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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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hygienischen Bedingungen waren unzureichend. Im Kreißsaal stand lediglich ein Holztisch, der zwischen den Geburten abgewischt wurde.
    Der Arzt, der das Krankenhaus leitete, vertraute Christy zwei jungen, unerfahrenen Hebammen an. Zuerst verabreichten sie Christy Medikamente, um die Wehen zu unterdrücken und die Geburt hinauszuschieben. Als sie merkten, daß sie damit nichts ausrichteten, gaben sie ihr weitere Medikamente, um die Wehen zu verstärken.
    »Ich hatte das Gefühl, als würde mein Leib in drei verschiedene Richtungen auseinandergerissen«, erinnerte sich Christy. »Es war die reinste Hölle.« Obwohl das Kind noch gar nicht in den Geburtskanal eingetreten war, wollten die Hebammen bereits einen Dammschnitt machen. Christy schrie auf, doch sie Zeigten wenig Mitgefühl: »Jede Frau hat Schmerzen!«
    Dabei kam Christy noch glimpflich davon. Als Ambreen
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    einige Monate später eine schwere Entbindung durchmachte, schlugen ihr die Schwestern jedesmal, wenn sie schrie, ins Gesicht und ermahnten sie, die anderen Patienten nicht zu stören. Ambreens kleine Tochter war von Geburt an kränklich und starb zwei Wochen später an Lungenentzündung.
    Riaz war gerade auf einer Geschäftsreise, doch sein Bruder Fiaz kam kurz im Krankenhaus vorbei. Ambreen sagte, sie höre Christy schreien, und Fiaz stieß die Ärztin geradezu in den Kreißsaal, damit sie sich um Christy kümmerte. Christy wußte nicht, ob sie erleichtert oder beunruhigt sein sollte, als die Ärztin ihre Mitarbeiterinnen tadelte: »Ich bin mit Ihrer Arbeit äußerst unzufrieden! Das Baby braucht Hilfe!«
    Nach achtstündigen Wehen wurde Eric mit der Zange geholt. Die Ärztin sagte, er sei das blühende Leben, aber Christy erkannte, daß ihr neugeborener Sohn schwächer war als ihre beiden anderen Kinder. Seine Bewegungen waren matt, seine Schreie gedämpft. Drei Wochen später hatte der kleine Eric sein Geburtsgewicht von sechs Pfund immer noch nicht wiedererlangt, und Christy brachte ihn zu Riaz' Cousine Shabina, die damals gerade ein medizinisches Praktikum absolvierte. Sie schöpfte Verdacht und verwies Christy an ihren Professor, der innerhalb von fünf Minuten die Diagnose stellte: Eric habe einen schweren Herzfehler. Wo normale Menschen zwei separate Klappen besäßen, habe Eric nur eine. Ein operativer Eingriff sei dringend erforderlich, er könne aber nur in den USA durchgeführt werden, weil die Operationstechnik dort am weitesten fortgeschritten sei.
    Christys Sorgen vergrößerten sich noch, als der Professor die Vermutung äußerte, bei Eric liege auch eine leichte Form von Mongolismus vor. »Sagen Sie der Familie nichts davon«, warnte er Christy, »sonst lassen sie nicht zu, daß Sie das Kind nach Hause holen. Wenn sie glauben, es sei zu-126
    rückgeblieben, werden sie sagen, es sei Gottes Wille, daß es stirbt.«
    Riaz kehrte am nächsten Tag nach Peshawar zurück und suchte gleichfalls den Professor auf. Wie Christy erwartet hatte, lehnte ihr Mann eine Reise nach Michigan ab: »Ich kann nicht glauben, daß es keinen anderen Ort auf der Welt gibt, wo man ihm helfen kann.«
    Der Arzt, von Shabina entsprechend instruiert, nahm Riaz ins Gebet. »Was für ein Mensch sind Sie eigentlich?«
    fragte er barsch. »Liegt Ihnen etwas an Ihrem Kind oder nicht?« Der höhere soziale Status des Professors veranlaßte Riaz, widerwillig nachzugeben. Christys Eltern besorgten Flugtickets für die ganze Familie. Trotz ihrer Sorgen um Eric faßte Christy wieder Mut. Endlich war Riaz zur Besinnung gekommen; er sah ein, daß sie und die Kinder nach Hause gehörten. Waren sie erst einmal dort, würde sich seine Macht über sie verringern.
    Am Tag vor dem Abflug, als Christy die Koffer packte, erklärte Riaz plötzlich, er habe seine Meinung geändert.
    Er wolle in Pakistan bleiben - zusammen mit John und Adam. Christy stürmte in das Zimmer, in dem gerade der Familienrat tagte. Ihre angeheirateten Verwandten saßen mit gesenkten Köpfen da; sie wollten ihr nicht in die Augen sehen. Sie haben mal wieder klein beigegeben, dachte Christy. Schließlich blickte ihr Schwiegervater auf und sagte: »Wir mischen uns nicht in die Angelegenheiten zwischen einem Mann und seiner Frau ein.«
    Christy bekam einen Weinkrampf, bis ihr schließlich die Luft wegblieb und sie ohnmächtig wurde. Als sie wieder zu sich kam, sah sie ihre jüngere Schwägerin Mahreen über sich gebeugt. »Christy, du mußt verstehen, daß wir nichts tun können«, sagte Mahreen leise. »Wir

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