0191 - Damons letzter Kampf
Seite des Tores befinden würden. Irgend etwas zog mich dorthin.«
»Wer?« stieß Kerr hervor. »Wer kann das sein?«
Zamorra lächelte. »Derselbe, der mich quasi als Schwertdieb mißbraucht hat. Ich fürchte fast, daß Nici und ich nur deshalb in die Straße der Götter versetzt worden sind, um diesen verdammten Käseschneider zu besorgen und nach hier zu schaffen.«
»Wer?« wiederholte Kerrl.
»Merlin«, sagte Nicole leise. »Der König der Druiden.«
***
»Ich ahnte es fast«, murmelte Kerr dumpf. »Merlin! Was mag er für einen gewaltigen, undurchschaubaren Plan entwickelt haben?«
Zamorra zuckte mit den nackten Schultern. »Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Ich blicke da selbst noch nicht so ganz durch. Aber irgendwann werde ich es wissen, und wenn mein lieber Freund Merlin dann nicht ein paar stichhaltige Begründungen für das alles aufzuweisen hat, dann…«
Nicoles Finger legten sich auf seine Lippen.
»Sag nichts«, flüsterte sie. »Wer weiß, was wirklich dahinter steckt. Ich kann plötzlich nicht mehr daran glauben, daß Merlin nur aus reinem Vergnügen mit uns Schindluder getrieben hat.«
»Merlin, der Verräter«, knurrte Zamorra und drückte damit einmal mehr aus, was er die ganze Zeit über stets empfunden hatte. Wer war Merlin wirklich? Bislang hatte Zamorra ihn als Weißen Magier kennen- und schätzengelernt, aber mittlerweile erschien ihm Merlins Tun immer zwielichtiger. Und hieß es nicht auch in alten Schriften, die Merlin erwähnten, daß er der Sohn des Teufels sein sollte?
Aber in denselben Schriften stand auch, daß Merlin damals König Artus zu dem gemacht hatte, was er war, und der Sohn König Uther Pendragons hatte mit den Rittern der Tafelrunde wohl kaum für das Böse gekämpft.
»Ob Merlin ein Verräter ist, kann auch ich nicht beurteilen«, behauptete Kerr, »aber das Schwert, das du mitgebracht hast, muß das sein, was ich für Byanca suchen sollte.«
Zamorra betrachtete das Langschwert nachdenklich, in dessen kunstvoll verziertem Schwertgriff ein Dhyarra-Kristall eingearbeitet war, der der Legende nach zwölfter Ordnung sein sollte.
»Willst du es haben?« fragte er.
Kerr schüttelte den Kopf. Dort wirst du das Schwert finden, aber es ist nicht für dich gemacht, entsann er sich der Worte Teris in der Mardhin-Grotte. »Ich glaube, es ist besser, wenn du es Byanca selbst überreichst, aber dein Amulett wirst du wahrscheinlich auch gern wieder in deiner Hand sehen.« Er zog sich die Kette über den Kopf und reichte Zamorra die magische Silberscheibe.
Zamorra nahm sie in die Hand.
Er betrachtete das Amulett mit reichlich gemischten Gefühlen. Merlin hatte es vor nicht ganz tausend Jahren aus der Kraft einer entarteten Sonne geformt. Einige Zeit war es dann von Zamorras frühem Vorfahr Leonardo de Montagne mißbraucht worden. Leonardo, der Magier, hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, und das Amulett leistete ihm mit seiner magischen Kraft dabei gute Dienste, hatte aber auch nicht verhindern können, daß Leonardo jetzt seit einer kleinen Ewigkeit im heißesten Höllenfeuer schmorte. Wer mit dem Teufel Suppe ißt, muß einen langen Löffel haben, aber Leonardos Löffel hatte einen zu kurzen Stiel besessen.
Dann, als Zamorra Schloß Montagne erbte, war zugleich das Amulett in seinen Besitz übergegangen und damit automatisch die Verpflichtung, das wieder gut zu machen, was Leonardo verbrochen hatte. Aus dem Parapsychologen Zamorra war der Meister des Übersinnlichen Zamorra geworden, der erbarmungslose Dämonenjäger und Streiter wider die Schattenmächte.
In der Folge hatte sich dann gezeigt, wie nützlich das Amulett war. Es vermochte teilweise gewaltige Energien zu entfesseln, und niedere Dämonen wurden allein durch seinen Anblick gebannt oder schwer angeschlagen, wenn nicht sogar getötet. Zudem ermöglichte es Zamorra unter bestimmten Voraussetzungen, Zeitsprünge in die Vergangenheit und zurück zu unternehmen. Merlins Worten nach sollten auch Sprünge in die Zukunft sowie in andere Zeitrichtungen möglich sein - worunter Zamorra trotz aller Fantasie sich nichts vorstellen konnte -, aber dazu hatte er bisher den richtigen Dreh nicht gefunden. Allenfalls ein Hundertstel aller Fähigkeiten des Amuletts hatte er im Laufe der Zeit kennengelernt.
Und allmählich begann ihm das Amulett auch über den Kopf zu wachsen. Es begann ihm Entscheidungen abzunehmen und aufzuzwingen, gegen seinen Willen. Einige Male hatte er es schon verflucht, aber immer wieder
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