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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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getan, »mich so lange wie möglich abzulenken«, folgerte Mariann. »Die Kinder sollten sich eingelebt haben, bevor ich ihn erreichen konnte.« Im folgenden Monat trafen zahlreiche Rechnungen für Kreditkäufe ein. Wie sich herausstellte, hatte Khalid durch Einkäufe, Barvorschüsse und Bankkredite einen Schuldenberg von 30 000 Dollar angehäuft. Außerdem hatte er den Kindern am Tag vor der Abreise neue Kleidung gekauft.
    Marianns Befürchtungen bestätigten sich, als sie sich mit dem Papierwust beschäftigte, den Khalid in einem Müllsack zurückgelassen hatte. Sie rekonstruierte den Reiseweg aus Flugnummern und Reservierungscodes: Auf eine Fahrt nach Toronto folgten Flüge nach London, Wien und schließlich Bagdad.
    Nach einer schlaflosen Nacht rief Mariann die Jugendabteilung des örtlichen Polizeireviers an, die sie an das Nationale Zentrum für vermißte und mißbrauchte Kinder weitervermittelte. »Ich gab ihnen Namen und Adresse«, berichtete
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    Mariann, »und sie sagten, sie würden mir ein Buch schicken. Danach verwiesen sie mich an das Außenministerium.« Mariann telefonierte mit einem Beamten des Konsularischen Dienstes für amerikanische Staatsbürger und erhielt »eine lange Broschüre über internationale elterliche Kindesent-führungen, in der im wesentlichen mitgeteilt wird, daß man nichts tun kann«.
    Das schlimmste war der Zeitpunkt der Entführung. Zwei Monate später fiel der Irak in Kuwait ein. Fünf Monate danach wurde die neue Heimat ihrer Kinder gnadenlos von ihrer eigenen Nation bombardiert. Es sollte sehr lange dauern, bis Mariann herausfinden konnte, ob Adam und Adora überlebt hatten.
    Mariann und Khalid hatten sich 1980 als Studenten in einem College bei Detroit kennengelernt und sechs Monate später geheiratet. Sie war 20, er 23. Khalid war zwei Jahre zuvor in die Staaten gekommen, um Maschinenbau zu studieren. Er war ein Mann ohne erkennbare Laster: Er rauchte, trank und spielte nicht.
    Zurückhaltend und ehrgeizig, verbrachte er 15 Stunden täglich in der Universitätsbibliothek.
    Mariann hatte gerade eine Beziehung mit einem temperamentvollen jungen Mann beendet, weshalb Khalids unaufdringliche Art wie eine Befreiung wirkte. »Ich weiß nicht, was ihn an mir reizte«, sagte sie. Sie ist groß, mit kräftigen Gesichtszügen, grünen Augen und schulterlangem braunem Haar; ihre Stimme ist melodisch. »Als ich ihn das erste Mal sah, funkte es sofort. Ich wußte genau: Das ist der Richtige.«
    Der erste ernsthafte Streit ereignete sich ein halbes Jahr nach der Heirat, als Khalid von einem sechswöchigen Irak-Aufenthalt zurückkehrte und Mariann ihm mitteilte, sie sei schwanger. Wütend beschuldigte er sie, ihre
    »Abmachung« gebrochen zu haben, nach der sie frühestens in fünf Jahren 233
    Kinder haben wollten, wenn er seine Ausbildung beendet hatte. Khalid schrie aufgebracht: »Das hast du absichtlich getan. Du hast mein Leben zerstört.« Kurz danach zog er in eine eigene Wohnung und ließ Mariann ohne Auto und ohne genügend Geld zurück. »Es gab Tage, an denen ich nichts zu essen hatte«, berichtete sie.
    »Oder manchmal nur einen Schokoriegel.«
    Drei Wochen vor Adams Geburt zog Khalid nach Texas, um dort zu studieren. Nachdem er einige Monate später zu Mariann zurückgekehrt war, interessierte er sich kaum für das Baby; er badete es nicht, wechselte ihm nicht die Windeln und fütterte es kein einziges Mal. Mariann mußte die ganze Hausarbeit erledigen, und sie hatte außerdem noch einen Job als Briefträgerin angenommen. »Ich brachte Adam zur Babysitterin, holte ihn wieder ab, hielt das Haus in Ordnung und bezahlte die Rechnungen, während Khalid studierte«, erzählte sie. Der Streß erhöhte sich dadurch, daß sie ihm »nie mehr trauen« konnte, zumal er wiederum verschwand, als Adam 18
    Monate alt war.

    Während dieser zweiten Trennung äußerte Marianns Mutter die Befürchtung, Khalid könne eines Tages mit Adam das Land verlassen. Um sie zu beruhigen, sagte Mariann: »Unmöglich, das wurde er nie tun.«
    Das Familienleben änderte sich, als Adora geboren wurde. Mariann hatte bereits damals schlimme Vorahnungen:
    »Ich wußte, daß es bald großen Ärger geben würde.«
    Khalid war wegen der zweiten Schwangerschaft noch wütender. Ihm war klar, daß er seine Ausbildung jetzt nicht planmäßig beenden konnte, weil er Geld verdienen mußte. Er verstand sich auf psychologische Kriegführung und sprach monatelang nicht mehr mit Mariann. Im Mai 1986 -Adora war gerade drei

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