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0186 - Das Zauberschwert

0186 - Das Zauberschwert

Titel: 0186 - Das Zauberschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gryf. Hier waren sie auf jenes Meegh-Bewußtsein getroffen, das der Vernichtung eines Spiders entgangen war. Aber es war nicht anzunehmen, daß sich die Ereignisse wiederholten. Der Teufel schlägt selten zweimal an der gleichen Stelle zu, hieß es.
    Die Tür des »Hanged Fletcher« war geöffnet, und ein Schild verhieß einen reichhaltigen und warmen Mittagstisch.
    Nicole reckte und streckte sich nach der inzwischen doch gut einstündigen Fahrt. »Na schön, nehmen wir noch ein paar Häppchen zu uns, nach der alten Soldatenweisheit: Wer weiß, wenn’s wieder was gibt.«
    Zamorra sah sie überrascht an. »Woher kennst du alte Soldatenweisheiten?« fragte er. »Betrügst du mich neuerdings mit einem Trooper Ihrer Königlichen Armee? Indien-Veteran oder so?«
    Nicole lachte. »Mit einem? Mit einer ganzen Kompanie!« scherzte sie. »Was glaubst du, warum ich heute morgen so müde war?«
    »Warte, meine süße Sekretärin«, sagte er finster drohend. »Ich glaube, du bist nicht genügend ausgelastet. Ich werde dich ab jetzt öfters zum Diktat bitten.«
    »Mit Vergnügen«, lachte sie und griff nach seiner Hand. »Hoffentlich halten deine Knie das aus. Komm, laß urls hineingehen.«
    ***
    »Er ist nah«, sagte zu dieser Zeit ein Wesen, dessen wirkliches Alter niemand kannte. Der alte Mann, dessen Augen die Weisheit von Jahrtausenden ausstrahlten und doch so unglaublich jung aussahen, stand ruhig da, die rechte Hand fast bis zum Gesicht erhoben. Die Fingerspitzen zeigten in nordöstlicher Richtung. Etwa dorthin, wo Cwm Duad liegen mußte. Etwas Ehrfurchtgebietendes ging von diesem Mann aus, der eine weiße Kutte trug. Blutrot leuchtete ein wallender Umhang.
    »Er?« fragte die Stimme einer Frau, deren goldenes Haar bis auf die Hüften hinabfloß und schwach knisterte, wenn sie sich in ihrer geschmeidigen, katzenhaften Art bewegte. Grün leuchteten ihre Augen im dämmrigen Licht.
    Der alte Mann nickte.
    »Er wird die Kristallgrotte erreichen«, sagte er.
    »Jetzt schon? Ist es nicht zu früh?«
    »Es ist zu früh«, bestätigte er mit abermaligem Nicken. »Doch es paßt in ein anderes Geschehen. Er muß die Grotte betreten, um den Kristall zu berühren.«
    »Nur den Kristall, nicht das Schwert?«
    »Der Kristall wird gut für das Schwert sein, denn noch darf Caliburn nicht erwachen. Erst, wenn sie zwölf sind um ihn, darf es geschehen. Zwölf müssen es sein.«
    »Wie damals, nicht wahr?« fragte sie heiser. Ihre Augen hingen an den Lippen des Alten.
    »Ja, wie damals, als sie zwölf waren, die ihrem Meister folgten und doch einer von ihnen ihn verriet um dreißig Silberlinge. Wie damals, als sie zwölf waren und Mordred ihn verriet, der König von Britannien war…«
    »Und wer wird ihn diesmal verraten?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Alte. »Es darf keinen dritten Verrat am dritten Mann geben. Deshalb wird die Auswahl diesmal sorgfältiger getroffen werden müssen. Und je mehr sie werden, desto größer ist auch die Gefahr, daß sich abermals ein Verräter in ihre Reihen einschleicht… deshalb wird es keine neue Tafelrunde geben dürfen! Sie müssen einzeln wirken in seinem Sinne.«
    »Und in deinem, alter Hexenmeister!«
    Er lächelte schwach. »Ja…« und sein Ja sagte doch alles!
    »Vielleicht dauert es noch hundert Jahre, bis es soweit ist. Vielleicht dauert es tausend Jahre. Er hat die Zeit, wenn er nicht schwach wird. Vielleicht wird dies, wozu ich ihn zwinge, seine Bewährungsprobe. Vielleicht wird es ihn auch vernichten, und das Suchen beginnt von vorn. Vielleicht werden die anderen in der Zeit vergehen und durch andere ersetzt werden, bis sie wieder zwölf sind… damals geschah alles überhastet. Diesmal haben wir Zeit.«
    Sie sah in seine Augen und entdeckte ein ganzes Universum und die Ewigkeit darin.
    »Was ist der Sinn?« fragt sie flüsternd. »Und - wer bist du wirklich?«
    Langsam breitete er die Arme aus und streckte die Handflächen nach oben.
    »Ich darf dir den Sinn nicht sagen, nicht einmal ihm selbst. Denn selbst ich mit all meiner Macht habe Gesetzmäßigkeiten zu gehorchen in diesem Universum, denen ich nicht entrinnen kann. Vielleicht kenne ich diesen Sinn selbst nicht. Vielleicht bin ich selbst nur ein Werkzeug einer höheren Macht und durchblicke das Spiel nicht…«
    Sie schluckte.
    »Du?« hauchte sie. »Du, Merlin…?«
    ***
    Beiläufig hatte Zamorra den Grund seines und Nicoles Erscheinens erwähnt, als der Wirt wieder abräumte und die Rechnung präsentierte.
    »Merlins Burg?«

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