02 - Das Weltenschiff
eine Bestätigung.
»Wer weiß das schon?«, erwiderte Ik. »Ich hatte mich darauf verlassen, dass die Maksu uns zu den Höhlen bringen und uns bei der Kontaktaufnahme helfen. Da die Maksu uns nicht führen können, habe ich gehofft, wenigstens der Magellan-Fisch würde bei uns bleiben. Aber wir scheinen auf uns allein gestellt zu sein.«
»Ich bin mir sicher, dass wir hier richtig sind«, verkündete Li-Jared.
Bandicut ächzte und legte den Kopf in den Nacken. Über ihm glitzerten spitze Eisstalaktiten. Er stellte sich vor, wie sie sich bei einem Beben lösen und auf ihn herabstürzen würden. Am besten denkst du über so was gar nicht erst nach, ermahnte er sich streng und senkte wieder den Blick. Vor ihm lag eine verwinkelte, gewundene Höhle mit schmalen, sich gekrümmt nach oben windenden Eissäulen und sich verzweigenden Gängen; beinahe durchsichtig waren diese Säulen, die Wände, alles, und leuchtete in einem inneren Licht. Die Höhle wirkte wie ein Labyrinth, deren Wege tief in den gefrorenen, unebenen Boden gehauen schienen.
Hinter den Gefährten wand sich ein Pfad zu einem Schacht, durch den anscheinend Tageslicht in die Höhle fiel. Bandicut erinnerte sich nicht daran, den Pfad vorhin gesehen zu haben; ob sie auf diesem Pfade wieder nach draußen finden würden, wenn sie hier fertig waren? Er schüttelte den Kopf. Falls Ik und Li-Jared fanden, was sie suchten, würden sie vielleicht überhaupt nicht mehr hier ihren Weg nach draußen finden müssen. Vielleicht würde man sie durch ein Portal direkt ins All befördern, zu den Sternen. Plötzlich verkrampfte sich Bandicut vor Anspannung. Selbst wenn er einen Weg fände, Schiffwelt von hier aus zu verlassen, würde er doch Charlie zurücklassen -jedenfalls in gewisser Weise – und auch Copernicus. War er dazu bereit?
»Sollen wir weiter vordringen?«, fragte Ik.
Bandicut atmete tief durch. »Wonach suchen wir denn genau – mal abgesehen von Hinweisen darauf, dass der Boojum hier irgendwo herumgepfuscht hat?« Hoffentlich waren sie noch rechtzeitig genug angekommen, um den Boojum genau daran hindern zu können. Bandicut wusste nicht im Mindesten, wonach er Ausschau halten sollte. Er hatte den Namen »Eishöhlen« für eine Metapher gehalten und nicht erwartet, eine bizarre Nachbildung jener Höhle auf Triton vorzufinden, in der er Charlie und seinem Translator zum ersten Mal begegnet war. Bestand das hiesige Äquivalent zu einem DatenNetz etwa aus Eis?
»Der Fisch hat gesagt, die Maksu würden uns hier treffen«, sagte Li-Jared.
»Eigentlich hat Nappi das gesagt. Nappi, wie sicher warst du dir diesbezüglich?« Bandicut schaute zu Napoleon. Der Roboter schien sich inzwischen mit allem, was Schiffwelt betraf, so gut auszukennen, dass Bandicut ihn kaum wiedererkannte.
»Ich kann mir nicht sicher sein«, erwiderte Napoleon. »Die Schattenleute haben angedeutet, dass die Maksu sehr wahrscheinlich hier sein würden. Aber ich empfange keine Nachrichten mehr von ihnen. Ich glaube diese Umgebung hier schirmt ihre Signale ab.«
Li-Jared hüpfte über ein tischgroßen Eisbrocken und landete auf einer Art Pfad. »Nun, es hat keinen Sinn, hier herumzustehen! Lasst uns gehen!«
Vorsichtig drangen die Gefährten tiefer in die Höhle vor; die Pfade, auf denen sie das taten, waren nun ganz von Eis bedeckt. Bandicut war sich nicht sicher, ob das Eis aus Wasser oder einer anderen Substanz bestand. Trotz des vielen Eises ringsum fror er nicht. Lag das vielleicht an seiner »Normalisation« – oder daran, dass es kein gewöhnliches Eis war? Nun, jedenfalls war es glatt. Napoleon, der hinter ihm lief, rutschte und schwankte, während er seine Gangart den neuen Wegverhältnissen anpasste.
Nach einigen Minuten waren sie tief ins Innere der Höhle vorgedrungen. Durchsichtige Säulen umgaben sie, Eisblöcke, die hüfthohen Salzkristallen glichen und felsähnliche, zerfurchte Wände unterschiedlichster Größen und Formen bildeten. Den Höhleneingang hatten sie schon so weit hinter sich gelassen, dass sie ihn nicht mehr sehen konnten.
»Hier scheint sich alles zu bewegen«, bemerkte Li-Jared. »Die Höhle lebt, meint ihr nicht?«
»Hm?« Bandicut sah sich um, versuchte zu ergründen, was der Karellianer meinte. Er hatte Recht: Als Bandicut genauer hinsah, erkannte er, dass sich auf manchen Oberflächen winzige Kristalle regten, schrumpften und wuchsen. Und aus dem Augenwinkel glaubte er zu sehen, wie sich eine der größeren Eiswände langsam verformte. Und nicht nur
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