0197 - Im Jenseits verurteilt
Dämonenrichter. Und habe mich schon auf dich gefreut.« Er rieb seine Hände, so dass es sich anhörte, als würde Papier gegeneinander schaben.
»Endlich bist du bei mir.«
»Und was wollen Sie?«
Maddox lachte. »Was tut ein Richter schon? Er sitzt über jemanden Gericht.«
»Und das bin ich?«
»Genau.«
»Aber aber…« Glenda schluckte.
»Ich habe doch gar nichts getan. Ich bin unschuldig. Ich…«
»Was?« brüllte Maddox und sprang auf.
»Unschuldig? Dass ich nicht lache!« Seine Stimme hallte durch den dämonischen Tempel und schuf ein schauriges Echo.
»Du bist nicht unschuldig, du nicht, denn du gehörst zu ihm, zu Sinclair, dem Geisterjäger!«
Er schüttelte sich, als hätte jemand eine stinkende Flüssigkeit über ihn geleert.
»Du kannst mir nichts weismachen. Sinclair ist unser Feind, und wer zu ihm hält, gehört ebenfalls dazu!«
Maddox nahm wieder Platz. Vor seinen Lippen sprühte Speichel, die Augen glitzerten kalt wie Eiskristalle, und Glenda las darin ihr Todesurteil. Ja, dieser Mann würde sie töten!
In all der Aufregung hatte sie nicht bemerkt, dass zwei Gestalten aufgetaucht waren. Erst als sie einen scharfen, beißenden Geruch wahrnahm, da blickte sie hoch. Die Diener des Spuks standen neben ihr. Echsenwesen mit großen Köpfen, grüner schuppiger Haut und spitzen Zähnen in den gewaltigen Mäulern. Sie hielten Lanzen in den Klauen, und einer trug sogar einen alten Holzstuhl.
»Setz dich hin!« befahl der Dämonenrichter.
Glenda schaute auf Maddox, sah dann den Stuhl an und holte tief Luft. Dabei schüttelte sie den Kopf.
»Nein, bitte, ich…«
Der Schlag traf ihren Rücken. Völlig unvorbereitet, so dass sie sich nicht mehr abstützen konnte und nach vorn fiel, genau auf den Stuhl zu. Sie wollte sich an der Lehne festhalten und stürzte mit dem Sitzmöbel zu Boden. Dort blieb sie liegen. Hart war sie aufgeschlagen und hatte sich an den Ellbogen die Haut aufgerissen. Das Blut tropfte zu Boden. Es breitete sich auf dem glatten Marmor aus.
»Hoch mit dir!« Maddox' Stimme klang gnadenlos.
Als Glenda nicht sofort gehorchte, griffen die Echsenmenschen zu. Sie rissen die junge Frau in die Höhe, hoben auch den Stuhl auf und zwangen Glenda auf die Sitzfläche.
Plötzlich erschien auch ihr Retter. Er tauchte aus einer Nebelwolke auf, und nur an der Kleidung sowie an den Haaren war zu erkennen, dass es sich dabei um Rick Hunter handelte. Ansonsten hatte er sich verändert. Wo sich sonst sein Gesicht befand, schimmerte eine silbrige Fläche, die von roten Streifen durchlaufen wurde. Die Streifen zogen sich von oben nach unten, sie bildeten ein regelrechtes Gittermuster, und seine Arme bestanden wieder aus langen Tentakeln.
»Wer wer sind Sie?« flüsterte Glenda erschreckt. Hunter blieb stehen.
»Ich bin einer unter vielen, die in dieser Hölle leben, und dein persönlicher Aufpasser.«
Wo sich sonst der Mund befand, drang ein Lacher hervor. Dann sah Glenda die Stricke, die an seinem Gürtel hingen. Jetzt war ihr alles klar. Sie sollte gefesselt werden.
»Nicht, bitte«, flüsterte sie, doch Rick Hunter kümmerte sich nicht darum. Er löste die Stricke vom Gürtel, war blitzschnell bei Glenda, und innerhalb von Sekunden hatte er mit den Fesseln ihre Arme so an den Stuhl gebunden, dass sie sich nicht mehr rühren konnte.
»Jetzt ist alles klar«, sagte er.
Der Dämonenrichter hatte mit angesehen, wie Glenda gebunden wurde. Dies geschah genau in seinem Sinne. Der Stuhl wurde noch herumgedrückt, so dass Glenda in Maddox' verunstaltetes Gesicht schauen musste, wenn sie die Augen öffnete. Der Richter rührte sich nicht. Er saß auf seinem Stuhl, fixierte Glenda aus bösen Augen.
Auch Hunter bewegte sich nicht. Nur die Streifen in seinem Gesicht zuckten. Alles wies darauf hin, als würden sie auf irgendein Ereignis warten, und selbst bei Glenda wurde die Angst für einen Augenblick verdrängt, so dass die Spannung stieg. Was würde jetzt noch folgen? Sie sah ihn nicht, sie spürte ihn.
Irgendwie veränderte sich die Umgebung. Die Luft schien auf einmal zu knistern, sie wurde aufgeladen mit Schwarzer Magie und einem beinahe körperlich greifbaren Grauen. Kalt rieselte es Glenda über den Rücken. Gern hätte sie sich umgeschaut, doch die Fesseln hinderten sie daran. Und die Magie verstärkte sich, bis sie Glenda direkt erreicht hatte. Sie spürte sie hinter sich, und sie hatte das Gefühl, ein eiserner Ring würde ihren Körper umschließen. Weit riss sie die Augen auf,
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