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0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sarg?«
    »Genau.«
    »Seit wann leben Leichen?« erkundigte sich Tim Shriver grinsend.
    »Keine Ahnung. Du kannst sie ja mal fragen.«
    »Scherzkeks.«
    Sie verringerten die Geschwindigkeit und lauschten beide, ob sich das Geräusch wiederholte.
    In der Tat hörten sie wieder das Poltern.
    Der Wagen hielt. Ängstlich waren beide Männer nicht. Sie hatten in ihrem Leben schon zu viele Tote gesehen, das Poltern mußte eine andere Ursache haben. Vielleicht war etwas mit dem Wagen, und da wollten sie sicherheitshalber nachschauen, denn in dieser Einöde liegenzubleiben, war mehr als bescheiden.
    Sie öffneten die hintere Klappe und schauten auf die Ladefläche.
    Vor ihnen stand der einfache Fichtensarg. Das hellbraune Holz schimmerte.
    »Bleib du mal draußen«, sagte Alan Moore und kletterte auf die Ladefläche.
    Zwischen der Wand und dem Sarg war noch soviel Platz, daß er sich hineinquetschen konnte. Moore beugte seinen Kopf vor und legte das Ohr an das Holz.
    »Alles ruhig«, meldete er.
    »Dann komm wieder.«
    »Okay.« Alan Moore rutschte nach vorn und kletterte aus dem Fahrzeug.
    Als er neben seinem Kollegen stand, hob er die Schultern. »Ist schon komisch.«
    »Du hast doch Schiß.« Shriver griff bereits zur Klappe, um sie zu schließen. Er hatte den Griff noch in der Hand, als sie abermals das Geräusch vernahmen.
    Dumpfe Schläge.
    Sie drangen aus dem geschlossenen Sarg, und es hörte sich an, als würde jemand von unten gegen den Deckel hauen.
    Beide Männer schauten sich an, und bei beiden entstand eine Gänsehaut. Sie schluckten. Zungen fuhren über rissige Lippen. Shriver öffnete den Mund, wollte etwas sagen, bekam jedoch keinen Ton aus der Kehle.
    Dafür redete Moore. Auch seine Stimme hatte er zu einem Flüstern gesenkt. »Die…die ist gar nicht tot…«
    »Sondern?«
    »Scheintot, Tim. Verdammt, die ist scheintot.«
    Das Wort schwebte für eine Weile zwischen ihnen.
    Keiner der Männer sprach. Bis Alan Moore das Schweigen mit einer Frage unterbrach. »Und was sollen wir machen?«
    »Nachschauen!«
    Moore nickte. »Wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben.« Er schluckte. Wohl war ihm bei der Sache nicht. Jetzt arbeiteten er und Shriver schon über zehn Jahre für den Beerdigungsunternehmer. Nie war etwas passiert, und jetzt das hier.
    Sie transportierten eine Scheintote!
    Daß es auch noch andere Erklärungen gab, daran wagten sie gar nicht zu denken.
    »Was können wir denn tun?« Shriver war ganz durcheinander.
    Auch Moore hatte keine sonderliche Lust, den Sarg zu öffnen.
    »Weiterfahren«, erwiderte er schließlich. »Wir liefern ihn ab und tun so, als wäre nichts geschehen.«
    »Hast du kein schlechtes Gewissen?«
    »Ach, Unsinn.« Alan winkte ab. »Wir sind eben bei so einer Sache überfordert.«
    »Sicher…«
    Moore faßte seinen Kollegen am Arm und zog Tim herum. »Komm, laß uns verschwinden. Bis nach Glora können es höchstens ein paar Meilen sein. Mehr nicht.«
    Sie drehten sich um.
    Und beide blieben, wie vor eine Wand gelaufen, stehen, denn ihren Augen bot sich ein seltsames Bild.
    Vor ihnen am Straßenrand hockten wie in einer Reihe aufgestellt Hunderte von Krähen. Sie saßen so, daß ihre Vorderseiten zur Fahrbahn hin zeigten, und sie schauten die beiden Männer aus ihren kleinen Augen kalt an…
    ***
    Tim und Alan waren sprachlos. Sie starrten die Vögel an, und die Vögel starrten sie an.
    Shriver fing sich als erster. »Verstehst du das, Alan?« fragte er flüsternd.
    Moore schüttelte nur den Kopf.
    »Was machen wir denn jetzt?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Alan. »Ist wahrscheinlich am besten, wenn wir vorsichtig zum Fahrerhaus gehen und abhauen.«
    »Meinst du denn, sie würden uns angreifen?«
    »Sicher. Oder hast du den Film ›Die Vögel‹ nicht gesehen?«
    »Aber das war ein Film.«
    »Und dies hier ist die verdammte Wirklichkeit. Ich habe immer daran gedacht, daß so etwas wie im Film mal Wirklichkeit werden könnte. Jetzt haben wir den Salat. Komm, sonst denken sie noch…« Seine weiteren Worte gingen in einem unverständlichen Gemurmel unter.
    Die beiden Männer schlichen an ihrem Wagen entlang und bewegten sich auf Zehenspitzen in Richtung Fahrerhaus. Dabei wagten sie nicht einmal zu atmen, so groß war ihre Angst. Sie lag ihnen in den Mägen wie ein dicker Klumpen.
    Die Vögel blieben hocken. Nur ihre Köpfe bewegten sich, und sie verfolgten die Männer, die an dem Leichenwagen entlang schlichen. Die Augen waren kalt. Sie wirkten wie kleine Murmeln in den

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