Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim

0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim

Titel: 0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sing-Sing ist kein Erholungsheim
Vom Netzwerk:
kegeln.«
    Ich richtete mich auf ein längeres Warten ein. Es war 12.40 Uhr, als Backy erschien. Wir drückten uns tiefer in die Einfahrt und warteten. Nach kurzer Zeit sahen wir Backy vorn auf der Straße Vorbeigehen.
    Fast eine Viertelstunde lang folgten wir dem gesuchten Einbrecher. Er wandte sich von der Depeyster Street nach Norden in die Maiden Lane. Wo sie sich am Continental Insurance Building gabelt, bog er nach links und gelangte dadurch in die Liberty Street. Er war nicht besonders vorsichtig, wenn er sich auch ab und zu einmal mißtrauisch umsah.
    An der Liberty Street Ecke Nassau Street bog Backy in die letzte Toreinfahrt vor der nächsten Straßenecke ein. Wir konnten gerade noch erkennen, daß er ein Hinterhaus betrat, das einen schmalen Vorbau hatte.
    Zehn Minuten warteten wir vorn auf der Straße. Dabei behielt ich die Liberty Street im Auge, während Phil bis zur Ecke weitergegangen war, um die Nassau Street zu beobachten. Es konnte ja sein, daß Backy doch auf uns aufmerksam geworden war und uns jetzt mit einem Trick abhängen wollte. Vielleicht gab es von dem Hinterhaus, in dem er entschwunden war, einen Zugang zur Nassau Street.
    In der elften Minute erschien Backy wieder. Von der Straße her konnte ich den Vorbau des Hinterhauses und Backy beim Herausgehen sehen. Aber wenn er den Hinterhof überquerte, mußte er zwei abgestellten Lieferwagen ausweichen und würde dadurch für ein bis zwei Minuten den Blick in die Einfahrt verlieren. In dem Torweg selbst konnten wir ihn eigentlich verhaften, denn dort war es ruhig.
    Ich gab Phil einen schnellen Wink, sobald Backy hinter dem ersten Lieferwagen verschwunden war. Mein Freund spurtete heran, und wir huschten auf Zehenspitzen in die Einfahrt hinein.
    Leider erreichten wir nicht mehr die hinterste Ecke des Gebäudes, bevor Backy erschien. Er sah uns, stutzte den Bruchteil einer Sekunde, drehte sich um und gab Fersengeld.
    Ich riß meinen 38er aus der Schulterhalfter und folgte ihm. »Backy!« rief ich. »Stehenbleiben! Oder wir schießen!«
    An seinen fliehenden Schritten hörten wir, daß er nicht ans Stehenbleiben dachte. Wir spurteten los und sahen ihn wieder in dem Hinterhaus verschwinden.
    Ich stürmte die drei Stufen zu dem Vorbau hinauf, als die Tür aufging und Backy mit einer schweren Pistole in der Hand erschien. Mitten im Sprung warf ich mich nach links, Uberschlug mich und rollte gegen den hintersten Lieferwagen. Backys zwei Kugeln pfiffen durch die Luft. Er schoß mit einer 45er. Das war fast soviel wie mit einem leichten Geschütz.
    »Stick’em up!« hörte ich Phils Stimme von irgendwoher die plötzliche Stille durchschneiden, während ich noch damit beschäftigt war, hinter den Reifen des Lieferwagens in Deckung zu gehen.
    »Holt mich!« röhrte Backy und schoß wiederum.
    Er verschwendete drei Kugeln auf Gegner, die er nicht sehen konnte. Eine fuhr mit einem hellen, singenden Pläng in die Karosserie eines der Wagen.
    Ich schob den Kopf vor und peilte die Lage. Die Haustür stand einen winzigen Spalt offen.
    Wir mußten ihn überraschen. Und dazu mußte man seine Haut riskieren. Ich überblickte noch einmal den Hof, und dann riskierte ich es…
    ***
    Rock Nelson war in Colorado geboren. Das war 24 Jahre her, und inzwischen hatte sich mancherlei ereignet. Rocky war ein stämmiger, ungewöhnlich großer Bursche geworden, mit den Muskeln eines Preisboxers und dem Gesicht eines Filmidols.
    Daß er es trotzdem noch nicht weiter als zum Tankwart gebracht hatte, lag einfach an seiner Faulheit. Er war nicht unbegabt, aber faul. Wenn andere Abendkurse besuchten, hockte er lieber in einem Kino oder an der Theke einer billigen Kneipe, um seine Trinkgelder ihrer wörtlichen Bedeutung gemäß zu verwenden.
    Bis zu diesem Tage war Rock Nelson für die Polizei ein unbeschriebenes Blatt. Aber ein aufmerksamer Beobachter hätte ihm bereits prophezeien können, daß in ihm die Voraussetzungen für einen zukünftigen Gangster wohl vorhanden waren.
    Joe McGiunes fuhr mit seinem schweren Chrysler vor. Nelson wußte, daß Mr. McGiunes der Besitzer von sechs Schallplattengeschäften war, von denen eins in Bronx, eins in Queens und drei in Brooklyn lagen. Dazu kam dann noch das Stammgeschäft in Manhattan. Was Nelson nicht wußte, war die Tatsache, daß alle diese Geschäfte mit zusammengestohlenen, erpreßten und durch Betrügereien erworbenen Geldern aufgebaut worden waren.
    Rock Nelson beugte sich zum Wagenfenster. »Guten Tag, Mr. McGiunes!« rief er

Weitere Kostenlose Bücher