0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
gekommen?«
»Wenn du mal stirbst, müssen sie dir den Mund zubinden, damit die anderen Toten Ruhe haben«, erwiderte der Fahrer. »Übrigens haben Ralph und Marty schon die Spur des Wagens. Er bog in die 5te ein. Sie sind hinterher. In ein paar Minuten ist er eingekreist.«
»Großartig!« jubelte Bastiani. »Dann werden wir uns eine Schlacht liefern. Natürlich werden wir die Schlacht gewinnen, denn ich bin ja bei euch.«
Das Summzeichen des Funksprechgerätes erklang. Norton nahm den Hörer und meldete sich. Er lauschte, bedankte sich und sagte:
»Ende! — Sie haben den Wagen schon. Er muß im Kreis gefahren sein. Die nächste Querstraße links!«
Zwei Minuten später rollte der Streifenwagen langsam aus. Zwanzig Yard vor ihm stand ein schwarzer Mercury mitten auf der Straße. Abermals zwanzig Yard weiter blockierten zwei quergestellte Streifenwagen die Straße. Und unmittelbar neben dem Mercury stand ein dritter Wagen. Man sah die Uniformen von fünf oder sechs Polizisten. Zwischen ihnen standen zwei Männer, die ihre Arme in den Himmel reckten.
Norton und Bastiani gingen hin. Bastiani ließ seine Taschenlampe aufleuchten.
»Ich werde morgen eine ganz große Kerze für meine Kirche kaufen«, versprach er, »weil der Himmel mir vergönnt, meinen lieben, guten Snucky auf ein Jahr hinter Gitter zu bringen. — Und wer ist denn das da? Ach, du trostloser Freitag! Langfinger-Bill! Armer Junge! Jetzt mußt du auch noch das halbe Jahr nachsitzen, das sie dir letztens zur Bewährung erlassen haben!«
»Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von uns wollen!« schnaufte Snucky trotzig. Er trug auf beiden Wangen ein großes Pflaster.
»Natürlich nicht, du Unschuldsengel«, sagte Bastiani. »Ich weiß auch schon, wie's weitergeht: Ich bin ein freier Bürger, Sie haben kein Recht mich anzuhalten und mich zu durchsuchen, ich werde mich beschweren, und so weiter und so fort. Habe ich recht?«
Er machte eine Pause und sah die beiden jungen Gangster neugierig an. Da sie trotzig schwiegen, fuhr Bastiani fort: »Du hast natürlich nicht auf uns geschossen, nein?«
»Ich? Geschossen?«
»Und das Auto da ist nicht gestohlen, wie?«
»Hören Sie mal, ich…«
Bastianis Stimme war auf einmal scharf wie ein Rasiermesser.
»Halt den Mund! Lüge mich nicht noch an! Johnny, schon Rückfrage gehalten wegen des Wagens?«
»Ja, Tonio. Das Ergebnis muß gleich durchkommen.«
»Okay. Dann werden wir hier an Ort und Stelle so lange warten, bis das Ergebnis durchkommt. Und wenn wir die Sache mit dem Wagen erledigt haben, werden wir zusammen zum Schnellgericht fahren. Ich werde gegen euch Jammergestalten Anklage erheben wegen Mordversuchs an zwei Polizeibeamten! Und ich will bis zum Jüngsten Tag nur noch Makkaroni essen, wenn ich euch nicht hinter Gitter bringe!«
Bastiani sah sich unter seinen Kollegen um und ließ sich großmütig Feuer für eine Zigarette reichen. Ein paar Minuten später kam die Meldung, daß der schwarze Mercury mit dem genannten Kennzeichen seit einer knappen Stunde vom Parkplatz in der Bowery als gestohlen gemeldet worden sei.
»Na also«, sagte Bastiani.
»Gut, das geben wir ja zu!« rief Snucky. »Aber was Sie mit der Schießerei wollen, verstehe ich nicht!«
Einer der Kollegen zupfte Bastiani am Ämel und hielt ihm eine Pistole hin, die er nur mit den Fingerspitzen an der Laufmündung gepackt hielt.
»Lag unter dem Vordersitz«, erklärte er.
»Ein Pech kommt selten allein«, griente Bastiani zufrieden und holte aus Nortons Brusttasche das Geschoß heraus. »Und da haben wir ja die Kugel. Unsere Spezialisten werden beweisen, daß diese Kugel aus dieser Pistole kam unsere Printexperten werden auf der Kanone deine Fingerabdrücke finden — und ich werde heute nacht so zufrieden einschlafen wie lange nicht mehr, Snucky.«
***
»Hast du Angst?« fragte Milt Worren scherzend.
»N-nein«, erwiderte Jane Harris, griff aber vorsichtshalber nach Milts Hand.'
Es war so stockdunkel, daß man die eigene Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Milt mußte Augen wie eine Katze haben, daß er in dieser Finsternis überhaupt seinen Weg fand.
Jetzt, nach der Helligkeit der Straßen, durch die sie gebummelt waren, empfand Jane die Dunkelheit umso bedrückender. Nur gut, daß Milt da war. Milt war groß und stark, und wo er war, konnte man sich sicher fühlen. Trotzdem hätte er vielleicht etwas weniger Unheimliches aussuchen können. Sie hätten sich ja auch in einem Park auf eine Bank setzen
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