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019 - Das Sklavenspiel

019 - Das Sklavenspiel

Titel: 019 - Das Sklavenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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hatte.
    Keuchend riss sich Aruula von dem düsteren Anblick los. Sie wusste nicht genau, was sie gerade gesehen hatte, aber sie spürte, dass es etwas wirklich Schreckliches gewesen war. Ein dunkles Geheimnis lag über Cranes Seele.
    »Halt dich besser von seinem Geist fern«, erklang es neben ihr. »Wenn du dich zu lange mit ihm verbindest, könnte er dich auch verwirren.«
    Aruulas Kopf fuhr erschrocken herum. Kleine Schweißperlen lösten sich von ihrer Stirn und wirbelten durch die Luft. Neben ihr stand Navok, der aus seiner dunklen Kapuze zu ihr hinab starrte.
    »Woher weißt du…«, begann die Barbarin verwirrt. Dann brach sie ab. Sie stand noch zu sehr unter dem Schock des Erlebten, um die Frage fortzuführen. Nachdem sie sich einen Moment gesammelt hatte, fuhr sie fort: »Bist du etwa auch fähig zu lauschen?« Das würde viel- leicht erklären, warum er seine Gedanken vor mir verbergen kann.
    »Wir müssen weiter«, wich der Nosfera aus.
    »Lass Crane besser nicht aus den Augen.« Er wandte sich ab, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
    Von nun an auf alles gefasst, arbeitete sich die Gruppe weiter vor. Der Pfad war nun wieder überwuchert, deshalb gingen Arzak und Donald daran, den Weg frei zu machen. Matt kümmerte sich um Drokar, den er erneut mit Lianenwasser abspülte. Aruula und Navok blieben bei Crane, Chip und Dale bildeten die Nachhut.
    Nachdem sie die Lichtung hinter sich gelassen hatten, ging ein erleichtertes Aufatmen durch die Gruppe. Selbst Drokar grinste zufrieden, obwohl seine verätzten Stellen wie Feuer brannten.
    »Und das alles nur für zwei Schiffsladungen Metallschrott«, brummte Navok missmutig, der sich neben der Barbarin hielt. »Als wenn die Schmiede unseres Stammes nicht aus der Umgebung versorgt werden könnte.«
    Aruula blickte erstaunt in das vertrocknete Gesicht, das sich im Schatten der Kapuze abzeichnete. Nicht nur, weil der Nosfera zum ersten Mal seine Gefühle äußerte, sondern vor allem…
    »Du hättest nicht gedacht, dass ich ein Händler bin, was?«, erriet Navok ihre Gedanken. Oder erlauschte er sie? »Was glaubst du, warum Arzak und Drokar auf dieser verdammten Insel herum hängen? Sie stammen aus Ittalya und wollten ihr Glück in Britana machen. Das gelobte Land, in dem es alle Waren dieser Welt gibt. Und nun sitzen wir hier alle in der Falle.«
    »Kommst du aus der Nähe von Millan?«, fragte Aruula. Dort waren sie und Matt zum ersten Mal auf Nosfera gestoßen. Und auf Professor Dr. Jacob Smythe, der mit deren Hilfe die Weltherrschaft erringen wollte.
    »Nein«, korrigierte der Vermummte. »Von viel weiter nordöstlich. Aus Schernobiel.«
    »Eine lange Reise.«
    Navok nickte. »Darum nehme ich meine Familie immer mit.«
    »Du hast eine Frau?«
    »Und ein Kind. Aber noch nicht lange.« Ein Nosfera-Baby, schoss es Aruula schaudernd durch den Kopf. Ob es wohl mit Blut gesäugt wird?
    ***
    Erschöpft aber erleichtert erreichten sie die verfallenen Baracken.
    Seit sie die gefräßigen Orchideen hinter sich gelassen hatten, witterten die Taratzen immer wieder Raubtiere, die am Rande des Pfades entlang strichen. Durch das Dickicht getarnt, war ihre Größe nicht auszumachen, doch das angriffslustige Fauchen, das sie hin und wieder ausstießen, ließ nicht gerade auf Schoßhündchen schließen.
    Der Anblick des alten Militärgebäudes vermittelte ihnen ein Gefühl der Sicherheit, denn hinter den massiven Mauern konnte man sich wenigstens verschanzen. Der langgestreckte Bau war bis übers Dach mit Schlingpflanzen zugewuchert.
    Beim Näherkommen stießen sie auf zahlreiche Knochenreste. Überwiegend menschliche, aber es mochten auch Wulfanen oder Taratzen darunter sein. Die fahlen Gebeine wiesen tiefe Gebissspuren auf.
    Fluchend musste sich Matt eingestehen, dass so eine Ruine nicht nur einen guten Zufluchtsort, sondern auch einen hervorragender Hinterhalt abgab. Mit gezückten Schwertern näherten sie sich den leeren Fenster- und Türlöchern, die plötzlich wie die dunklen Augenhöhlen eines Totenschädels wirkten.
    Die Taratzen signalisierten, dass sie keinen Raubtiergestank im Haus witterten. Trotzdem klopfte Matt das Herz bis zum Hals, als er durch den Eingang trat. Drinnen herrschte schummriges Zwielicht. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die neuen Verhältnisse gewöhnt hatten.
    Er stand in einem großen Vorzimmer, das zu weiteren Büros und Diensträumen führte. Wie es schien, waren im Inneren des Gebäudes nur die nackten Wände übriggeblieben.

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