0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
seiner Freundin und zog sie hinter sich her in das Lokal.
Warme Luft, Rauchschwaden und der Geruch von gebratenen Hähnchen empfing sie beinahe anheimelnd. Milt sah sich um.
»Bleib hier stehen«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da!«
Sie nickte tapfer. Milt drängte sich zwischen den Tischen hindurch in den Hintergrund, wo er eine Telefonzelle ausgemacht hatte. Durch die Glastür, der in die Wand eingelassenen Zelle, sah Jahne ihn heftig gestikulieren.
Es muß ihn doch auch arg mitgenommen haben, dachte sie. Er redet sonst nie so lebhaft.
Als er zurückkam, schimpfte er:
»Diese Idioten! Er fragte dreimal nach meinem Namen und nach meiner Adresse. Nach dem. Toten fragte er überhaupt nicht. Wir sollen draußen vor der Tür warten und den Beamten den Weg zeigen.«
»Nein!« rief das Mädchen. »Ich gehe da nicht noch einmal hin! Um keinen Preis der Erde!«
»Du brauchst ja auch nicht nochmal mitzugehen«, beruhigte der Junge sie. »Ich mache das schon.«
Sie standen auf dem Bürgersteig und warteten. Schon bald hörten sie das Geheul einer näherkommenden Polizeisirene. Als aus der nächsten Straße der Wagen heranschoß, sprang Milt auf die Straße und winkte aufgeregt.
Jane war froh, als sie sich in den Wagen setzen durfte.
»Na, Sie hat's aber verdammt mitgenommen, was, Miß?« fragte der eine der beiden Beamten mitfühlend.
Jane nickte. Ihr war maßlos schlecht.
Milt schien sich wieder ganz wohl zu fühlen. Er sagte die Richtung an, die der Wagen zu fahren hatte. Als sie den Pier erreichten und der Mann am Steuer anhalten wollte, schüttelte Milt entschieden den Kopf.
»No, wir können noch gut den halben Weg fahren.«
»Na schön.«
Fünf Minuten später bedauerte Jane, daß sie nicht doch mitgegangen war. Nun saß sie allein in dem dunklen Wagen. Jeden Augenblick fürchtete sie, daß eine schwarze Gestalt lautlos die Tür aufziehen und nach ihr tasten könnte. Sie fühlte ihr Herz bis in den Hals hinauf schlagen.
Unterdessen hatte Milt die beiden Streifenbeamten zu der Leiche geführt. Er war enttäuscht, als er sah, daß die Beamten überhaupt nichts taten. Sie leuchteten den Körner mit ihren kräftigen Stabscheinwerfern wohl kurz an, knipsten aber, schon nach ein paar Sekunden die Lampen wieder aus und sagten:
»Okay! Schnell zurück zum Wagen!« Milt runzelte die Stirn, während er ihnen folgte. Warum hatten sie es auf einmal so eilig, zurück zum Wagen zu kommen? Ob sie etwa — Angst hatten?
Milt bekam seine stumme Frage beantwortet, als sie den Wagen erreicht hatten. Der eine der beiden Polizisten nahm den Hörer des Sprechfunkgerätes, drückte in der Dunkelheit des Wagens irgendeinen Knopf, den man einrasten hörte, und sagte:
»Hallo, Leitstelle! Hallo, Leitstelle! Hier George 18! Dringend Leitstelle!« Aus einem unsichtbaren Lautsprecher drang die geschäftsmäßig klingende Stimme eines anderen Mannes: »Leitstelle an 18: Bitte sprechen!«
»George 18 Blitzverbindung mit Mordkommission Manhattan Ost.«
»Verbinde!«
Es dauerte nicht einmal fünf Sekunden, wie Milt bewundernd mitzählte, bis sich ein anderer Mann meldete. Der Polizist machte seine Meldung. Die Stimme des Mannes aus dem Lautsprecher war klar, knapp und deutlich: »Bleiben Sie in der Nähe! Verhindern Sie, daß jemand sich dem Fundort nähert! Halten Sie die Zeugen, die ihn fanden, fest, bis wir kommen: Bleiben Sie nach Möglichkeit auf derselben Stelle stehen, damit keine eventuell vorhandenen Spuren zertreten werden! Die vierte Mordkommission unter Lieutenant Queary wird in ein paar Minuten eintreffen. Ende!«
Milt schluckte. Eine richtige Mordkommission! Er drückte begeistert die Hand des Mädchens. Kaum konnte er es erwarten, bis er die Reihe der Scheinwerfer auftauchen sah, die zu den Fahrzeugen der Kommission gehörten. Staunend sah Milt, daß die Mordkommission mit insgesamt acht Wagen eintraf, und daß aus ihnen mindestens zwanzig Männer heraussprangen, von denen ein großer Teil Koffer und pralle Taschen bei sich führte.
Ein paar Minuten später stand er auch schon vor einem kleinen, dicken Mann, der ein speckiges Doppelkinn, schlaffe Hängebacken und kluge, alles durchdringende Augen hatte.
»Na, mein Junge, wie fühlst du dich?« fragte der Dicke, während er Milt die Hand anbot. »Ich bin Detektiv-Lieutenant Queary. Und du?«
Milt nannte seinen Namen. Danach mußte er erzählen. Queary hörte mit halb geschlossenen Augen zu. Milt mußte ziemlich laut sprechen, denn rings um ihn war inzwischen
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