019 - Lockruf der Zombies
dürfen Sie nicht tun!« stammelte der Leiter des Museums. Aber er sah in Charlies Augen, daß er kein Mitleid zu erwarten hatte.
Eiskalt lächelte Charlie. Sein Geist war völlig von der Kraft der Hypno-Augen durchsetzt. Das Mord etwas Unrechtes, etwas Verwerfliches war, war ihm nicht bewußt.
Er war gezwungen, auf dieses neue Ich, das von ihm Besitz ergriffen hatte, zu hören, und dieses befahl ihm, den Mann zu töten.
»Mein Gott, Margolin!« schrie Hood außer sich vor Angst. »Das können sie doch nicht zulassen.«
»Wieso nicht?« erwiderte der Reporter frostig.
»Das ist Mord! Kaltschnäuziger Mord!«
»Sie sagten doch, wir bekämen das Gold nur über Ihre Leiche. Folglich müssen Sie sterben!« Margolin nickte Charlie le Mat zu.
»Mach ihn fertig!«
»Neiiin!« schrie Albert Hood, so laut er konnte.
Doch davon ließ sich Charlie le Mat nicht beeindrucken. Er stach zu.
***
Ein Anruf hatte genügt. Der Wirt, mit dem Marvin Nelson befreundet war, lieferte für Nelsons Gäste ein Menü, das sich sehen lassen konnte. Frank Esslin hatte sich vor zehn Minuten zum Hafen begeben, um Tony Ballard »nach Hause« zu holen.
Jetzt kam er ohne den Dämonenhasser zurück.
»Was machen wir denn nun?« fragte Nelson ratlos.
»Ich schlage vor, wir begeben uns zu Tisch«, erwiderte Frank.
»Tony macht das bestimmt nichts aus, wenn er seine Portion später allein verdrücken muß.«
»Ich habe einen Mikrowellenherd.«
»Na, wunderbar. Darin läßt sich alles ja in Sekundenschnelle noch mal wärmen«, meinte Frank.
Sie aßen, was geliefert worden war. Vicky Bonney war ein wenig beunruhigt, weil Frank Tony nicht angetroffen hatte. Tony hatte das Haus verlassen, um ein bißchen mit sich allein sein zu können, wie er sagte. Um Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
Sie alle hatten damit gerechnet, daß er bald wieder in Nelsons Haus zurückkehren würde. Nachdem Mr. Silver auf eine so spektakuläre Weise verschwunden war, machte sich Vicky ein bißchen Sorgen um ihren Freund.
Nach dem Essen ließ Marvin Nelsen die Zigaretten im Kreis gehen. Es wurde geraucht.
Und Tony Ballard ließ sich immer noch nicht blicken.
»Was er bloß wieder vorhat«, brummte Lance Selby.
»Er hätte uns doch wirklich informieren können«, sagte Frank Esslin.
»Sollen wir ihn suchen?« fragte Oda.
Lance winkte ab. »Er wird schon wiederkommen.«
Marvin Nelson begab sich zur Verandatür und öffnete sie, um frische Luft ins Wohnzimmer zu lassen. Da ging plötzlich ein Ruck durch seinen schlanken Körper.
Seine Augen weiteten sich. Seine Miene drückte Ungläubigkeit aus. Seine Finger krallten sich in die weiße Gardine. Er atmete schwer.
»Seht!« preßte er heiser hervor. »Seht mal! Das… das Geisterschiff liegt im Hafen vor Anker!«
***
Zum Heimatmuseum hatte sich Jack Margolin also begeben.
Okay, dort wollte ich mit ihm unter vier Augen sprechen. Ich mußte herausfinden, was mit diesem unsympathischen Burschen los war.
Mit raschen Schritten eilte ich an den kleinen Häusern vorbei, die den Dorfcharakter von Cullkirk prägten. Ein Betrunkener tanzte mit einer Weinflasche auf mich zu.
»Heute könnte ich die ganze Welt umarmen«, lallte er.
»Tun Sie’s getrost«, erwiderte ich. »Niemand wird etwas dagegen haben.«
»He.« Er musterte mich mit seinen glasigen Augen, ließ mich nicht an sich vorbei. Mehrmals drückte er die Lider zu. »He«, sagte er noch einmal. »Sind Sie nicht Tony Ballard?«
»Doch, ich bin’s«, erwiderte ich.
»Der Mann, der mit den Zombie-Piraten aufgeräumt hat. Der Befreier von Cullkirk.«
»Ich finde, das klingt ein bißchen übertrieben.«
»Nein, nein, Mr. Ballard. Sie dürfen Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Was Sie für Cullkirk geleistet haben, ist grandios.«
»Ich war’s nicht allein. Ich hatte Hilfe.«
»Sie müssen unbedingt einen mit mir heben«, sagte der Betrunkene.
»Hören Sie, ich habe es eilig.«
Mein schwankendes Gegenüber lachte. »Eilig? In Cullkirk hat es noch nie jemand eilig gehabt. Dieses Wort gibt es hier nicht. Bei uns geht es gemütlich zu.« Er hielt mir die Weinflasche hin.
»Darf ich Ihnen einen köstlichen Schluck anbieten? Leider habe ich keine Gläser dabei.«
Ich schob ihn zur Seite. »Ein andermal, ja?«
»Ich nehme Sie beim Wort.«
»Das können sie.«
»Mein Name ist Jeremy White!« rief er mir nach, denn ich hatte ihn stehenlassen und eilte weiter.
»Leicht zu merken«, gab ich zurück und war sicher, daß er sich morgen an diese
Weitere Kostenlose Bücher