019 - Lockruf der Zombies
eine Gefahr lauert.«
O’Hara nickte bestimmt. »Das tut sie. Darauf kannst du dich verlassen, Richard.«
Zehn Meter lagen nur noch zwischen der CALYPSO und dem unheimlichen Wrack. Der Funker spürte die Gefahr mit jeder Faser seines Körpers, aber er sagte nichts mehr.
Richard Adams legte die Hände trichterförmig an den Mund und schrie nach drüben. Er erwartete keine Antwort und wurde nicht enttäuscht. Totenstille lastete auf dem Geisterschiff. Nichts regte sich. Kein Mensch war zu sehen.
Die Distanz verringerte sich laufend. Jede Einzelheit des geheimnisvollen Wracks war jetzt schon zu erkennen.
»Fertigmachen zum Entern«, sagte Kapitän Adams. Die Freiwilligen stellten sich nebeneinander auf. Sie rechneten mit keiner Überraschung. O’Hara teilte ihren Optimismus nicht. Für ihn stand fest, daß dort drüben das Grauen auf sie lauerte.
Als die beiden Schiffe längsseits nebeneinander lagen, sprang Kapitän Adams als erster nach drüben, und seine Männer folgten ihm.
***
Sie hatten Roy Cassidy unter Deck gebracht, und die beiden Zombie-Piraten, die Nimu Brass bestimmt hatte, bewachten den zum Tode verurteilten Jungen.
Roy zitterte vor Aufregung. Ein Schiff… Ein Dampfer… Mit Menschen an Bord… Menschen!
Durfte er auf Rettung hoffen? Die schwarzen Piraten lagen auf der Lauer. Mit Säbeln und Dolchen bewaffnet warteten sie auf den Moment, wo Nimu Brass den Befehl zum Angriff gab.
Es war zu befürchten, daß die Geisterpiraten ein schreckliches Blutbad anrichteten, deshalb überlegte sich Roy fieberhaft, wie er die ahnungslosen Seeleute warnen konnte.
Sie durften den schwarzen Piraten nicht in die Falle gehen.
Aber wie konnte er, Roy, das verhindern? Wenn er losbrüllte, würden die beiden Zombies, die ihn bewachten, wohl kurzen Prozeß mit ihm machen.
Einer der beiden zog soeben seinen Dolch aus dem Gürtel und setzte ihm die scharfe Klinge an die Kehle. »Keinen Laut«, zischte der Untote.
Roys Kniescheiben vibrierten vor Angst. Wenn er versuchte, sich loszureißen, würde er sich damit selbst die Kehle durchschneiden. Tat er nichts, dann würden viele Menschen sterben, und hinterher würde ihn Nimu Brass aufhängen.
Was für eine grässliche Situation, in der er sich befand. Zum x-tenmal verfluchte er die Stunde, wo er den Entschluß gefaßt hatte, den Schatz der toten Seelen zu suchen.
Aber an dem, was geschehen war, war nun nichts mehr zu ändern. Er mußte die Folgen tragen. Gespannt lauschte er. Das Stampfen des Dampfers kam immer näher. Bald war es so deutlich zu hören, daß man meinen konnte, die schwere Maschine würde sich an Bord des Geisterschiffes befinden.
»Fertigmachen zum Entern!« rief auf dem Dampfer jemand.
Roy Cassidy schwitzte. Er trug immer noch seinen Neoprenanzug. Ihm war schrecklich heiß darunter.
Die Zombies hielten ihn mit hartem Griff fest. Durch seinen Kopf wirbelten unzählige Gedanken. Sollte er die gefährdeten Seeleute warnen?
Er spielte alles in großer Eile durch. Wenn er sich blitzschnell fallenließ und dann wie am Spieß losbrüllte und die Flucht ergriff, hatte er vielleicht noch eine Chance, gerettet zu werden.
Die Seeleute würden sich dann von den Piraten nicht überrumpeln lassen und konnten ihm vielleicht beistehen.
Natürlich war die Sache ungemein riskant, aber ohne Risiko würde er nie mehr aus dieser Klemme rauskommen.
Als die Männer von der CALYPSO herübersprangen, legte sich eine eiskalte Zombie-Hand auf Roys Mund. Der untote Pirat preßte den Jungen so fest an sich, daß er alles, was er geplant hatte, vergessen konnte.
Die Seeleute würden nun ahnungslos in ihr Verderben rennen…
***
»Jetzt haben wir sie auf dem Schirm, Tony!« rief Mr. Silver.
Ich überzeugte mich davon. Im selben Augenblick zog sich meine Kopfhaut zusammen. »Verdammt«, entfuhr es mir.
»Was ist?« wollte der Ex-Dämon wissen.
»Sieh genau auf den Schirm«, empfahl ich meinem Freund.
Der Hüne mit den Silberhaaren tat es und knirschte hörbar mit den Zähnen.
»Sage ich auch«, bemerkte ich.
»Zwei Punkte«, stellte Mr. Silver fest. »Zwei Schiffe. Das eine ist das Geisterschiff…«
»Und das andere irgendein Schiff, dessen Besatzung keine Ahnung hat, in was für einer Gefahr sie sich befindet«, fiel ich meinem Freund ins Wort.
»Man muß die Leute warnen!« sagte Vicky Bonney.
»Das übernehme ich«, sagte Cary Cassidy und griff nach dem Mikrofon des Funkgeräts.
Wir beobachteten die beiden Punkte auf dem Radarschirm, die einander immer
Weitere Kostenlose Bücher