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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jetzt mußt du gehorchen.«
    »Ja, ich weiß.«
    Die Nonnen gruben weiter. Sie machten es geschickt. Ich erkannte, daß sie so etwas wie Routine besaßen, wahrscheinlich hoben sie nicht zum erstenmal ein Grab aus.
    Zwei Minuten sprach niemand der beiden. Sie arbeiteten stumm und verbissen.
    Bis die Jüngere wieder fragte: »Und wen wählen wir, wenn sich unsere ehrwürdige Schwester geopfert hat?«
    »Das weiß ich nicht. Die Wahl findet geheim statt. Es ist eine schwere Entscheidung, denn jede von uns weiß, welch eine Bürde auf der Äbtissin liegen wird.«
    »Ja, das stimmt.«
    Ich hatte die Worte der Nonnen genau registriert. Hier mußte etwas Unheimliches vorgehen. Bisher hatte ich nur Bruchstücke mitbekommen, aber die beiden sprachen von in den Tod gehen und von einem Fluch.
    Ich dachte daran, daß ich einen Wolf erledigt und daß ich für kurze Zeit das Gesicht der Äbtissin gesehen hatte. Ihr Geist mußte in dem Wolfskörper gesteckt haben. Meiner Ansicht nach suchten die Nonnen jetzt eine Nachfolgerin. Das war wieder die Klostervorsteherin. Sie ging freiwillig in den Tod, um andere zu retten.
    War es mutig oder Wahnsinn?
    Ich traute mir ehrlich gesagt nicht zu, diese Frage zu beantworten.
    Vom langen Hocken spürte ich wieder mein linkes Bein, wo sich die noch nicht völlig verheilte Schußwunde am Oberschenkel befand.
    Hart preßte ich die Lippen zusammen und bewegte mich ein wenig zur Seite, darauf hoffend, daß die beiden arbeitenden Nonnen mich nicht bemerkten.
    Dann wurde ich abgelenkt.
    Die restlichen Nonnen begannen wieder zu singen. Diesmal keinen Choral und auch nicht in lateinischer Sprache, sondern so, daß ich sie verstand.
    »Satanas, Satanas, Herr der Finsternis, Herrscher der Hölle, Feind des Guten. Du weißt, daß wir dir den Kampf angesagt haben. Aber wir kennen auch deine Macht und Hunger nach Menschenseelen. Nimm eine Heilige von uns an, damit du die anderen Menschen verschonst. Die Zeit ist um, die andere ist tot, die neue wartet.«
    Der Gesang verstummte.
    Auch die beiden Nonnen arbeiteten nicht mehr weiter. Sekundenlang breitete sich eine nahezu bedrückende Stille aus.
    Dann ein Licht.
    Grell strahlte es auf. Etwas blitzte rotviolett, ein düsterer Farbschein ließ das Grau des Nebels verschwinden. Er nahm ebenfalls die Farbe an, die fahl über unsere Gesichter leuchtete und sich immer weiter ausbreitete.
    Die Nonnen hatten einen Kreis gebildet und sich an den Händen gefaßt. Im Mittelpunkt des Kreises war das Licht aufgeflammt, das sich in einer gewaltigen Wolke in die Höhe schob und auch dort den grauen Nebel verdrängte.
    Ich legte den Kopf in den Nacken. Automatisch verfolgte ich den Weg der Wolke.
    Hatte sie ein Ziel?
    Ja und nein. Die Wolke selbst barg das große Geheimnis, denn noch bevor es richtig gelüftet wurde, drang ein vielstimmiger Schrei aus Frauenkehlen dem Himmel entgegen.
    Ich sah den Grund.
    Und das Gesicht!
    Es schwebte in der Wolke, und es gehörte einem gewaltigen Wolf, von dem ich bisher nur gehört hatte.
    Nun bekam ich ihn zum erstenmal zu Gesicht.
    Es war der legendäre Fenriswolf aus der germanischen Sage!
    ***
    Er war groß, gewaltig, überdimensional, ein riesenhaftes Tier, dessen Abbild fast meinen gesamten Sichtkreis einnahm. Ich schaute in einen Rachen, der sich als wahrer Höllenschlund entpuppte, und die Augen wirkten wie feurige Kreise, die mich an stillgelegte Feuerräder erinnerten.
    Das war Fenris!
    Rötlichbraun schimmerte sein Fell, und er schüttelte seinen übergroßen Wolfskopf hin und her.
    Was würde er tun?
    Die Nonnen, die ihn beschworen hatten, waren zurückgezuckt.
    Dabei hatten sie zwangsläufig den Kreis erweitert und Platz geschaffen für den gewaltigen Fenriswolf.
    Sollte er auf die Erde kommen?
    Eine Stimme erklang. Eine helle Frauenstimme, in der die Angst mitschwang. Die Äbtissin hatte gerufen. Ich konnte erkennen, wie sie in den Kreis hineintrat und beide Arme hob. Die Hände streckte sie dem Riesenwolf entgegen.
    »Die Zeit ist um!« rief sie. »Die Äbtissin ist tot. Ich bin ihre Nachfolgerin. Nimm mich, nimm meine Seele, damit die Menschen Ruhe vor dir haben. Die Seele einer Gerechten wird dich und die Hölle zufriedenstellen!«
    Es waren starke Worte. Und Sätze von einer ungeheuren Tragweite. Ich verstand endgültig, welch ein Opfer diese Frau brachte. Und wohl niemand im Dorf ahnte etwas davon, daß die Frau ihre Seele abgab, damit die Menschen in Ruhe und Frieden existieren konnten.
    Der Wolf reagierte nicht. Sein

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