0197 - Im Jenseits verurteilt
Gesicht verzerrte sich, das war deutlich zu gehen. »Du wagst es wirklich und bietest mir irgendeinen lächerlichen Nagel an, mit dem du Glenda Perkins' Leben retten willst? Bist du verrückt geworden? Soll man dich in eine Anstalt stecken, John Sinclair?«
»Nein, ich bin nicht verrückt geworden, aber ich an deiner Stelle würde den Nagel annehmen. Er…«
»Unsinn, Geisterjäger. Du willst mich aufs Glatteis führen.« Sie ließ mich nicht ausreden.
»Nein, ich führe dich nicht aufs Glatteis. Ich biete ihn dir wirklich an, denn es ist genau der Nagel, mit dem ich Dr. Tod damals getötet habe!«
Jetzt war es heraus, und ich wartete wirklich gespannt auf Asmodinas Reaktion. Die folgte auch. »Was soll ich mit dem Nagel?«
»Das musst du wissen. Ich habe immer angenommen, dass du die Mächtige bist. Vielleicht kannst du durch ihn eine Brücke zu Solo Morasso schaffen.«
Dieser Vorschlag schien auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein, denn Asmodina schwieg erst einmal. Ich hatte Zeit, um einen schnellen Blick auf Kara zu werfen. Es ging ihr nicht gut. Sie atmete heftig. Dabei bewegte sich ihr kniender Körper vor und zurück. Wie im Krampf hielten ihre Hände den Schwertgriff fest, aus dem noch immer dieser glühende Strahl in den Himmel fuhr und das Abbild der Teufelstochter schuf.
»Willst du ihn haben?« Ich wollte Asmodinas Denkvorgang beschleunigen.
»Ja, gib ihn her!«
»Gern, wenn du eine Bedingung erfüllst.«
»Und die wäre?«
»Du lässt Glenda Perkins frei!«
»Nein!« schrie sie. »Niemals kommt sie frei. Ich habe mich entschlossen, und ich werde sie nicht aus den Klauen des Dämonenrichters lassen, der ihren Tod schon prophezeit. Du kannst hier keine Bedingungen stellen, dein Trumpf ist nicht so stark.«
»Dann bist du an Solo Morasso nicht interessiert?«
»Schon, aber nicht auf diese Art und Weise.«
»Denke immer daran, dass, je mehr Zeit vergeht, Dr. Tod auch stärker wird. Und irgendwann wird er so erstarkt sein, dass er auch dich kurzerhand übertrumpft. Du kannst diese Entwicklung nur aufhalten, wenn du den Nagel besitzt, mit dem ich ihn schon einmal getötet habe. Versuche du nun das gleiche, Asmodina. Und niemand wird da sein, der seine Seele diesmal den Schlünden der Verdammnis entreißt!«
Es waren starke Worte, die ich ihr da entgegen schleuderte, und ich war gespannt, wie die Teufelstochter sie aufnehmen würde.
»Gut«, sagte sie. »Du sollst deinen Willen haben. Ich werde mir den Nagel holen.«
»Und Glenda Perkins?«
»Erst den Nagel!«
»Nein, so haben wir nicht gewettet!« Heftig schüttelte ich den Kopf.
Asmodina gab jedoch nicht auf. Ihr Gesicht verzerrte sich, und ich wusste oder ahnte zumindest, was kommen würde. Ich hatte mich auch nicht getäuscht.
»Los, holt ihn!« Dieser Befehl galt ihren Todesengeln, und sie zögerten nicht, ihn sofort in die Tat umzusetzen.
Gleichzeitig ließen zwei von ihnen die Sehnen ihrer Bögen los. Die Pfeile hatten ein Ziel. Mich! Ausweichen konnte ich nicht, sie waren zu schnell. Auch kam ich nicht rasch genug an meine Waffe heran. Vielleicht schaffte ich es, einem Pfeil zu entgehen, der zweite jedoch würde mich treffen. Und ohne mein Kreuz, diese mächtige Waffe des Guten, fühlte ich mich nahezu hilflos.
Da war noch Myxin. Der kleine Magier hatte in den letzten Monaten wirklich an sich gearbeitet, und seine alten Kräfte waren zum großen Teil zurückgekehrt. Die setzte er ein. Myxin, dieser Magier und Zauberpriester aus uralter Zeit, gebrauchte nur seine Hände. Er winkelte die Arme an, spreizte dabei die Finger, und plötzlich zischten gezackte Linien direkt auf die beiden abgeschossenen Pfeile zu. Sie waren schneller als diese tödlichen Instrumente. Im Flug trafen sie. Dicht vor mir vernahm ich ein Splittern, dann blitzte etwas blendend auf, so dass ich für einen winzigen Moment die Augen schließen musste. Als ich sie wieder öffnete, war von den Pfeilen nichts mehr zu sehen. Dafür hatte sich Myxin gedreht und griff die beiden anderen an, die voll von seiner magischen Kraft getroffen wurden. Es zerriss sie. Ich sah sie noch durch die Luft wirbeln, hörte Schreie, dann waren nur noch Rauchwolken zu erkennen, die träge davon flatterten.
Noch hatten wir vier Gegner. Zwei davon mit schussbereiten Bögen. Das wusste auch ich verdammt gut, hechtete zu Boden und tat dies genau im richtigen Augenblick, denn dicht neben meiner Schulter flog ein Pfeil vorbei und hackte in den Boden, wobei er nicht nur in die Erde stieß,
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