0186 - Die Hypno-Kugel
begriffen, als man mir das Gift injizierte.
Heute bedaure ich, daß mir diese Erkenntnis so spät kam. Sehade..." Sie sahen sich stumm an, während das Floß auf der Mitte des Flusses dahintrieb, vorüber an den bewaldeten Ufern, die so friedlich aussahen.
Die Floßfahrt schien kein Ende zu nehmen. Sie waren schon den zweiten Tag unterwegs. Der Fluß hatte sich zu einem gigantischen Strom verbreitert. Dort, wo der Wald zurücktrat, hatten sie weit über wellige, liebliche Ebenen blicken können. Unermüdlich lenkten die Monks das Floß. Auch die Cuduhs zeigten keine Müdigkeit. Hunger schienen weder sie noch die Monks zu empfinden, wohl aber die Menschen. Bully und Mory Abro unterlagen nicht mehr jener suggestiven Beeinflussung. Sie verdankten es den paramentalen Kräften Noirs, der aber nach wie vor auf Befehl Rhodans die Springer unter seinem hypnotischen Zwang hielt. Als die ersten Abendschatten auf den Fluß fielen und das kristallklare Wasser tintenblau zu schimmern begann, hoben alle lauschend den Kopf. Aus der Ferne drang ein Rauschen und Brüllen, das immer lauter wurde. Die Monks zeigten keine Reaktion, ebenso nicht die Cuduhs, die wie Parasiten am Floß hingen. Eine halbe Stunde später erkannten die Menschen, daß sie einem Wasserfall oder einer gewaltigen Stromschnelle zutrieben. Im letzten Licht sahen sie vor sich die erregten Wassermassen, aus denen dunkle, messerscharfe Klippen herausragten. Rhodan beobachtete Mory Abro. Die junge Frau zeigte keine Unruhe. Wie bisher saß sie etwas abseits und zeigte damit, daß sie mit ihnen nichts zu tun haben wollte.
Das Floß wurde schneller, jagte an Klippen vorbei, tänzelte und sprang auf den wildbewegten Wellen. Und wenn es auch manchmal so aussah, als würde das Floß gegen eine Felsbarriere prallen, die Monks steuerten es daran vorbei. Die Sicht wurde schlechter. Die Ufer verschwanden. Um sie herum nur tobende Wassermassen, die sich über meterhohe Stufen ergossen.
Plötzlich blitzte es an beiden Ufern auf. Strahlen standen dicht über dem Fluß mit seinen Stromschnellen. „Angriff!" brüllte Melbar Kasom. In diesem Augenblick wurde das Floß durch Strahlvolltreffer in drei Teile zerschnitten. Daß dabei kein Wesen auf dem Floß verletzt oder getötet wurde, war ein Wunder. 'Rhodan sah, wie das Floß sich unter seinen Füßen auflöste. Der Ertruser versuchte Mory Abro zu erreichen. Als er absprang, brach er ein und verschwand in den reißenden Wassermassen.
Hinter sich hörte Rhodan einen Aufschrei. Um sie herum zischten die Strahlen aus schweren Handwaffen. Er sah Mory Abro verzweifelt um ihr Gleichgewicht kämpfen. Das Floßteil, auf dem sie sich befanden, stürzte eine meterhohe Stromschnelle hinunter.
Rhodan umschlang Mory Abro, glaubte für Sekunden, ihren Sturz verhindert zu haben, doch sie brachen ein wie zuvor Melbar Kasom.
Das Wasser schlug über ihnen zusammen. Immer noch hielt er Mory Abro fest. Er fühlte, wie die reißende Strömung sie beide erfaßte. Rhodan hatte jegliches Empfinden für oben und unten verloren. Er war darauf vorbereitet, von der reißenden Strömung gegen eine Klippe geschleudert zu werden und zu ertrinken. Noch reichte der Luftvorrat in seinen Lungen, als ihm Mory Abro mit einem gewaltigen Ruck aus den Armen gerissen wurde.
Wie ein Korken wirbelte er im Wasser herum. Da traf ihn ein Stoß.
Eine Klippe, dachte er. Dann merkte er, daß er sich nicht rühren konnte. Etwas hatte seinen Leib und beide Arme umklammert.
Wellen überspülten ihn. Klippen huschten schattenhaft an ihm vorbei. Er tauchte unter und wurde dann wieder an die Oberfläche gerissen. Der Druck um Arme und Leib veränderte sich nicht. Jetzt ging es eine weitere Stromschnelle hinunter. Wieder hatte er das Empfinden, sich wie ein Korken zu drehen. Dann strahlte erneut der grandiose Sternenhimmel auf ihn herab! Er wurde getragen! Er schwebte jetzt über dem Wasser.
Endlich begriff er: Ein Cuduh trug ihn in seinem Maul und kämpfte sich gegen die reißende Strömung zum Ufer durch, das als schwarze Wand im Sternenlicht zu erkennen war. Rhodan mußte an Mory Abro und seine Freunde denken. Was war aus ihnen geworden, was aus den Springern und den Monks? Er glaubte nicht, daß alle anderen auch gerettet worden waren.
Das Wunder war doch geschehen; alle Menschen verdankten den Cuduhs ihre Rettung. Die Monks hatten mit eigener Kraft das Ufer erreicht, aber drei von ihnen waren von den Stromschnellen verschlungen worden. Was sie nun tun sollten, versuchten
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