0197 - Horror-Träume
Zamorra, beherbergte?
Er ging in die Hocke. Seine Fingerkuppen berührten das Metall, auf dem er stand. Es war kühl, aber nicht kalt. Als er dagegen klopfte, war das Geräusch zu weich, als sei es gedämpft worden.
Vor seiner Brust hing das Amulett am Silberkettchen. Es rührte sich nicht. Es gab also keine dämonische Ausstrahlung. Dennoch war er durch dämonische Kraft in diese geträumte Ebene versetzt worden.
Er lachte bitter auf. Er war jetzt nicht mehr und nicht weniger als eine Gestalt, die jemand träumte. Vielleicht schrieb ihm dieser van Meulen, wie der Magier sich nannte, sogar jede Bewegung vor, die er ausführen mußte. Aber dann schüttelte der Parapsychologe den Kopf. Wahrscheinlicher war, daß van Meulen nur die Traumwelten erzeugte und die darin gefangenen Geschöpfe nach eigenem Ermessen handeln ließ. Zamorra, jener andere, der am Nachmittag verschwunden war, dann die komplette ANTARES mit ihrer Mannschaft … wenn der Magier jede einzelne Gestalt kontrollierte, mußte er längst den Verstand verloren haben. Das aber war mit Sicherheit nicht der Fall.
»Ich kann also beruhigt schalten und walten, wie ich will«, murmelte Zamorra vor sich hin.
Er beschloß, die Situation zu nutzen, in der er sich befand. Er war jetzt im Traum des Schläfers. Wenn er versuchte auszubrechen und es gelang ihm, stand er vor der Schwierigkeit, einen erneuten Kontakt aufzunehmen. Also mußte er versuchen, die ANTARES zu finden.
Sie befand sich mit Sicherheit in einer anderen Traumwelt. Aber es mußte Möglichkeiten geben, von einem Traum in den anderen zu gelangen, vor allem, wenn sich van Meulens Kontrolle auf bloßes Stabilhalten der Welten beschränkte.
Auf Hilfe von außen hoffte Zamorra nicht. Er wußte nicht einmal, ob seine Gefährten etwas mit dem Namen van Meulen anfangen konnten.
Wahrscheinlich nicht. Zamorra mußte also sich selbst helfen.
Und er begann erneut, mit dem Amulett zu arbeiten.
***
»Wir sollten uns in aller Ruhe über bestimmte Dinge unterhalten«, sagte der Dämon und wies einladend auf die Schlafzimmertür. »Nebenan ist der Tagesraum und eine Hausbar. Bedient euch.«
»Er hat irgendeine Teufelei vor«, murmelte Nicole warnend.
Der Fürst der Finsternis lachte meckernd. »Schließlich bin ich ja der Teufel«, sagte er.
Als er sah, daß die anderen seiner Aufforderung nicht Folge leisteten, schritt er selbst voraus in den Wohnraum, schaltete das Licht ein und steuerte zielbewußt auf die Sitzgruppe zu, um sich in einem der Sessel niederzulassen.
Die drei Menschen folgten ihm zögernd.
»Über was sollen wir uns unterhalten?« fragte Odinsson mißtrauisch. »Was bringt dich dazu?«
Der fette Dämon grinste ihn an.
»Ich habe meine Gründe dafür«, behauptete er. »Gründe, die euch nicht sonderlich viel angehen. Ich möchte mit euch über Zamorra plaudern.«
»Über Zamorra!« stieß Nicole hervor. »Was ist mit ihm?«
Asmodis beugte sich leicht vor. »Es ist faszinierend, nicht wahr? Eigentlich sollten wir uns zähnefletschend gegenüberstehen und uns gegenseitig umzubringen versuchen. Stattdessen sitzen wir hier gemütlich und reden miteinander. Ich muß zugeben, daß diese Situation auch für mich ein wenig ungewöhnlich ist.«
»Schade, daß Zamorra und sein Amulett nicht hier sind«, zischte Nicole. »Du würdest anders reden!«
Asmodis lachte. »Du bist ziemlich direkt, Kindchen. Nun, Zamorra ist hier. Indirekt. Er befindet sich in Art van Meulens Traum, aber ich bin nicht daran interessiert, daß er darin bleibt.«
»Dann sind wir ja einer Meinung«, sagte Odinsson. »Wie schön.«
Siccine schwieg. Er beobachtete nur und versuchte sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, einem leibhaftigen Dämon gegenüberzusitzen. Er versuchte die Reaktionen Asmodis’ abzuschätzen und vorauszusagen. Es fiel ihm nicht sonderlich schwer. Entweder war der Fürst der Finsternis wirklich leicht zu durchschauen – oder er war ein sehr hervorragender Schauspieler.
Der Dämon strahlte Nicole an, die sich unter seinem Blick sichtlich unwohl fühlte. »Du wirst dich damit abfinden müssen, meine Liebe, daß dein Zamorra für dich verloren ist. So oder so.«
»Was heißt das?« fragte sie. »So oder so?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, führte der Fürst der Finsternis aus. »Die eine besteht darin, daß van Meulen erwacht oder geweckt wird. Sein Traum erlischt, Zamorra ist tot.«
»Und die zweite Möglichkeit?«
»Besteht darin, daß ich Zamorra eintausche und mit mir
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