0191 - Damons letzter Kampf
des Unheimlichen, die seltsame, unerklärliche Abwehr und dann das Loch in der Welt… und dabei ahnte Kerr nicht einmal, wie stark seine Augen geglüht hatten und den Mann in zusätzliche Verwirrung stürzten, der sich an jede Einzelheit erinnern konnte.
Und dann das Pferd neben ihm, als er erwachte, obgleich vorher nirgends ein Pferd zu sehen gewesen war…
Kerr schmunzelte. Der Mann würde darüber hinwegkommen. Wenn er erst wieder in München war, am Pulsschlag der hochtechnisierten Zeit und Zivilisation, in der Dinge wie Magie und Dämonen keinen Platz hatten, würde er spätestens nach drei Tagen und dem dreißigsten Humpen Bier an einen bösen Alptraum denken.
Kerr ging langsam weiter, bis er den Wagen erreichte. Jubel, Trubel und Heiterkeit verrieten ihm, daß die beiden Franzosen die Zeit auf die einzig angenehme Art und Weise genutzt hatten, die es im Moment gab…
Aber diese Zeit fand jetzt ihr Ende.
Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg zur Autobahn.
***
Nicole zeigte sich von der enttäuschten Seite und ließ keine Gelegenheit aus, ein Haar nach dem anderen in der Suppe zu finden. »Das kommt davon, wenn man einen Mann zum Kleiderkaufen schickt«, behauptete sie und ließ keinen Zweifel darüber offen, was ihr alles an den Sachen, die Kerr besorgt hatte, nicht gefiel.
Das Dirndlkleid war ihr erstens zu rustikal, zweitens zu unauffällig, drittens zu billig, viertens zu…
»Vielleicht hältst du mal für zehn Minuten dein entzückendes Schandmäulchen«, brummte Zamorra neben ihr. »Wir haben wichtigere Dinge im Kopf als deine Kleider.«
»Zweifelsohne«, konterte Nicole, »alldieweil ich die Kleider an meinem Körper und nicht in euren Köpfen trage.«
Kerr am Lenkrad grinste. Er wußte, wie Nicoles Mäkelei gemeint war: auf keinen Fall ernst. In modischer Hinsicht war sie ein Phänomen: sie konnte alles tragen und machte allein durch ihre Erscheinung sogar einen Kartoffelsack theaterfähig.
»Sobald wir in München sind«, verkündete Nicole, »werde ich einkaufen.«
Zamorra lächelte milde. »Und womit willst du bezahlen? Wir sind im Augenblick recht blank. Wir könnten höchstens versuchen, das Schwert zu verpfänden, aber da das nicht möglich ist…«
»Kerr wird mir ein paar Blankoschecks überlassen«, sagte Nicole.
»Kerr wird den Teufel tun«, brummte Kerr und zog mit einem Blitzspurt an einem Lkw vorbei. »Die Klamotten, die ihr habt, waren schon teuer genug. Mein Konto ist auch nicht unbegrenzt belastbar. Und wenn ich die Kosten für den Leihwagen und anschließend drei Flugtickets nach London berechne, dann bin ich nahezu auf Null. So viel verdient ein kleiner Yard-Inspektor nun auch nicht.«
»Spesen…«, flüsterte Nicole laut.
Kerr schüttelte den Kopf. »Die bekomme ich erst nach Abschluß der selbstgenehmigten Dienstreise erstattet. Darum geht es auch gar nicht. Ich weiß, daß ich das Geld von euch zurückbekomme, aber immerhin wird man in London dumm gucken, wenn nacheinander sämtliche bisher ausgestellten Eurocheques eingelöst werden und der Kontostand auf Null oder darunter sinkt.«
Vor ihnen tauchten die ersten Hinweisschilder auf München auf. Kerr reduzierte kaum merklich die Geschwindigkeit des Wagens.
»Da ist noch ein anderes Problem«, sagte Nicole, plötzlich ernst werdend. »Fehlendes Geld ist noch nicht einmal das Schlimmste.«
»Sondern?« murmelte Kerr.
»Wenn wir von Deutschland nach England fliegen wollen - überhaupt, wenn wir ein Flugzeug auch nur von weitem sehen wollen, benötigen wir Pässe. Was glaubt ihr wohl, was wir nicht haben?«
»Eben diese«, brummte Zamorra betroffen.
***
»Er wird es nicht für möglich halten«, sagte der Fürst der Finsternis. »Um so überraschter wird er sein, wenn es tatsächlich geschieht.«
Er saß auf seinem Dämonenthron im riesigen Saal der magisch geschaffenen Burg. Vor ihm verneigte sich Master Grath, das Unterteufelchen. »Ich werde die Aktion persönlich überwachen«, versicherte Grath.
»Dann geh und handle. Meine Macht ist mit dir«, sagte Damon.
Der gehörnte verneigte sich abermals tief. Seit er Damons Macht kannte, war er ihm treu ergeben. Grath wußte nur zu gut, daß er nur unter Damons Herrschaft Karriere machen konnte. Und er, der einer der ganz Kleinen unter Asmodis gewesen war, wollte einer der ganz Großen werden. Zu lange hatten die anderen ihn verlacht und verhöhnt.
Der andere Dämon, einem Derwisch nicht unähnlich, zog sich ebenfalls zurück. Er war nicht ganz damit
Weitere Kostenlose Bücher