0197 - Im Jenseits verurteilt
zu feige ist.«
»Du wirfst mir Feigheit vor?«
»Ja, Asmodina, ich werfe dir Feigheit vor. Du hast dich immer als Mächtige aufgespielt, doch in Wirklichkeit bist du verdammt schwach. Es wundert mich wirklich, dass es dir nicht gelungen ist, Dr. Tods Versteck selbst herauszufinden. Dabei hast du doch Hunderte von Dienern, und Tausende von Dämonen stehen dir zur Verfügung. Ich behaupte, dass du nicht nur zu feige bist, sondern auch Angst vor Solo Morasso und dessen Mordliga hast. Du bist nicht mehr die große Herrscherin, andere haben dir den Rang abgelaufen. Sie sind stärker geworden, nicht nur Dr. Tod, sondern auch die AEBA Dämonen, das weiß ich genau. Sie lassen sich nichts mehr sagen, weil du versagt hast, Asmodina. Ist es nicht so?«
Ihr Gesicht verzerrte sich. Ich hatte sie mit meinen Worten schwer getroffen, wahrscheinlich sogar bis in die Tiefe ihrer schwarzen Seele hinein. Sie hatte Schwierigkeiten, andere wollten sie weghaben, das wussten wir und hatten es bereits selbst erlebt, als Dr. Tod und seine Mordliga einen ersten Aufstand versuchten. Nur hatte dieser nicht geklappt. Asmodina war es gelungen, zurückzuschlagen, und sie hatte Solo Morasso sehr gedemütigt.
»Du wagst es, mir diese Worte ins Gesicht zu schleudern, John Sinclair?«
»Ja, weil sie stimmen!«
»Lüge, nichts als Lüge!« Die Teufelstochter kreischte. Sie verlor ihre Übersicht und die Beherrschung, ein Zeichen, dass es mit ihr nicht zum besten bestellt war.
»Dann beweise mir das Gegenteil! Wenn du so stark bist, wie du dich mit deinen Worten gibst, hätte es dir schon längst gelungen sein müssen, Dr. Tod zu finden. Aber das hast du nicht geschafft, weil du nicht mehr die bist, die du einmal warst. Und auch Asmodis wird dir nicht mehr helfen, denn sein Thron befindet sich ebenfalls in Gefahr. Es gibt Mächtigere, viel Mächtigere, die in deinem Reich bald die Herrschaft übernehmen werden, das weißt du so gut wie ich!«
Sie hatte mich ausreden lassen, aber in ihrem Gesicht zuckte es verräterisch. Diese Worte konnte sie wirklich nicht so leicht verdauen.
»Das alles stört mich nicht, John Sinclair. Du kannst reden, was du willst, ich habe Glenda Perkins, und ihr Leben scheint dir nicht viel wert zu sein.«
»Das musst du mir erklären!«
»Gern, Geisterjäger. Wenn dir wirklich viel an Glenda Perkins liegen würde, hättest du dich längst auf die Suche nach Solo Morasso gemacht, um deinen Teil der Vereinbarung einzuhalten. Im Moment sitzt sie gefesselt vor dem Richtertisch des James Maddox und wartet auf ihre Aburteilung. Jede Minute, die du untätig vergehen lässt, verkürzt ihr Leben.«
»Ich weiß nicht, ob ich untätig bin. Schließlich haben wir dich beschworen«, hielt ich ihr entgegen.
»Das ist verlorene Zeit.«
»Nein.«
»Und was macht dich so sicher?« Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, weil ich die Teufelstochter schmoren lassen wollte. Sie war nicht allein gekommen, das bemerkte ich erst jetzt. Sie hatte ihre Leibwächterinnen mitgebracht. Todesengel. Diese dämonischen Wesen mit den flammend roten Haaren, der schwarzen, an der Taille unterbrochenen Kleidung, mit Pfeil und Bogen als Bewaffnung. Sechs dieser Wächterinnen zählte ich, und die sechs hatten einen Kreis um uns gebildet. Die Pfeile lagen auf den gespannten Sehnen, sie brauchten sie nur noch loszulassen. Asmodina schien ein nahezu unerschöpfliches Reservoir dieser Dienerinnen zu besitzen. Wenn ich daran dachte, wie viele von ihnen ich schon getötet hatte und dass immer mehr erschienen, dann kam es mir schon fast wie ein kleines Wunder vor, dass sie immer wieder neue Todesengel aus der Hinterhand zog. Sie waren gefährlich. Allerdings nicht so stark, als dass ich sie nicht hätte mit einer Silberkugel stoppen können. Nur durfte ich sie nicht zuerst zum Schuß kommen lassen.
Zum Glück hatte ich in Myxin und Kara eine gute Unterstützung. Sie würden sich schon etwas einfallen lassen, wenn es hart auf hart kam.
»Antworte!« rief sie.
»Beeil dich, John!« hörte ich Myxin sagen.
»Es ist schwer für Kara, die Verbindung aufrecht zu erhalten.«
Das glaubte ich ihm sogar, zudem wollte ich es nicht auf die Spitze treiben.
»Also gut, Asmodina«, rief ich, »du sollst eine Antwort bekommen! Dr. Tod und sein Versteck habe ich zwar nicht gefunden, aber ich biete dir etwas zum Tausch an.«
Sie lachte laut. »Was willst du mir schon anbieten, John Sinclair? Vielleicht dein Leben?«
»Nein, nicht mein Leben, aber einen Nagel!«
Ihr
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