Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
019 - Das Sklavenspiel

019 - Das Sklavenspiel

Titel: 019 - Das Sklavenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Sämtliche Einrichtungsgegenstände, die hier einmal existiert haben mochten, waren entweder zertrümmert oder fortgeschleppt worden.
    Der Boden war mit einer gleichmäßigen Schicht aus Holzsplittern, Dreck, Kot und Menschenknochen bedeckt. In Matt stieg ein leichtes Würgen auf, doch er unterdrückte es. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für Sentimentalitäten.
    Hastig durchsuchte er die angrenzenden Zimmer. Einige wiesen alte Feuerstellen auf; ein Zeichen dafür, dass hier schon andere Spielteilnehmer gerastet hatten.
    Etwas blitzte gläsern am Boden vor Matt auf. Er stocherte mit der Stiefelspitze in dem Schutt herum - und stieß auf einen kleinen Bilderrahmen, von der Art, wie man sie auf seinen Büroschreibtisch stellte.
    Die Farben der Fotografie, die noch darin klemmte, hatten sich längst aufgelöst. Vermutlich war es ein Familienfoto eines der Offiziere gewesen. Als Matt den Rahmen umdrehte, stieß er auf eine Gravierung, die in die untere Leiste eingeätzt war. Zu unserem zwanzigsten Hochzeitstag: 20. 08.2010.
    Matt lächelte. Das sah ganz nach der Gedächtnisstütze einer Ehefrau aus, die verhindern wollte, dass ihr Gatte den nächsten Hochzeitstag vergaß. Einen Moment schweiften seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Zu Liz. Verdammt, er konnte noch immer nicht glauben, dass ihre Scheidung nun schon fünfhundertfünf Jahre zurück lag - drei Monate vor der Katastrophe…
    Das Fiepen einer Taratze riss Matt aus seinen Gedanken und lockte ihn nach nebenan. Er stieß auf Donald, der den Raum mit einer einladenden Geste präsentierte. Er war sehr geräumig, besaß aber nur ein Fenster und zwei Türen - damit war es leicht zu verteidigen.
    Das hatten schon andere Spieler gemerkt. Der Boden war vom gröbsten Schrott freigeräumt worden, und nahe des Fensters gab es eine alte Feuerstelle, in der noch verkohlte Scheite lagen.
    »Platz gut. Hier rasten«, schlug Donald vor. Die anderen Gruppenmitglieder, die nach und nach eintrudelten, waren der gleichen Meinung. Erschöpft ließen sich die meisten auf dem Boden nieder.
    Nur Donald begab sich wieder nach draußen, um Wache zu halten. Mit seinem ausgeprägten Geruchssinn war er geradezu prädestiniert, heranschleichende Gegner rechtzeitig zu wittern.
    Auch Matt blieb auf den Beinen, denn er hatte in der gegenüberliegenden Wand einen metallisch schimmernden Fremdkörper erspäht, der ihn an etwas Bestimmtes erinnerte. Und tatsächlich: Er stand vor einem eingemauerten Safe! Die stählerne Oberfläche wies zahlreiche Einkerbungen auf, die von Hammerschlägen oder Ähnlichem stammen mochten, die altmodischen Kombinations-Drehköpfe schienen aber intakt zu sein. Matt zerrte an dem Griff, doch die Stahltür war verschlossen.
    Ob sich dahinter noch etwas von Wert befand?
    Die Aussicht war verlockend. Doch wie sollte Matt die Panzertür öffnen, an der schon so viele vor ihm gescheitert waren? Ein Kursus im Safeknacken gehörte nicht zur Ausbildung eines Air Force Piloten.
    Ein schmerzerfülltes Fiepen erklang vor der Baracke.
    »Alarm!«, zischten Chip und Dale synchron. Sie hatten Donalds Schrei als erste gehört.
    Matt zog seinen Säbel und rannte mit weit ausholenden Schritten zur Tür hinaus. Während er den dunklen Flur durchquerte, sah er, dass die Taratze vor dem Haus in einen Zweikampf verwickelt war. Ein geflecktes Raubtier, das einer Hyäne ähnelte, hatte sich in ihrem Fell festgekrallt. Fauchend riss sie ihr überdimensionales Maul auf und wollte ihre Fänge in Donalds Hals schlagen.
    Ehe die doppelte Zahnreihe zuschnappen konnte, packte Donald die Bestie an Ober- und Unterkiefer und zerrte ihr Maul auseinander.
    Die Hyäne jaulte gepeinigt auf, als sich die Taratzenkrallen in ihren Schlund gruben.
    Doch sie gab den Kampf noch nicht verloren, warf sich hin und her und wollte ihre Kiefer schließen. Die Taratze setzte ihre ganze Körperkraft dagegen. Die Muskeln tanzten unter ihrem braunen Fell, während der Kampf einige Sekunden lang unentschieden hin und her wogte.
    Plötzlich löste die Hyäne eine ihrer Klauen aus dem Taratzenfell und schlug nach dem Kopf des Gegners, um ihm die Augen auszukratzen. Die Krallen fegten knapp an der Pupille vorbei, trafen aber Donalds empfindliche Schnauze.
    Blut spritzte. Vor Schmerz und Wut fiepend, drückte Donald die Hyäne zu Boden, sodass er eine besserte Hebelwirkung erzielte. Ruckartig zerrte er am Maul der Bestie. Ein reißendes Geräusch ertönte, Knochen barsten - dann flog ein blutiger Unterkiefer über die

Weitere Kostenlose Bücher