02 Arthur und der Botschafter der Schatten
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»In Dubrovnik gibt es seit 1317 die älteste Apotheke Europas«, teilte uns Larissa schließlich mit. »Sonst habe ich nichts gefunden, was mit Gesundheit in Zusammenhang stehen würde.«
»Ist doch nicht übel. Und was ist mit Sephardi ?«
Diesmal wurden wir gleich beim ersten Mal fündig. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahre 1492 flüchteten viele von ihnen ins Osmanische Reich, das sich damals vom Mittleren Osten bis fast über den ganzen Balkan erstreckte. Manche führte der Weg von Italien nach Ragusa, wo sie sich niederließen. So entstand dort eine der größten sephardischen Gemeinden außerhalb Spaniens.
»Na bitte. Passt doch alles zusammen«, strahlte ich. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen.
»Willst du damit sagen, dass alles, was wir in Córdoba entdeckt haben, bedeutungslos war? Auch das Buch aus dem Viana-Palast, wegen dem wir jetzt hier sitzen?«, fragte sie und blickte mich scharf an. Ihr Ton verhieß nichts Gutes.
Klar, natürlich war es wieder meine Schuld! Sie vergaß nur, dass es der Bücherwurm gewesen war, der als Erster Spanien ins Spiel gebracht hatte.
»Ich bin mir nicht mehr sicher«, räumte ich ein.
»So, du bist dir nicht mehr sicher.« Der Sarkasmus in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Ich überlegte, bevor ich antwortete. Vor unserer Abreise war ich überzeugt gewesen, dass wir das Buch der Wege in Córdoba finden würden. Doch seitdem waren wir nur in die Irre gelaufen und ich traute meiner Überzeugung nicht mehr. Ich konnte vielleicht ein bestimmtes Buch aus einer Bibliothek herausfinden, aber darüber hinaus reichten meine Fähigkeiten nicht. Entsprechend vorsichtig fiel meine Antwort aus.
»Dubrovnik scheint eine gute Alternative zu Córdoba zu sein. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Pah!« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Jetzt haben wir drei Tage in Spanien vertrödelt, weil du davon überzeugt warst, in Córdoba das Buch der Wege zu finden. In Wahrheit ist es wahrscheinlich ganz woanders!«
»Vergiss nicht das Buch aus dem Viana-Palast«, erinnerte ich sie.
»Warum sollte das etwas Besonderes sein? Wenn die Spur nach Córdoba falsch war, dann ist auch das Buch wertlos für uns. Wir vergeuden hier also nur unsere Zeit und sollten sehen, dass wir schnellstens nach Dubrovnik kommen.«
Ich zuckte mit den Schultern. Larissa war immer schon ein Mensch, für den es nur hundert Prozent oder gar nichts gab. Und durch die Sorge um ihre Eltern war dieser Wesenszug sogar noch extremer geworden. Vor einer Stunde war sie es noch gewesen, die die Bücherkisten keine Sekunde aus den Augen lassen wollte. Jetzt schien ihr das auf einmal völlig egal zu sein.
»Für mich steht noch nicht fest, dass wir die Zeit hier umsonst verbracht haben«, erklärte ich mit mehr Überzeugung in der Stimme, als ich wirklich besaß. »Immerhin haben wir etwas gefunden. Den Hinweis in der Synagoge, den Code in der Mezquita …«
»Das kann auch alles nur Zufall gewesen sein«, unterbrach sie mich. »Wir wissen ja nicht einmal, ob wir den Zettel überhaupt richtig interpretiert haben. Und selbst wenn er uns zu einem der Vergessenen Bücher führt, wer sagt uns, ob es das Buch der Wege ist?«
Darauf wusste ich keine Antwort. Das waren Fragen, die ich mir auch schon gestellt hatte. Aber ich wollte einfach nicht glauben, dass die Begegnung mit dem Mauren und die Spur zum Viana-Palast nichts mit unserer Suche zu tun haben sollten.
Larissa machte einige Eingaben in ihr Handy und blickte dann frustriert auf. »So ein Mist! Es gehen nur ein paar Flüge von Spanien nach Dubrovnik, und die sind alle ausgebucht! Die nächsten freien Plätze gibt es erst wieder in vier Tagen.«
»D-da kann ich vielleicht helfen«, meldete sich Torres zu Wort. »Manche F-frachter nehmen auch P-passagiere mit an Bord. Mag sein, dass das Schiff nach Rijeka d-dazugehört.«
»Dann sollten wir das so schnell wie möglich klären.« Larissa stand auf. »Wo erfahren wir das?«
»B-beim Hafenmeister. Da können wir auch gleich nachfragen, ob er etwas über die Lieferung weiß.« Torres erhob sich ebenfalls. Ich tat es den beiden nach. Der Detektiv verabschiedete sich überschwänglich von der Wirtin und wir traten auf die Straße hinaus.
Inzwischen war die Sonne ganz aufgegangen. Ich musste blinzeln, als ich als Erster über die Schwelle trat. Deshalb sah ich nicht sofort, wer gerade rechts von mir die Gasse entlangkam. Und als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, war es zu
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