0192 - Die Kriegslist des Akonen
als habe ihn die Niederlage mit neuen Fähigkeiten ausgerüstet. Sein Gehirn funktionierte mit ungewöhnlicher Präzision. Jetzt dachte er an die LION. Auf keinen Fall durften die Akonen erfahren, daß Perry Rhodan in nur achthundert Lichtjahren Entfernung in einem bewegungsunfähigen Raumschiff war. Deshalb durfte von der ALORA aus kein Funkspruch an die LION gerichtet, werden. Die Akonen mußten glauben, daß Rhodan mit. seinen Freunden während der Schlacht gefallen war. Nayhar gab dem Funker einen kurzen Befehl. Gleich darauf sendete die ALORA ein allgemeines Notsignal auf der Hyperwelle, das von den Akonen ebenso wie von der LION aufgefangen werden konnte. Nayhar verbreitete die Nachricht vom Tode Rhodans, obwohl er genau wußte, daß dieser Notruf ungehört in den Tiefen der Galaxis verlorengehen mußte. Nayhar wollte verhindern, daß die Akonen nach Rhodan suchten. Und an Bord der LION würde man den Sinn des Funkspruchs sofort verstehen.
Sechzehn Lichtjahre vom Schauplatz der Niederlage entfernt," stieß die ALORA in den Normalraum zurück. Nayhar wartete, bis alle Schiffe versammelt waren, denen die Flucht geglückt war. Er stellte fest, daß nur sechsunddreißig Einheiten die Schlacht überstanden hatten. Jedes Schiff hatte schwere Beschädigungen davongetragen. Nayhar ermittelte zwei Leichte Kreuzer, die verhältnismäßig wenig Zerstörungen aufwiesen. „Sie werden zum Zentrum der Galaxis davonfliegen", befahl er. „Einem der beiden Kommandanten muß es gelingen, Kontakt mit einem terranischen Schiff aufzunehmen." Die beiden Kommandanten erhoben Einwände. Sie wiesen Nayhar darauf hin, daß sie niemals ihr Ziel erreichen konnten. Doch Nayhar zeigte sich unnachgiebig. „Ich weiß, wie gering Ihre Chancen sind", sagte er tonlos. „Trotzdem müssen Sie es versuchen." Die beiden Kreuzer lösten sich aus den Resten des Verbandes und traten eine Reise an, die sie wahrscheinlich nie beenden konnten. Doch die Kommandanten wußten, daß sie ihr Schicksal mit den Besatzungen aller anderen Schiffe teilten. Die zurückbleibenden Schiffe besaßen keine Fluchtmöglichkeiten. Akonen und Blues würden Jagd auf sie machen. Wenn sie Glück hatten, fanden sie einen unbewohnten Sauerstoffplaneten, auf dem sie ihr Leben beschließen konnten. Wahrscheinlicher jedoch war, daß sie im Glutball ihres explodierenden Raumschiffes ausgelöscht wurden. Im Augenblick konzentrierten sich Admiral Nayhars Sorgen jedoch ausschließlich auf die LION. Trotz des Funkspruches, der den Akonen den Tod Rhodans glaubhaft machen sollte, rechnete Nayhar mit einer Suchaktion des Gegners. Deshalb mußte er mit den wenigen Schiffen, die ihm noch verblieben, die Akonen von der LION ablenken. Immer dann, wenn der Feind der LION zu nahe kam, mußte Nayhar irgend etwas unternehmen. Im Augenblick verfügte er noch nicht über einen klaren Plan. Sicher konnte er nicht verhindern, daß er noch weitere Schiffe verlor. Die Ortungsgeräte zeigten an, daß sich ein Geschwader feindlicher Schiffe näherte. Nayhar machte eine müde Geste. Die Akonen würden sie durch den Simban-Sektor hetzen. Gnadenlos würden sie jedes terranische Schiff jagen, das in ihre Nähe kam. Nayhar gab den Befehl zur Flucht. Solange die Akonen mit seinen Schiffen beschäftigt waren, hatte die LION eine Chance. Bald mußten die Reparaturarbeiten fertiggestellt sein. Als die ALORA in die Librationszone eintrat schloß Nayhar einen Augenblick die Augen. Seine Gedanken weilten auf Epsal, seiner Heimatwelt. Sie schien ihm unendlich weit entfernt zu sein.
Troats humorloses Gesicht tauchte auf dem Bildschirm vor Ablebur auf. Der Geschwaderkommandant nickte seinem Vorgesetzten zu. Einen Augenblick wurde Ablebur von dieser Unterwürfigkeit angewidert, doch er war sich zu sehr seiner Unfähigkeit bewußt, mit Männern zusammenzuarbeiten, die den gleichen Drang zur Macht besaßen wie er, um Troat diese Abneigung spüren zu lassen. „Es ist vorüber, Befehlshaber", sagte Troat, wobei seine Zunge wiederholt über die trockenen Lippen glitt. „Der Verband des Gegners wurde planmäßig aufgerieben."
Ablebur hatte geglaubt, daß er diese Nachricht genießen werde, doch jetzt fühlte er nichts außer der schnell abklingenden Erregung, die ihn in den letzten Stunden beherrscht hatte.
Wahrscheinlich war der Sieg zu leicht gewesen. Es fehlte der prickelnde Reiz der Unsicherheit über den Ausgang eines Kampfes. „Einigen Schiffen der Terraner gelang die Flucht", sagte Troat. Ablebur hörte Angst
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