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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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bewaldete Sumpflandschaft. Die beiden Männer sprachen nur wenig, jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt.
    Etwa um diese Zeit merkten sie, daß sie sich rettungslos verfahren hatten. Sie waren der Karte gefolgt, auf der sie an ihrem zweiten Tag in der Bundesrepublik den Weg eingezeichnet hatten; danach mußten sie, kurz bevor die Autobahn aufhörte und in eine andere Straße überging, rechts abbiegen. Sie waren entweder zu früh oder zu spät abgebogen. Als sie sich einer Anhöhe näherten, tauchte plötzlich vor ihnen ein Schild mit der Aufschrift Douane, Zoll, l km auf, das sie noch nie gesehen hatten. Craigs Puls wurde schneller. Er wußte, daß diese Stelle gefährlicher war als der harmlose Übergang an der Straße mit dem Kopfsteinpflaster.
    »Fahr den Hügel hinauf und halt an«, sagte Craig. Bevor
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    sie dann weiterfuhren wie geplant, wollte er sich mit den Mädchen im Kofferraum verstecken. Als Frank den Wagen aus einer Geschwindigkeit von 95 Stundenkilometern heraus mit quietschenden Bremsen zum Stehen brachte, stand er auf einmal in gleißendem Flutlicht. Das Schild hatte gelogen. Sie waren nicht einen Kilometer von der Grenze entfernt, sondern höchstens noch 60 Meter. Vor ihnen lag in Rufweite ein größerer Grenzübergang mit acht bis zehn Fahrspuren und jeweils einem Glashäuschen und Scheinwerfern dazwischen.
    Der Peugeot war weit und breit das einzige Auto, und gewiß wurden sie von sämtlichen Grenzbeamten beobachtet. Der Plan mit dem Kofferraum war durchkreuzt. Schlimmer noch, es gab kein Zurück, denn sie waren auf einer Einbahnstraße.
    In Craigs Kopf drehte sich alles. Er zeigte auf einen seitlich gelegenen Parkplatz für die Kontrolle von Lastwagen und forderte Frank auf, dort zu halten. Aufgeregt stoppte Frank auf dem Parkplatz und schaltete Licht und Motor aus, was die Grenzer nur mißtrauischer machen konnte. Da entdeckte Craig in Richtung der Wachhäuschen einen Münzfernsprecher. »Geh zum Telefon und tu so, als wolltest du jemanden anrufen«, sagte er zu Frank. »Ich lasse mir in der Zwischenzeit was einfallen.«
    Leichter gesagt als getan. Sie saßen in der Falle. Entweder konnten sie weiterkämpfen oder aufgeben - aber dazu war Craig nicht bereit. Frank setzte sich wieder ans Steuer und fragte: »Und? Was machen wir jetzt?«
    Craig lächelte dünn. »Hast du starke Nerven? Dann fahr durch.«
    Frank dachte nach. »Du willst, daß ich den ersten Gang einlege und einfach durchfahre?«
    »Nein«, sagte Craig, »wenn sie auf den Wagen schießen, könnten sie die Mädchen treffen. Fahr langsam an die Häuschen heran und wedele mit deinem Paß. Dann sehen
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    wir ja, ob sie dich durchwinken.« Bis zu diesem Moment hatte die Angst Craig fast aufgefressen. Er hatte merklich gezittert; sogar um seinen Mund zuckte es. Aber sobald er entschieden hatte, was zu tun war, wurden beide wieder ruhiger - so riskant die Sache auch sein mochte.
    Craig hatte diese Methode schon einmal erfolgreich angewandt, aber diesmal funktionierte sie nicht, denn sie hatten sich zu auffällig verhalten. »Halt!« riefen die Grenzbeamten. Etwa ein halbes Dutzend von ihnen kam herbeigerannt. Sie waren noch sechs Meter entfernt.
    Zwei Grenzer tauchten auf beiden Seiten des Wagens auf und verlangten die Pässe. Frank gehorchte, aber Craig erstarrte auf seinem Sitz; er hatte seine Papiere in einem Beutel im Kofferraum gelassen. »Bitte aussteigen!«
    forderte sie der diensthabende Beamte auf. Craig betete, daß seine Töchter nicht aufwachten und daß die Beamten sie unter den auf dem Rücksitz ausgebreiteten Hemden und Jacken nicht sahen. Er nahm die Autoschlüssel, stöberte im Kofferraum und reichte dem Beamten dann mit gespielter Ruhe seinen Paß. Aber dann verließ ihn der Mut. Er sah, daß der Beamte einen tragbaren Computer bei sich hatte, wie er ihm schon im Zug nach Frankfurt fast zum Verhängnis geworden wäre. Und als ein dritter Beamter sich vorbeugte und mit seiner Taschenlampe den Rücksitz absuchte, war Craig sicher, daß alles verloren war. Stephanies blondes Haar schimmerte in der Dunkelheit.
    Der Grenzbeamte öffnete gerade den Mund, als wolle er etwas fragen, da lenkte Craig ihn ab, indem er rasch drei Schritte zurückging. »Halt!« Zwei der Beamten öffneten ihre Pistolenhalfter und griffen nach ihren halbautomatischen 9-Millimeter-Waffen.
    Mit Unschuldsmiene sagte Craig: »Entschuldigung-Durchsuchen Sie ruhig den Kofferraum.«
    »Haben Sie etwas zu verzollen?«
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    »Nein, nichts«, antwortete

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