0198 - Wir rammten die Luftpiraten
der Streich auf dem Flughafen reibungslos abläuft. Wenn wir mit der DC-8 erst mal in der Luft sind, ist alles weitere ein Kinderspiel!« Offensichtlich hatten die Banditen die Einzelheiten ihres Vorgehens besprochen, während ich bewußtlos war. Das war ausgesprochen schlecht. Ich hätte gar zu gern genau gewußt, welche Rolle sie mir zugedacht hatten und auf welche Weise sie mich zwingen wollten, ihr Spiel zu spielen. Man kann einen genau abgestimmten Plan nicht gut durchkreuzen, wenn man ihn nicht in seinen Einzelheiten kennt.
»Herrschaften, es ist soweit!« sagte Miller wie ein Generalstaboffizier vor dem Angriff. »Bitte Uhrenvergleich. Bei Null ist es null Uhr zehn. Vier — drei — zwo — ein — null. Schafft jetzt den G-man auf den zweiten Führersitz. Es muß so aussehen, als hätte er die Maschine gesteuert. Cotton, wenn du Faxen machst, schlägt dir Ken wieder eine über den Schädel!«
Wohl oder übel machte ich gute Miene zum bösen Spiel. Ich durfte ihnen keine Veranlassung mehr geben, mich bewußtlos zu schlagen.
Wenn die Banditen aus ihrem Flugzeug ausgestiegen waren und mich damit auf Reise geschickt hatten, wahrscheinlich dadurch, daß Ken Vollgas hineinschob, dann wollte ich unter allen Umständen versuchen, die rollende Maschine aus der Richtung, die Ken eingestellt hatte, zu bringen und die DC-8 zu rammen, daß sie nicht mehr abfliegen konnte. Dadurch wäre das Unternehmen der Gangster gescheitert.
Wie die Jagd nach ihnen weitergehen sollte, wußte ich allerdings noch nicht. Aber vorerst war nur wichtig, daß sie die DC-8 nicht kaperten. Ein zweites Mal würde es ihnen nicht gelingen, die Paßkontrolle zu umgehen, da sie ihr eigenes Flugzeug nicht mehr benützen konnten. Der gnadenlosen Jagd, die dann anheben würde, konnten sie auf die Dauer nicht entkommen.
Die Gangster warfen mich wie einen alten Mehlsack auf den Sitz links neben den Piloten und schnallten mich fest in die Gurte. Da ich an den Händen gefesselt war, würde ich Drake nicht ins Steuer greifen können. Die Füße waren zwar auch zusammengebunden, aber ich konnte zu meiner Beruhigung feststellen, daß ich trotzdem die Seitensteuerpedale erreichen würde. Demnach sollte es mir gelingen müssen, das rollende Flugzeug in die Richtung auf die abgestellte DC-8 zu dirigieren.
Die Banditen preßten sich in den engen Kabinenraum. Ken Drake schwang sich neben mich auf den Führersitz. Gordon hockte hinter mir und drückte mir die Mündung seiner Maschinenpistole ins Genick. Zur Erklärung zischte er mir ins Ohr:
»Damit du nicht während des Fluges auf dumme Gedanken kommst!«
Drake drückte den Anlasser. Die Luftschraube drehte sich einmal, zweimal träge um ihre Achse. Dann ratterte der Motor los. Das alte Flugzeug zitterte in allen Fugen, daß es schien, es würde im nächsten Moment in seine Bestandteile auseinanderfallen.
»Nun werde ich dir mal vorführen, wie man ohne jede Beleuchtung bei Nacht startet. Das macht mir so schnell keiner nach!« rief Drake stolz.
Ich verstehe nicht viel vom Fliegen. Aber das merkte selbst ich bei diesem Start, daß dieser Drake sein Handwerk verstand. Offensichtlich war dieser verkrachte Pilot einer von den Verbrechern, die es auf Grund ihrer überdurchschnittlichen Fähigkeiten auch in einem anständigen Beruf zu etwas gebracht hätten. Es würgt mir jedesmal in der Kehle, wenn ich solchen bedauernswerten Leuten begegne. Ich schrie Drake durch den Motorenlärm zu:
»He, Drake, du bist ein hervorragender Pilot. Ich könnte dich mir ganz gut am Steuer eines Verkehrsflugzeuges vorstellen!«
»In einer Stunde sitze ich auch am Knüppel einer DC-8!« rief er begeistert zurück.
»Das meine ich nicht! Ich denke an eine reguläre Anstellung bei der PAA oder TWA!«
Ich bemerkte, wie Drake mit den Kiefern mahlte. Er antwortete:
»Sorgen hast du, G-man! Ich will es dir ausnahmsweise erklären, warum ich für Miller fliege, obwohl du es doch nicht verstehst. Die Hacken habe ich mir abgelaufen nach einem Posten bei der Zivilluftfahrt. Aber da hatte ich keine Chancen. Gut-fliegen-können ist da am wenigstens gefragt. Psychotest, Intelligenzquotient und anderer Mist, das ist heutzutage viel wichtiger. Die Herren Flugkapitäne sind ja keine richtigen Flieger mehr, sondern bessere Roboter. Kein Wunder, daß sie auf die Schnauze fallen, wenn eine Panne eintritt, auf die sie nicht gedrillt sind, und daß sie gegen den nächstbesten Berg krachen, wenn das Funkgerät ausfällt. Ohne das Leitseil der
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