Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
019 - Das Sklavenspiel

019 - Das Sklavenspiel

Titel: 019 - Das Sklavenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Die zitronengelben Blätter wölbten sich blitzschnell nach vorn, bildeten eine Glockenform. Gleichzeitig wurden rund um den offenen Rand Zacken sichtbar, die wie scharfe Gebissreihen wirkten.
    »Vorsicht!«, schrie Matthew - aber es war schon zu spät.
    Die vorderste Blüte zuckte auf Pagur zu, stülpte sich wie ein Fangkorb über seine Schultern und zog sich blitzschnell zusammen. Mit einem saugenden Geräusch bohrten sich die Pflanzenzähne in den menschlichen Körper und halbierten ihn unterhalb des Brustkorbs.
    Der Todesschrei des Mörders klang nur gedämpft durch den festen Blütenkokon, während der biegsame Stängel mit dem Torso in die Höhe schwang. Ein roter Sprühregen bedeckte die Lichtung, wie zum sichtbaren Beweis dafür, dass die paradiesischen Zustände beendet waren.
    Ehe Pagurs Beine zur Seite kippen konnten, schoss die zweite Blüte heran. Krachend klappte sie zu, wie das Maul eines mörderischen Haifischs. Nur zwei Schuhe, aus denen noch die blutige Stümpfe ragten, blieben auf dem Boden zurück.
    »Nein!«, brüllte Zoltan entsetzt. In hilfloser Wut schlug er mit seinem Schwert auf die Blüte ein. Die pflanzliche Struktur gab unter dem Hieb nach, ohne zu zerplatzen.
    »Zurück!«, rief ihm Matt zu. »Lauf!«
    Zoltan schien ihn nicht zu hören. Ohne auf die Gefahr für sein eigenes Leben zu achten, schlug er erneut auf die geschlossene Blüte ein.
    Vielleicht war es die Panik, die ihn mit hilfloser Wut statt mit Flucht reagieren ließ - vielleicht suchte er aber auch nur Deckung vor dem drit- ten Orchideenmaul, das wie ein Schlangenkopf um ihn herumtänzelte, aber nicht zupacken konnte, ohne den anderen Stängel zu verletzen. Wie im Rausch hantierte Zoltan mit seinem Schwert herum, ohne einen wirkungsvollen Treffer zu landen.
    Plötzlich machte die geschlossene Blüte einen Ruck nach vorn. Sie versetzte Zoltan einen harten Stoß, der ihn zurücktaumeln ließ.
    In einer geschmeidigen Bewegung schwang sich der Stiel wieder in die Höhe, um dem dritten Blütenkelch Platz zu machen.
    Der schnappte zu.
    Zoltan sprang reflexhaft zur Seite, um den messerscharfen Pflanzenzähnen zu entkommen. Doch er war nicht schnell genug. Fauchend rasierten die botanischen Klingen in seine linke Schulter, drangen durch Kleidung, Fleisch und Sehnen. Sie bissen ihm den Waffenarm ab.
    Die zitternden Finger, die sein Schwert weiter umklammerten, ragte aus dem geschlossenen Maul, während der Blütenkopf in die Höhe zuckte. Zoltan ging stöhnend in die Knie. Verzweifelt presste er seine gesunde Hand auf den Stumpf. Doch die Wunde war viel zu groß, um die Blutung zum Stillstand zu bringen.
    Das Blütenmaul schwebte weiter über seinem Kopf. Es öffnete den Schlund, um seinen Arm ganz zu verschlucken, doch als es auf das Schwert biss, ließ es den Happen achtlos in die Tiefe fallen.
    Einen Lidschlag später peitschte der biegsame Stängel wieder heran, den Blütenkelch weit aufgerissen. Zoltan spürte schon den Luftzug der zitronengelben Blätter, die sich um seinen Leib schließen wollten, als ihn Drokar im letzten Moment zur Seite riss.
    Klatschend schlugen die Blütenblätter über den Männern zusammen. Bevor sich die gefräßige Pflanze von der Überraschung erholen konnte, schwang sich Drokar den Verletzten über die Schultern und rannte mit ihm zurück.
    Der biegsame Stängel jagte direkt über der Erde entlang, um die Flüchtenden einzuholen. Blitzschnell schoss das gefräßige Pflanzenmaul auf den rennenden Wulfanen zu, viel schneller als ein Zweibeiner laufen konnte.
    Doch wie ein angeleinter Wachhund, so war auch die Bewegungsfreiheit der Pflanze begrenzt. Kurz bevor sie ihr Maul um die Flüchtenden schließen konnte, hatte der Stiel seine längste Ausdehnung erreicht. Zitternd blieb das Blütenmaul in der Luft stehen.
    »Du hast es geschafft!«, rief Arzak, der die Rettungsaktion mit Spannung verfolgt hatte. Aber der Jubel war verfrüht.
    Plötzlich formte sich das Ende des Pflanzenstängels zu einem S, sodass die Blüte wie der Kopf einer angriffslustigen Schlange in der Höhe ruckte. Die zitronengelben Blätter klappten zurück und gaben den Blick auf einen feucht rosa glitzernden Schlund frei.
    Die Blätter begannen zu zittern, dann schoss ein heller schleimiger Strahl aus dem Rachen hervor. Zischend regnete er auf Drokar nieder.
    Es war Säure.
    Der blonde Wulfane wurde an Hinterkopf und Waden getroffen. Die Flüssigkeit fraß sich in sein Fleisch und hinterließ schwere Verätzungen. Gepeinigt schrie er

Weitere Kostenlose Bücher