Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
Vom Netzwerk:
hatte, hatte der Junge nichts zum Spielen gehabt, und er hielt seine bescheidenen Besitztümer fest umklammert, als er wieder einschlief.
    Christy war keineswegs überrascht, daß Riaz sich nicht um die Kinder gekümmert hatte oder daß in seiner Familie niemand die Verantwortung hatte übernehmen wollen. Aber sie war entsetzt darüber, wie wenig das Leid der Kinder
    120
    ihren Mann interessierte. Sie war wütender als je zuvor, und sie versuchte nicht einmal, ihre Wut zu zügeln -
    ungeachtet der Konsequenzen. Während der ersten Tage in Peshawar stritt sie unaufhörlich mit Riaz. »Ist dir nicht klar, daß wir hier in Pakistan sind«, sagte ihr Mann finster und zutiefst beleidigt. »Du kannst dich hier nicht mit mir streiten!«
    Christy gab den Kampf nicht auf, auch nicht, als Riaz ihre Hoffnung, bald mit den Jungen in die USA zurückkehren zu können, zunichte gemacht hatte. Ihr Mann hatte ihre Ausreisevisa, und keiner von ihnen konnte Pakistan ohne seine schriftliche und notariell beglaubigte Erlaubnis verlassen. Er beanspruchte diese Entscheidungsgewalt nach der in Pakistan gültigen Fassung des islamischen Rechts. Christy mußte feststellen, daß sie oder das amerikanische Außenministerium wenig dagegen tun konnten.
    Riaz hatte die Zeit vor Christys Ankunft dazu benutzt, sich bei seiner Familie Rückendeckung zu holen. »Er hatte sie ziemlich schnell davon überzeugt, daß es uns in Pakistan bessergehen würde«, sagte Christy. »Er erzählte ihnen schreckliche Lügen über unser Leben in Amerika - daß ich unglücklich sei, daß sich niemand um die Kinder kümmere und daß meine Familie ihn nicht leiden könne.«
    Außerdem hatte Riaz behauptet, Christy beharre auf einer Scheidung und wolle ihm die Kinder wegnehmen.
    Zum Beweis spielte er seiner Familie die Tonbandaufnahme eines erst kürzlich geführten Telefonats vor.
    Verärgert darüber, daß Riaz sie noch vor der Geburt des Kindes wieder allein lassen wollte, hatte Christy unter Tränen ihre Mutter angerufen: »Wie soll ich nur ein Baby kriegen und mich obendrein noch um die beiden Jungen kümmern?«
    »Wenn du einen Platz zum Wohnen brauchst«, hatte ihre Mutter sie beruhigt, »bist du bei uns jederzeit willkommen. Du weißt, unsere Tür steht dir immer offen.«
    Obwohl das Wort »Scheidung« nicht ausgesprochen
    121
    wurde, behauptete Riaz, Christys Mutter habe ihr geraten ihn zu verlassen. Da er in seiner Familie am besten Englisch konnte, war er in der Lage, das Band so zu »interpretieren« daß es seinem Zweck diente.
    Nachdem Christy mehr über die pakistanische Gesellschaftsstruktur erfahren hatte, konnte sie besser verstehen warum Riaz Kinder entführt hatte, für die er sich doch offenbar kaum interessierte. Wäre er ohne die Kinder in seine Heimat zurückgekehrt, hätte er das Gesicht verloren - sowohl vor seiner Familie und dem Paschtunen-Stamm, dem er angehörte, als auch vor künftigen Geschäftspartnern. Er wäre in ihren Augen kein richtiger Mann gewesen.
    Trotz des strengen Sittenkodexes ihrer Gesellschaft zeig-
    ten viele Familienmitglieder, insbesondere die Frauen, offen Verständnis für Christys mißliche Lage. Vor allem die drei-undzwanzigjährige Ambreen war »der netteste Mensch auf der ganzen Welt«. Zwar lehnte sich keiner direkt gegen Riaz auf, aber seine Brüder waren zunehmend über die arrogante Art verärgert, mit der er sie in dem Familienbetrieb, in dem sie seit Jahren arbeiteten, herumkommandierte.
    Um den Familienfrieden zu wahren, wurde Riaz gleichsam aus dem Dorf verbannt und mit Christy und den Jungen im Schlepptau nach Peshawar geschickt, wo ihm seine Tante ihr Haus überschrieb. Obwohl sie jetzt in einiger Entfernung voneinander wohnten, befehdeten Riaz und seine Brüder sich weiterhin. Bei dem Streit ging es in erster Linie um Land, die eigentliche Quelle des Reichtums der Familie Khan. Während Riaz sich in den USA aufhielt, hatte die Familie ein neues Stück Land erworben und es unter den Brüdern aufgeteilt. Auf die beiden wertvollsten Grundstücke an der Hauptverkehrsstraße erhoben Tarik und Fiaz Anspruch. Für Riaz war das ein unverzeihlicher Verstoß gegen die Regeln; ihm als Zweitältestem Sohn hätte eigentlich eines der vorderen Grundstücke zugestanden. Der Streit eskalierte,
    122
    als Riaz sein Gewehr packte, wild damit herumfuchtelte und Fiaz aus dem Haus jagte.
    »Er ist doch dein Bruder«,, sagte Christy und versuchte, Riaz zu beschwichtigen.
    »Das ist egal«, entgegnete ihr Mann. »Hier geht es um

Weitere Kostenlose Bücher