0197 - Im Jenseits verurteilt
einen Schutzmantel, der uns Sicherheit gab, als säßen wir in einem bombensicheren gläsernen Käfig.
Sie schleuderten ihre Lanzen. Ich hörte es zischen, wenn die tödlichen Wurfgeschosse gegen die uns umgebende magische Wand prallten und zurückgestoßen wurden, denn sie konnten sie nicht durchdringen. Auch die tanzenden Flammen waren nicht in der Lage, uns zu erreichen. Ich machte die Probe aufs Exempel und gab einen Schuss ab. Die Silberkugel durchdrang mühelos den Feuervorhang und traf einen der kleinen Dämonen. Er tanzte für einen Moment wie ein Irrwisch und schmolz danach zu einem faustgroßen Klumpen. Gegen Silberkugeln waren die Feuerdämonen also nicht gefeit.
Einen zweiten Schuß brauchte ich nicht mehr abzugeben, denn so rasch, wie sich das Feuer ausgebreitet hatte, erlosch es auch wieder. Die Flammen sanken zusammen, und wir hatten nicht einmal die Hitze gespürt, da es sich um dämonisches Feuer handelte, das mit dem normalen nicht zu vergleichen war. Leer lag das unmittelbare Gelände um den Kreis herum vor uns.
Myxin lachte leise. »Das wäre Asmodina früher niemals passiert, glaubt mir.«
»Was wäre ihr nicht passiert?« wollte ich wissen.
»Dass sie sich so gehen lässt. Es war doch ein Zeichen dafür, dass sie die Kontrolle über sich verloren hat.«
Ich grinste. Dann schaute ich nach oben, denn Asmodinas Gesicht war wieder erschienen. »Was sollte das?« schrie ich ihr entgegen. »Mit solchen Lappalien kannst du uns nicht schrecken!«
Sie lachte. »Das habe ich mir gedacht. Ich wollte euch nur zeigen, was Glenda Perkins bevorsteht!«
Sofort war meine Euphorie verschwunden. Der Name meiner Sekretärin war gefallen, und ich wurde wieder daran erinnert, dass sich bei diesem Fall alles um Glenda drehte. Ich presste hart die Zähne zusammen, und meine Wangenknochen stachen spitz hervor.
»Was willst du?«
»Den Nagel!« Endlich rückte sie damit heraus. Also doch. Asmodina hatte angebissen, aber ich würde um keinen Preis nachgeben.
»Du kannst ihn bekommen, Asmodina, aber ich will Glenda Perkins!«
Dieser Name stand zwischen uns. Und die Spannung stieg. Wie würde sich die Teufelstochter entscheiden? Sie ging darauf ein.
»Also gut, John Sinclair, du bekommst sie. Du bekommst deine Glenda zurück!«
Myxin, Kara und ich schauten uns an. Keiner von uns konnte es begreifen.
»Eine Falle«, zischte Kara, »das ist eine verdammte Falle!«
Auch ich dachte daran und stand innerlich wie unter Strom. Hatte sie uns reingelegt?
»Sieh her!«
Ich schaute wieder nach oben. Und in der Wolke erschienen zwei Gestalten. Ein Mann und eine Frau. Der Mann hatte blonde Haare, er schwebte dem Boden entgegen und hielt auf seinen ausgestreckten Armen eine schwarzhaarige junge Frau. Glenda! Mir fiel ein Stein vom Herzen.
»Na, Sinclair!« rief die Teufelstochter. »Was sagst du dazu? Habe ich mein Wort nicht gehalten?«
»Es sieht so aus.«
»Dann halte du das deinige ebenfalls. Gib mir den Nagel, John Sinclair. Und zwar sofort!«
Ich zögerte noch. Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl. Ich glaubte noch immer an einen Trick und schaute Myxin und Kara fragend an. Die beiden konnte mir auch keine Antwort geben, und somit lag die Verantwortung allein auf meinen Schultern. Asmodina musste sich verdammt in der Klemme befinden, wenn sie auf so einen Tausch einging. Wahrscheinlich bereitete ihr die Mordliga mehr Schwierigkeiten und Ärger, als sie zugeben wollte.
»Den Nagel!« giftete sie.
»Ja, ja.« Ich bückte mich und hob ihn auf. Dann legte ich ihn auf die Handfläche und stellte mich so hin, dass Asmodina den Nagel genau sehen konnte.
»Da ist er!«
»Gut!«
Kaum hatte sie das Wort ausgesprochen, als der blonde Mann mit seiner menschlichen Last den Boden berührte. Allerdings außerhalb des Kreises, und dort blieb er stehen. Nun, ich konnte nicht verlangen, dass er sich in den Kreis begab, er war sicherlich ein Dämon, wenn auch als Mensch verkleidet. So musste ich den Kreis verlassen.
»Sei auf der Hut«, warnte mich Kara.
Ich nickte. »Okay, Freunde, und haltet mir den Rücken frei. Klar?«
»Sicher!«
Ich verließ den Kreis, der mich bisher so glänzend geschützt hatte. Ein komisches Gefühl war es schon, als ich dem blonden Mann, der Glenda Perkins auf den Armen hielt, entgegenschritt. Zwei Schritte voneinander entfernt blieben wir stehen. Wir schauten uns an. Jetzt erkannte ich, dass ich keinen Menschen vor mir hatte, sondern einen Dämon, denn unter seiner eigentlichen Haut sah ich
Weitere Kostenlose Bücher