soweit ich etwas dazu beitragen konnte«, sagte Front bescheiden und zeigte auf die Wasserschüssel und das nasse Handtuch.
»Jedenfalls bin ich Ihnen sehr dankbar.«
»Ach was! Nicht der Rede wert.«
»Kamen Sie zufällig an meiner Wohnungstür vorbei? Aber nein, Sie sagten ja, daß Sie geklingelt hätten. Wollen Sie etwas Besonderes von mir?«
Eather sprach schon wieder ziemlich flüssig, wenn er sich auch offenbar' scheute, irgendeine überflüssige Bewegung zu machen. Irgendwie kam es Front vor, als ob der Mann starke Schmerzen litte, es aber nicht zugeben wollte.
»Ich habe nur ein paar Fragen, Mister Kather. Wenn Sie so freundlich sein wollten?«
»Bitte! Fragen Sie nur! Ich bezweifle allerdings, daß ich Ihnen werde dienlich sein können. Ich lebe sehr zurückgezogen. Schade, daß meine Frau nicht da ist. Die kommt viel unter Leute. Sie hilft oft in der Nachbarschaft bei den Hausarbeiten, oh, recht viele Familien nehmen sie in Anspruch, wenn ich es mir so überlege. Schade, daß sie nicht da ist.«
»Nun«, murmelte Front und fuhr mit dem Zeigefinger am Rand seiner Hutkrempe entlang, »die Dinge, um die
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