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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Geld, und manche töten sogar für Geld.«
    Riaz war in seinen Einschüchterungsmethoden nicht wählerisch. Christy erlebte mit, wie er zu verschiedenen Zeiten beinahe jedes Mitglied seiner Familie körperlich mißhandelte., darunter auch seine Mutter und seine Tante. Einmal würgte er sogar seine achtzigjährige Großmutter.
    »Ich sage besser nichts«, meinte Christys Schwiegervater, der Sohn des Opfers, mit kläglicher Stimme, als Riaz die Großmutter auch noch schlug. »Das ärgert ihn nur.«
    »Was soll das heißen?« rief Christy ungläubig. »Was macht das schon, wenn du ihn ärgerst?« Die Cousine, die sie vor drei Jahren kennengelernt hatte, hatte die Wahrheit gesagt: Alle hatten Angst vor Riaz' Jähzorn.
    Zwischen den Wutausbrüchen ihres Mannes war Christy damit beschäftigt, sich in den pakistanischen Alltag einzuleben. Da sie nicht mehr als Touristin angesehen wurde, erwartete man von ihr, daß sie sich nach den Vorschriften richtete, die für alle Frauen im konservativen Peshawar galten. Der Tschador mußte ihr Gesicht bedecken, wenn sich die Familie fünfmal am Tag zum Gebet versammelte, wenn sie das Haus verließ oder wenn Besuch kam.
    Die Hauptschwierigkeit für Christy war das Kochen. Riaz hatte auf Bitten seines Vaters versucht, ihr eine Freude zu machen, indem er im Haus seiner Tante ein paar westliche Geräte installieren ließ. Aber die Mikrowelle funktionierte nicht, der Elektroherd brannte durch, weil es in Peshawar starke Stromschwankungen gab, und der Gasherd explodierte. Schließlich benutzte Christy wieder den kleinen Gaskocher auf dem Betonfußboden in der Küche. Oft hatte
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    sie kaum etwas zum Kochen da. Eine Zeitlang zwang sie, stark gewürzte einheimische Gerichte zu sich zu nehmen - »Das ist mein Land, und du wirst hier gewürzte Speisen essen« -, die der schwangeren Christy stechende Ma-genschmerzen verursachten. Bei Gelegenheit brachte ihr Schwiegervater große Mengen Karotten oder Melonen vorbei, an denen sich John gütlich tat. Abgesehen von oft verdorbener Babynahrung, die er auf dem Schwarzmarkt erstand, kaufte Riaz wenig ein, und Christy durfte nicht allein aus dem Haus gehen. An manchen Tagen hatten sie und die Jungen nichts zu essen außer Pita-Brot und Eiern. An anderen Tagen hatten sie nur Brot.
    Als die Jungen Mundentzündungen bekamen, glaubte die Familie, Christy putze ihnen zu oft die Zähne, denn man hielt Zahnbürsten für etwas Schmutziges. Christy führte die Entzündungen auf einen Mangel an Vitamin C
    zurück, aber Riaz schloß ihre Vitaminkautabletten in einem Schrank ein. Wenn die Kinder sie nähmen, erklärte er, würden sie den Appetit verlieren. Zu allem Elend kam Christy sich wie eine Gefangene vor. Das Haus der Tante war von einer hohen Mauer umgeben, das metallene Tor immer verschlossen. Christy durfte weder um den Block gehen noch sich überhaupt dem Tor nähern. Wenn Riaz sich auf eine seiner häufigen und nicht näher definierten »Geschäftsreisen« begab, erteilte er den Dienstboten strikte Anweisung, Christys Telefongespräche abzuhören und jeden ihrer Schritte zu überwachen. Sie befolgten seine Anordnungen genau, ebenso wie die Tante, eine warmherzige Frau, die Christy im übrigen moralisch unterstützte, so gut sie konnte. Immer wenn Christy traurig wirkte, sagte sie: »Fahr heim nach Amerika!«
    Bei den gelegentlichen Familienausflügen zum städtischen Basar, wo man Eiscreme kaufte, mußte Christy im Auto warten. Sie hatte keine Gelegenheit zur Flucht. Obwohl Christy sehr gern Eis aß, begann sie sich vor diesen 124
    kurzen Ausflügen zu fürchten. Die Begegnung mit etwas so Vertrautem wie Eis erinnerte sie nur daran, wie weit sie von zu Hause fort war.
    Während die Wochen vergingen und Riaz sich weiter unnachgiebig zeigte, fand Christy sich allmählich damit ab, ihr drittes Kind in Peshawar zur Welt zu bringen. Aufgrund schlechter Erfahrungen befürchtete sie, der Fötus werde sich nicht normal entwickeln, und sie hatte Angst, daß es bei der Entbindung Komplikationen geben könnte. Die Anspannung vor der Geburt wurde noch durch die tägliche Hausarbeit verstärkt. Vor allem das Wäschewaschen machte ihr Mühe, da sie schwere Eimer mit heißem Wasser von der Badewanne zu einer Waschtrommel schleppen mußte. Am 15. März - sie hatte an diesem Tag fünf Eimer Wasser geschleppt - setzten bei Christy die Wehen ein, drei Wochen zu früh.
    Das Krankenhaus unterschied sich sehr von allem, was sie aus den Vereinigten Staaten gewohnt war. Die

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