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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf Anstand und Moral hielt, nicht unbedingt richtig und züchtig gekleidet, aber was sollte es?
    Fenrir stupste die nasse Nase an ihre Schulter, als sie die Wagentür öffnete, um auszusteigen.
    »Nee, mein Lieber«, sagte sie. »Das kann Ärger geben. Hunde, besonders wenn sie Wölfe sind, sind nicht in jedem Laden gern gesehen. Warte hier und paß auf, daß keiner die Alufelgen abmontiert, ja?« Sie kraulte ihn kurz zwischen den Ohren und schwang sich dann ins Freie.
    In einer Hauseinfahrt sah sie, halb hinter Büschen verborgen, einen roten Morris Mini, der auf zerstörten Reifen stand, aber sie dachte sich nichts dabei, sondern ging auf das Häuschen zu, in dem es neben Bier auch noch Lebensmittel, Medizin und Briefmarken gab. Vielleicht existierte hinter dem Haus sogar eine Benzinzapfsäule.
    Lächelnd trat sie ein.
    Es war ein nicht allzu großer Raum. Links ein paar kleine Rundtische mit Stühlen, rechts eine Theke, die zur Hälfte dem Bierzapfer gewidmet war, zur anderen Hälfte Drugstore war. Auf das Bimmeln der Türglocke hin tauchte eine wohl vierzigjährige Frau mit silbergrauem Haar auf, strich sich die Hände an der Schürze ab und verzog ungnädig das Gesicht, als sie Nicoles sparsame Bekleidung bemerkte. Dennoch wünschte sie einen guten Tag.
    Nicole bestellte ein Bier.
    Das Gesicht der Frau Wirtin verfinsterte sich leicht; offenbar war es in diesem Dorf, in dem die Welt noch in Ordnung war, nicht üblich, daß junge Frauen sich in den Pub setzten und alkoholische Getränke zu sich nahmen. Aber Nicole hatte schon immer gern neue Maßstäbe gesetzt und sah nicht ein, warum sie Tee trinken sollte, wenn ihr der Sinn nach einem schäumenden Glas Bier stand.
    Frau Wirtin schenkte ein, zapfte aber kärglich. Nicole nahm es ihr nicht sonderlich übel. »Schönes Wetter heute, nicht wahr?« begann sie vorsichtig die Unterhaltung.
    »Ja«, lautete die sparsame Antwort, die in Nicole den Verdacht aufsteigen ließ, sich in der Landschaft geirrt zu haben, und sich in Schottland zu befinden.
    »Wie kommt man eigentlich«, fragte Nicole weiter, dabei am Bier nippend das ihr die Trockenheit aus der Kehle spülte, »von hier aus am einfachsten mit dem Wagen zum Schloß hinauf?«
    Schlagartig verfinsterte sich das Gesicht der Frau. Sie wandte sich ab und begann an der anderen Hälfte der Theke, die als Drugstore diente, mit irgendwelchen Aufräumarbeiten. Nicole wiederholte ihre Frage etwas befremdet.
    Eine Zuckertüte in der Hand, erstarrte die Frau mitten in der Bewegung.
    »Sie sind eine hübsche junge Frau«, sagte sie langsam. »Wenn ich Sie wäre, würde ich versuchen, das noch eine Weile zu bleiben.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Nicole.
    »Ich würde an Ihrer Stelle die Finger vom Schloß lassen. Sie meinen doch Fairymoon?«
    »Ich meine Lykows Schloß«, sagte Nicole.
    »Ein- und dasselbe«, brummte die Wirtin und stellte die Zuckertüte ins Regal. »Früher hieß es Fairymoon, aber da war es noch normal, aber leer. Jetzt … bleiben Sie hier. Gehen Sie nicht dorthin.«
    Nicole lächelte. »Ich müßte aber eigentlich schon.«
    Die Frau kam jetzt wieder heran. »Warum?« fragte sie mißtrauisch.
    »Nun, wir sind eingeladen worden«, sagte Nicole ahnungslos. »Ich bin die Sekretärin von Professor Zamorra, und wir wurden eingeladen, für ein paar Tage im Schloß zu wohnen …«
    Der Name Professor Zamorra sagte der Frau nichts, weil sie sonst anders reagiert hatte, aber als Nicole von der Einladung sprach, registrierte sie ein deutliches Zusammenzucken. »Ach, so geht es plötzlich …« murmelte die Wirtin und wandte sich ab.
    »Wie meinen Sie das? Wie wäre es, wenn Sie sich näher erklären würden?« fragte Nicole schärfer als beabsichtigt, weil ihr die Andeutungen und die Geheimniskrämerei nicht gefielen.
    Doch die Frau kam nicht zu einer Antwort. Draußen klangen Stimmen auf.
    »Achtung, Hugh!« hörte sie eine Stimme. »Er springt!«
    Es war eine Männerstimme.
    Ahnungsvoll eilte sie zur Tür, das halbleere Bierglas noch in der Hand. Draußen hatte sich die Situation in eine bösartige Richtung entwickelt!
    ***
    Stan Brickley und Hugh Caidry hatten die Leiche vorerst in Brickleys Keller verschwinden lassen. Da war sie bis zum Einbruch der Dunkelheit gut aufgehoben, und dann würde sie endgültig untertauchen. Der Wagen allein konnte gesehen werden, das schadete nicht, dachten sie.
    Als Caidry wieder nach oben kam, sah er auf der Straße vor dem Haus einen großen Wagen stehen. Leise pfiff er

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