0197 - Im Jenseits verurteilt
Allerschlimmsten gekommen war, woran sie hätte unter Umständen zerbrechen können. Jetzt sollte sie erst einmal weinen und sehen, dass sie den Schock verkraftete.
Die grünen Augen des Mannes waren auf den Toten gerichtet. Er empfand kein Mitleid mit dem Mann, denn der hatte es nicht anders verdient. Seiner Meinung nach. Es dauerte wirklich Minuten, bis sich Glenda beruhigt hatte, und auch nur auf Drängen des Retters hin, der ihr nahelegte, sich etwas überzuziehen, denn es war ihr inzwischen sicherlich kalt geworden.
»Ja, natürlich«, schluchzte Glenda. »Ich ziehe mir etwas über.«
»Mein Verständnis haben Sie«, sagte der Mann.
Glenda ging zur Seite. Sie zitterte noch immer. Zudem vermied sie es, den Toten anzuschauen. Sie wollte ihn einfach nicht mehr sehen, das Erlebnis war zu schrecklich. Langsam streifte sie die Sachen über, die ihr Retter ihr sogar reichte. Mittlerweile war auch etwas Farbe in ihr Gesicht zurückgekehrt, und sie schaute dem Mann voll ins Gesicht.
»Danke«, flüsterte sie. »Danke.« Ihr Retter hob die Schultern.
»Ach was. Jeder andere an meiner Stelle hätte das gleiche getan.«
»Kaum, Mister.« Glenda hob den Kopf und warf ihr langes Haar zurück. Die Augen waren ebenso vom Weinen gerötet wie die Wangen.
»Dabei weiß ich nicht einmal Ihren Namen.«
»Ich heiße Rick Hunter.«
»Und mein Name ist Glenda Perkins.«
Hunter lächelte. »Er passt zu Ihnen.«
»Wieso?«
»Nur so.«
»Hören Sie auf. Wenn ich daran denke, was dieser Kerl mit mir angestellt hätte…« Glenda schluckte, bevor sie flüsternd hinzufügte: »Furchtbar…«
»Ja, das stimmt.«
Glenda Perkins schlüpfte noch in ihren linken Stiefel und zog ihn an der Wade hoch.
»Wir wir müssen die Polizei benachrichtigen, Mr. Hunter.« Rick nickte.
»Natürlich, Miss Perkins. Nur machen wir das später.«
»Außerdem kann ich bezeugen, dass Sie in Notwehr gehandelt haben«, erklärte Glenda.
»Sie denken auch an alles.«
»Das bringt der Beruf mit sich.«
»Sind Sie bei der Polizei?«
»Ja, ich arbeite als Sekretärin.«
»Ach so. Und ich bin auch im Staatsdienst tätig. Deshalb trage ich auch eine Waffe.«
»Geheimdienst?« fragte Glenda.
»Möglich…«
»Ich verstehe. Kommen Sie, wir wollen diesen Schuppen verlassen.« Sie schüttelte sich.
Vor der Tür traf der nasse Schnee ihre Gesichter. Noch immer fielen die hellen Flocken sehr dicht und bedeckten den Boden mit einem weißen Teppich. Auch in dem engen Schlauch der Einfahrt lag jetzt der Schnee. Er taute zum Teil weg, so dass sich auf dem Boden eine glitschige Fläche gebildet hatte.
Der Mann ging hinter Glenda und hörte sie fragen: »Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?«
»Durch Beobachtung. Ich habe gesehen, wie dicht der Mann neben Ihnen ging, und Ihrem Gesicht war abzulesen, dass Sie nicht eben von großer Freude beherrscht wurden. In meinem Beruf muss man auf Kleinigkeiten achten, eben diese fielen mir bei Ihnen auf. Leider hat es ein wenig gedauert, bis ich das Versteck fand, sonst wäre ich sicherlich früher gekommen, das können Sie mir glauben.«
Die beiden hatten die schmale Einfahrt hinter sich gelassen und standen nun auf der Straße. Rick Hunter legte seinen Arm um die Schultern der schwarzhaarigen Glenda, die sich die Berührung gern gefallen ließ, denn bei diesem Mann fühlte sie sich sicher.
»Mein Wagen parkt nicht weit von hier. Wenn Sie möchten, kann ich Sie nach Hause fahren.«
»Aber wir müssen erst die Polizei benachrichtigen.«
»Sicher, das tun wir auch noch. Der Fall liegt ja klar. Da wird wohl kaum eine Mordkommission Spuren finden. Außerdem muss ich das noch mit meiner Dienststelle regeln, und das möchte ich gern vor dem Eintreffen der Polizei.«
Dafür hatte Glenda Verständnis, und so schloss sie sich weiterhin dem Retter an, der sie die Straße hinunterführte und sie zu seinem Wagen brachte.
Der kleine Ford Escort stand in einer schmalen Parklücke halb auf dem Gehsteig. Eine weiße Haube lag auf ihm. Hunter reinigte die Scheiben vom ärgsten Schnee. Er öffnete Glenda die Beifahrertür und ließ sie einsteigen. Erst dann nahm er hinter dem Lenkrad Platz.
»Jetzt müssen Sie mir nur noch verraten, wo Sie wohnen, dann ist alles klar.«
Glenda nannte die Adresse.
Es war für Rick Hunter gar nicht einfach, aus der schmalen Glücke zu scheren. Er musste ein paar Mal rangieren, zudem rutschten die Reifen auf dem Matsch. Schließlich schaffte er es doch und reihte sich in den Verkehr
Weitere Kostenlose Bücher