0194 - Die Stadt der Ungeheuer
von Rauschen, Schwirren und grellem Piepsen. Der Schwarm war nahe genug, daß Zamorra und Gor sehen konnten, was für Wesen sie da verfolgten.
Black flog so, daß sein Kopf nach hinten zeigte. Wie er sich dabei orientieren konnte, ahnten Gor und Zamorra nicht einmal. Aber sie hatten bei Black bislang auch noch keine Augen entdecken können.
Es waren schweinsgroße »Heuschrecken« mit tückischen Menschenaugen, die sich an der Bauchseite der schwarzbraunen Körper befanden. Der Kopf glich einer menschlichen Nase, die jedoch aus einem Chitinpanzer geformt war. Die Nasenöffnungen waren feucht. Ab und zu löste sich ein Tropfen daraus, als hätten die »Heuschrecken« einen Schnupfen. Aber wo die Tropfen auftrafen, gab es kleine Detonationen. Als würden sie aus Sprengstoff bestehen, der beim Auftreffen sofort wirkte.
Das war noch nicht alles. Der »Heuschreckenschwarm« hatte noch eine Besonderheit, die gar nicht mehr an Heuschrecken denken ließ - wenigstens nicht nach irdischem Vorbild: Inmitten des Schwarms gab es eine »Königin«. Sie war so groß wie ein Elefant und hatte eine ähnliche Form wie ihre Untertanen. Im Flug, den sie mit krallenbewehrten Fledermausflügeln bewerkstelligte, pulsierte sie ständig.
Als Zamorra und Gor daraufblickten, spürten sie den Zwang, über die Brüstung zu steigen und sich in die Tiefe zu stürzen. Sie waren schon mitten dabei, als ein Tentakelarm heranflog und sie festhielt. Da wurde es ihnen bewußt.
»Es ist wie ein einziges Wesen, bei dem die Königin das Gehirn darstellt«, sagte Zamorra. Er schluckte schwer.
Gor nickte. Er hatte denselben Gedanken.
Der Schwarm war unerhört schnell und schickte einen ersten Arm aus, bestehend aus den monströsen Heuschrecken. Der Schwarm hatte einen Durchmesser von mindestens einem halben Kilometer - vorsichtig geschätzt. Der Arm verlängerte sich blitzschnell. Dabei verlor der Schwarm an Substanz. Keines der Monstren machte sich selbständig. Sie blieben dicht beisammen.
Schon hatten sie Zamorra und Gor entdeckt. Black flog verzweifelt, obwohl er wußte, daß es keinen Sinn mehr hatte.
Die ersten Ausläufer des »Armes« erreichten das spaltbreit geöffnete Maul von Black. Gor hob sein Schwert und wartete, bis die schweinsgroßen Heuschrecken nahe genug heran waren Aus der Schwanzseite der Monstren wuchsen lange Stacheln. Der nasenähnliche Kopf richtete sich auf und verschleuderte einen Tropfen, der dicht an Gor vorbeiflog und mitten im Maul detonierte. Die Druckwelle warf die Freunde fast hinaus. In den Unterkiefer von Black hatte sich ein großes Loch gebrannt.
Aber Black heilte es schnell. Das war für ihn eine Kleinigkeit. Obwohl die Freunde bezweifelten, daß er sich auf die Dauer gegen den Schwarm des Bösen behaupten konnte.
Der Schwarm war eine ultimative Waffe des Bösen. Dabei wurde sehr viel schwarzmagische Energie benötigt. Deshalb griff der Schwarm erst jetzt ein. Aber das Böse hatte erkannt, daß Gor und Zamorra eine nicht zu unterschätzende Gefahr waren.
Überlegungen, die Zamorra in Sekundenbruchteilen durch den Kopf schossen, als Gor bereits zuschlug. Er hielt sich mit der linken Hand an der Oberlippe vom rückwärtsfliegenden Black fest und ließ das Schwert wirbeln.
Einem weiteren Tropfen entging er nur knapp, indem er sich rechtzeitig duckte.
Da entstand die strahlende Aura um das Schwert und hüllte ihn blitzschnell ein. Zamorra kannte das Phänomen bereits und war dennoch fasziniert wie beim ersten Mal.
Auch Gor verschwendete dabei sehr viel weißmagische Energie, die er vielleicht anderweitig noch hätte brauchen können.
Aber schließlich ging es um Leben und Tod.
Zamorra blickte zur »Königin« hinüber, die wieder einen magischen Bannstrahl schickte. Diesmal war er jedoch gewappnet und konnte sich mühelos dagegen wehren.
Sofort verstärkte die »Königin« ihre Bemühungen. Die Luft begann zu brennen. Dies waren nur die Nebenerscheinungen. Der Bannstrahl wollte Zamorra treffen, mußte dabei jedoch an der wabernden Aura von Gor vorbei, der mit dem Schwert ein Monster nach dem anderen vom Himmel holte und abwärtsfallen ließ.
Der Bannstrahl wurde abgelenkt und traf Gor voll.
Gor wurde davon in das Innere der Mundhöhle geschleudert, wie von einer gigantischen Faust getroffen. Er prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen die weiche Rückseite der Höhle und wurde dort von Black abgefangen.
Die Aura konnte Black nichts anhaben, denn Black war ein Verbündeter.
Gor landete auf den Füßen
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