0197 - Im Jenseits verurteilt
wir die Gruft, in der drei zersplitterte Särge standen. Hier war es so düster, dass ich meine kleine Lampe eingeschaltet hatte, um etwas sehen zu können, Es war ein makabrer Ort. Diejenigen, die die Särge zerstört hatten, wollten mehr und hatten dies nicht nur aus reiner Zerstörungswut getan. Sie brauchten die Gebeine der längst Verstorbenen. Reste lagen noch um die beiden Särge verstreut. Schädelknochen, Rippen, Arme und Beinschienen. Ich schaute Myxin an.
»Was hat das zu bedeuten?«
»Hier ist ein Ort des Bösen. Es gab eine Sekte, die den Teufel anbetete.«
»In dieser Gruft?«
»Nein, aber sie haben sich die Gebeine der Toten von hier geholt.«
»Aus einer Kapelle?«
»Ja, das war das Schlimme. Sie haben sie entweiht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Und woher weißt du und nicht ich davon?«
Myxin lächelte. »Weil dies alles vor deiner Zeit geschah, Geisterjäger.«
»Ach so.«
Kara hatte sich gebückt. Ich sah, wie sie die Gebeine aufhob und zur Treppe ging. Hastig drehte ich mich um.
»Was willst du damit?«
»John, wir müssen zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen und eine Beschwörung durchführen. Wir wollen Asmodina, denn sie ist nicht bereit, sich freiwillig zu zeigen. Verstehst du das?«
Okay, ich verstand es. Auch wenn mir das Ganze ein wenig abgeschmackt erschien. Aber die Magie geht oft seltsame Wege. Ich hatte mich nun entschlossen, den Weg zu beschreiten und würde ihn auch weitergehen. Auch ich nahm Knochen auf und trug sie nach oben. Es ist schon ein seltsames Gefühl, Gebeine eines längst Verstorbenen in der Hand zu halten, mir wurde direkt komisch, doch ich riss mich zusammen und dachte nicht an das, was ich die Stufen der Treppe hinauftrug. Oben warteten bereits Myxin und Kara.
»Und jetzt?« fragte ich.
»Komm mit«, sagte der kleine Magier.
Ich folgte ihm. Kara schloss sich mir an. Ich kannte die beiden zwar schon lange, aber ein Rätsel waren sie noch immer für mich und würden es auch immer bleiben. Keine Menschenseele war zu sehen. Diese Kapelle oder ehemalige Kirche lag ziemlich einsam, trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, schon einmal hier gewesen zu sein. Darüber grübelte ich nach, während wir die Gebeine aus der Gruft nach oben trugen. Es hatte zwar aufgehört zu schneien, dennoch pfiff der Wind. Unangenehm fuhr er in unsere Gesichter, was Kara und Myxin überhaupt nichts auszumachen schien. Sie gingen ruhig und zielstrebig ihrer Aufgabe nach. Ich blieb stehen, als ich die Gruft verlassen hatte.
»Gib mir die Gebeine«, sagte Myxin.
Ich reichte sie ihm. »Wem gehören sie eigentlich?«
»Einer Person, die vor langer Zeit geopfert wurde.«
»War das ein Satansdiener?«
»Nein, aber durch seine Gebeine sind wir in der Lage, ein Brücke herzustellen.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Woher weißt du das alles, Myxin?«
»Wir schlafen ja auch nicht, sondern forschen. Wir kennen uns allmählich wieder aus, und ich habe auch einen großen Teil meiner Kräfte schon zurückgewinnen. Vielleicht werde ich sie ganz haben, wenn Asmodina stirbt.«
»Damit rechnest du?«
»Immer, John Sinclair. Ich will sie tot sehen.« Das Gesicht des kleinen Magiers lief noch grüner an. Ein Zeichen, dass er innerlich aufgewühlt war. Er hasste Asmodina wie die Pest. Für ihn war sie der Gegner überhaupt, denn die Teufelstochter hatte ihn schrecklich gedemütigt und fertiggemacht. Es war eine Wandlung mit ihm eingetreten, besonders dann, als er Kara kennenlernte.
Die beiden hatten in Atlantis schon existiert und waren damals Feinde gewesen, weil sie auf verschiedenen Seiten standen. Myxin auf der des Bösen, Kara auf der des Lichts. Durch Myxins Verwandlung war es zu einer Allianz zwischen den beiden gekommen. Sie blieben zusammen und hatten sich vorgenommen, ihre Gegner gemeinsam zu bekämpfen. Sie waren ein gutes Team und hatten den Mächten der Finsternis schon manche Niederlage bereitet.
Deshalb verfolgte Asmodina Myxin mit glühendem Hass. Wenn sie sich nicht noch hätte auf andere Dinge konzentrieren müssen, wäre der kleine Magier sicherlich nicht mehr am Leben, doch so gelang es Myxin immer wieder, der großen Teufelstochter Knüppel zwischen die Beine zu werfen und ihre Aktivitäten zu stören. Wie jetzt.
Wir standen inmitten der Kapelle. Einsam war die Gegend, aber der nächste Ort befand sich nicht allzu weit entfernt. Und wieder hatte ich das Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein. Ich sprach Myxin darauf an. Der kleine Magier hob die
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